Bosch stößt Werk in Viersen ab
Der Konzern plant den Verkauf seines Geschäftsbereichs Verpackungstechnik. Auch das Viersener Werk ist betroffen. Die 210 Mitarbeiter sind enttäuscht. Für sie gilt jedoch Kündigungsschutz.
Viersen. Der Technologiekonzern Bosch will sich vom Geschäft mit Verpackungsmaschinen für die Pharma- und Lebensmittelindustrie trennen. Davon betroffen ist auch das Viersener Werk mit 210 Mitarbeitern. Sie wurden am Freitagmorgen von der Standortleitung über die Verkaufsabsichten informiert.
Die Sparte mit ihren rund 6100 Mitarbeitern in 15 Ländern gehöre nicht zum Kerngeschäft des Konzerns und brauche eine andere Aufstellung auf ihrem mittelständisch geprägten Markt, erklärte der Stiftungskonzern am Freitag. Bosch könne sich damit stärker auf den Trend zur Digitalisierung konzentrieren, sagte Industrietechnik-Chef Stefan Hartung. „Wesentliches Ziel ist, dass alle Mitarbeiter und Standorte von einem Bewerber übernommen werden.“ Konkrete Interessenten gebe es noch nicht.
Seit fast 100 Jahren werden in Viersen an der Kölnischen Straße Maschinen für die Süßwarenindustrie hergestellt. Nicht nur die Namen am Unternehmensgebäude der 1921 unter anderem von Konrad Henkel gegründeten Berten & Co. haben sich verändert — zwischenzeitlich firmierte das Unternehmen unter dem Namen Hansella, seit 1966 hängt das Bosch-Logo an der Hauswand —, auch die Maschinen wurden stetig verfeinert. Und neben Verpackungsmaschinen für die Süßwarenindustrie werden dort auch Füllmaschinen für Pharma und Kosmetik hergestellt.
Stefan Hartung, Industrietechnik-Chef bei Bosch
45 Minuten dauerte der Bericht der Standortleitung über den geplanten Verkauf, eine halbe Stunde hatten die Beschäftigten für Fragen. „Die Mitarbeiter sind sehr enttäuscht“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Oliver Lenarz, selbst seit 31 Jahren bei dem Unternehmen. „Das ist eine Zäsur.“ Und natürlich gebe es bei den Beschäftigten eine Reihe offener Fragen: „Bosch zahlt Arbeits- und Erfolgsprämien“, erklärt Lenarz, „und es gibt die Bosch-Betriebsrente.“ Ob auch der künftige Eigentümer diese Sonderleistungen bieten werde, darüber machten sich die Angestellten Sorgen.
Der Verkaufsprozess werde vermutlich etwas länger als ein Jahr dauern, teilte der Konzern mit. Der Geschäftsbereich habe im vergangenen Jahr weltweit einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro erzielt (Bosch-Gesamtumsatz: rund 80 Milliarden Euro), im Vergleich zu 2016 war das eine Stagnation. In den vergangenen zehn Jahren habe es jedoch starkes Erlöswachstum gegeben, allerdings hätten einzelne Bereiche zuletzt mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt.
So werde derzeit am Standort Waiblingen über den Abbau von 120 der 900 Stellen verhandelt. In Viersen sei kein Abbau von Arbeitsplätzen geplant, betonte ein Sprecher. Und: Da das Unternehmen als Ganzes verkauft werden soll, bestehe der Kündigungsschutz für die Beschäftigten weiter. Bosch sei offen für strategische Käufer wie auch Finanzinvestoren, auch Konsortien von Mittelständlern seien vorstellbar, erklärt der Sprecher.
Hartung machte keine Angaben dazu, ob die Verpackungsmaschinen-Sparte profitabel ist und welchen Kaufpreis sich Bosch vorstellt. „Es ist nicht so, dass wir eine Situation haben, wo wir verzweifelt einen Käufer suchen, es ist ein wertvolles Unternehmen“, betonte er.