Trägerwechsel in Tönisvorst Der Kreis Viersen ist neuer Träger des Notarztes in Tönisvorst

St. Tönis · Die Stadt Tönisvorst ist seit Anfang April nicht mehr Träger des Notarztdienstes. Für die Bürger verändert sich wenig. Dennoch gibt es Personalwechsel und neue Abläufe. Was das Krankenhaus zum Heiligen Geist damit zu tun hat.

 Die Notarzt-Wache bleibt auch künftig in der an das frühere Alexianer-Krankenhaus angebauten Garage in St. Tönis. Sie wurde aber renoviert und neu ausgestattet. Die Verantwortlichen freuen sich über die Übernahme.

Die Notarzt-Wache bleibt auch künftig in der an das frühere Alexianer-Krankenhaus angebauten Garage in St. Tönis. Sie wurde aber renoviert und neu ausgestattet. Die Verantwortlichen freuen sich über die Übernahme.

Foto: Bianca Treffer

Bürger in Tönisvorst, die die 112 wählen, weil sie einen medizinischen Notfall melden wollen, merken keinen Unterschied. Egal, ob der Rettungswagen (RTW) von der Rettungswache am Tempelweg oder das Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) vom Notarztstandort Westring ausrücken, um schnellstmöglich Hilfe zu leisten. Der hinter dem Notarztdienst bestehende Trägerwechsel bringt kaum spürbare Veränderungen für den Bürger – die es beim Personal und den Abläufen aber sehr wohl gibt. War der Tönisvorster Rettungsdienst als solcher schon länger in der Trägerschaft des Kreises Viersen, so ist seit dem 1. April auch der Notarztdienst der Apfelstadt in dessen Trägerschaft übergegangen. Bislang lag dieser in der Hand der Stadt Tönisvorst.

„Es war ein konstruktiver Prozess“, beschreibt Uwe Leuchtenberg das Vorgehen, das auch für Diskussionen sorgte. Der Tönisvorster Bürgermeister kann verstehen, wenn mit der Nachricht über den Wechsel bei vielen Bürgern zunächst Sorgen und Ängste entstanden sind. Diese seien aber völlig unbegründet, fügt er an. Dass es mit der Übernahme etwas dauerte, lag unter anderem darin begründet, dass eine europaweite Ausschreibung vorgenommen werden musste, erklärt Kreisbrandmeister Rainer Höckels, der auch Leiter des Amts für Bevölkerungsschutz im Kreis Viersen ist. Es wurde aber ein regionaler Dienstleister gefunden und zwar das Kempener Krankenhaus zum Heiligen Geist.

Stellten bislang die Alexianer die Einteilung der Notärzte sicher, so zeichnet nun das Kempener Hospital für die Bereitstellung der Ärzte und die Dienstpläne verantwortlich, damit 24 Stunden an sieben Tagen in der Woche ein Notarzt in der Wache in St. Tönis vor Ort ist. „Wir haben 80 Prozent der Notärzte, die schon in Tönisvorst im Dienst waren, übernommen. Die restlichen 20 Prozent haben wir entsprechend aufgefüllt“, sagt Nico Lorenz, Chefarzt Anästhesie und Organisator für die Notdienstärzteeinteilung.

Auch die ehrenamtlichen Sanitäter werden übernommen

Es handelt sich allesamt um Ärzte, die neben ihrer normalen Arbeit im Krankenhaus oder einer eigenen Praxis die Notfallschichten in Form von Zwölf- oder 24-Stunden-Diensten in St. Tönis übernehmen. Etwas, das auch unter den Alexianern der Fall war. Die große Übernahme gilt auch für die ehrenamtlich agierenden Notfallsanitäter, die das NEF fahren. Von 20 entschieden sich 15 auch unter der neuen Kreisregie weiter in den Einsatz zu gehen. Leuchtenberg spricht von einer stabilen Mannschaft, die nun wieder entsprechend aufgestockt wird.

Der Notarztstandort als solcher ist geblieben. Es handelt sich um die 2006 an das ehemalige Alexianer-Krankenhaus angebaute Notarztgarage. „Wir haben lediglich einen neuen Mietvertrag mit dem Kreis geschlossen“, sagt Andreas Schönleber, Standortkoordinator Alexianer. Trotzdem gibt es Veränderungen. „Wir haben komplett neue Dienstkleidung angeschafft und die Räumlichkeiten renoviert. Sie bekamen einen frischen Anstrich und neue Möbel, wobei wir die Küche übernommen und entsprechend ausgezahlt haben, da sie damals aus der Gemeinschaftskasse der Notfallsanitäter angeschafft worden war“, sagt Sascha Caumanns.

Organisiertes System
für die Dienstkleidung

Der Leiter der Abteilung Rettungsdienst des Kreises Viersen öffnet einen der roten Stahlschränke in der Notarztgarage. Nach Größen sortiert hängen dort die Jacke und Hosen. Einen Schrank weiter die Dienststiefel. Nach Gebrauch verschwindet alles hinter der grauen Klappe und wird der Reinigung zugeführt. „Das System ist super organisiert“, lobt Lorenz. Kleinere Bestände an Verbrauchmaterial und Medikamente, um das Einsatzfahrzeug aufzufüllen, befinden sich einen Raum weiter. Es folgen der Aufenthaltsbereich mit Küche sowie den Ruhebereichen mit Nasszellen für den Notfallsanitäter und den Notarzt.

1600 Einsätze verzeichnete das Notarztfahrzeug im vergangenen Jahr, wobei diese nicht nur im Tönisvorster Gebiet erfolgten, sondern im gesamten Kreis Viersen und den Randgebieten. Sechs Notarztstandorte im Kreis Viersen gibt es, von denen die Versorgung erfolgt. „Die Zeiten, in denen Notärzte einem Krankenhaus zugeordnet sind, sind vorbei. Er kann nicht zeitgleich seinen Aufgaben im Krankenhaus nachgehen und der Arbeit eines Notarztes. Heute ist ein Notarzt einer Wache zugeordnet, damit von dort sofort agiert werden kann. Versorgungssicherheit ist so gewährleistet“, sagt Höckels.