Bakterium aus Indien bedroht Kastanien
Während die Linden in Hinsbeck noch in frischem Grün erstrahlen, sind die Blätter der Rosskastanien bereits braun und fallen.
Hinsbeck. Nur die Blätter der beiden kleinen Linden auf der Verkehrsinsel der Johannesstraße am Abzweig zur Schlossstraße zeigen noch frisches Grün, während sich die Blätter der Rosskastanien schon braun verfärbt haben und abfallen: Nicht allein Trockenheit hat ihnen zugesetzt, sondern auch die Minermotte, die sich seit einigen Jahren in Deutschland ausbreitet.
Im Gartenamt der Stadt kennt man das Problem, doch „in diesem Jahr ist es ganz extrem“, sagt der für Bäume im öffentlichen Straßenraum zuständige Ewald Meier. „Die Motten töten den Baum nicht. Wir haben die Entwicklung im Blick.“
Ewald Meier, Gartenamt
Die Motte, die den Baum durch den frühen Laubabfall schwächt, ist inzwischen aber auch oft Vorbote eines Bakteriums, das sich seit etwa zehn Jahren von Indien her in Europa ausbreitet, gegen das kein Mittel gibt. Das Bakterium setzt sich in Rinden und Stamm fest: Man sieht die Folgen an „schwarzen Löchern“ und Pilzen, die sich am Stamm oder Astgabeln bilden. Normalerweise ziehe sich der Pilzbefall eines Baumes über Jahre hin, erläutert Meier. Doch bei diesem Bakterium seien die Auswirkungen sehr schnell zu sehen: „Nach ein oder zwei Jahren ist der Baum am Ende“, sagt Meier.
Dies wurde bisher meist nur bei rotblühenden Rosskastanien beobachtet. „Davon haben wir auch schon einige fällen müssen“, berichtet der Experte für Bäume, der gerade ein Baumkataster für Nettetal erstellt.
Die weißblühenden Rosskastanien an der Johannesstraße hat der Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) pflanzen lassen, nachdem die Straße quer durch die Ginkesweide als Teil der B 509 angelegt worden war, die damals noch mitten durch Hinsbeck führen sollte.
Die ebenfalls von der Motte befallenen mächtigen Kastanien auf dem Kirmesplatz sind einige Jahrzehnte älter. Ewald Meier sieht sie vorerst nicht in Gefahr. Er hofft, dass sich die Menschen noch lange an ihrem Anblick erfreuen können, auch wenn sie „hin und wieder die Blätter mal früher abwerfen“.
Dagegen machen Miniermotte und Bakterium einen weiten Bogen um die Edelkastanie, die einer ganz anderen Pflanzenfamilie angehört und deren Früchte essbar sind. Die Früchte der Rosskastanie dagegen sind schwach giftig.