Brachter Wald: Streit um Damwild geht weiter
In Sachen ehemaliges Depot in Bracht beklagt die Landwirtschaft, dass sie in Düsseldorf „kein Gehör“ findet.
Niederrhein. Der Streit um den 21 Kilometer langen Zaun, der das rund 1200 Hektar große Gebiet des ehemaligen Munitionsdepots der britischen Streitkräfte im Brachter Wald umschließt, geht in eine weitere Runde. Erneut haben sich jetzt die Landwirte zu Wort gemeldet. Sie fürchten nach wie vor Wildschäden, wenn sich der Damwildbestand aus dem Depot plötzlich in der völlig freien Wildbahn tummeln kann.
Auslöser für die aktuelle Unruhe unter den Landwirten ist ein Schreiben aus dem zuständigen NRW-Ministerium (unter anderem für Umwelt, Landwirtschaft und Naturschutz) an den Präsidenten des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes. Darin fordert Minister Johannes Remmel (Grüne) nach Lesart der Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen die endgültige Beseitigung des Zaunes und zwar diesmal bis spätestens Ende 2014.
Wörtlich heißt es in dem Schreiben aus dem Hause Remmels unter anderem, dass der „Zaun zunächst bis Ende 2014 Bestand haben wird. Die Zielsetzung, ein Naturschutzgebiet nicht durch einen Zaun einzugrenzen, gilt aber weiterhin.“ Zuvor waren die Landwirte von einer längeren Verschnaufpause in der Diskussion ausgegangen — mindestens bis Ende 2015.
Grundsätzlich lässt sich allerdings sagen, dass für die Kreisbauernschaft letztlich sowohl das Datum für ein mögliches Zaun-Ende als auch die Anzahl der dann freigelassenen Tiere keine entscheidende Rolle spielen: Sie plädieren für eine radikale Lösung, nämlich „entweder den Zaun stehen zu lassen oder die Population des Damwilds auf Null zu senken“, wie am Mittwoch der Vorsitzende Paul-Christian Küskens betonte.
Ein weiterer Kritikpunkt der Landwirte ist, dass sie in Düsseldorf „kein Gehör finden“. Die Landwirtschaft, die die Folgen einer Beseitigung des Zauns zu tragen hätte, werde bei Beratungen zu dem Thema nicht bedacht.
Zu den Folgen würde laut Küskens gehören, dass „Sonderkulturen“ (etwa Spargel und Porree) zum Schutz vor Zähnen und Hufen umzäunt werden müssten. 1,70 Meter hoch müssten diese Barrikaden sein — „damit die Tiere nicht darüberspringen“. Bei „normalen“ Kulturen wie Mais und Kartoffeln sehe das anders aus. Hier gelte eine Schadenersatzpflicht, letztlich müssten sich bei Schäden Landwirte und Jagdpächter auseinandersetzen.