Das Geburtshaus Fidelis schließt
Die Einrichtung in Dülken stellt ihren Betrieb zum 31. Juli ein, weil keine Hebammen mehr verfügbar sind.
Kreis Viersen. Das Geburtshaus Fidelis in Dülken muss zum 31. Juli schließen, weil es nicht genug Hebammen findet. Vor 13 Jahren hatte Claudia Tiulea mit Silvia Hönig, ebenfalls Hebamme, das Haus gegründet. „Das war ein Traum von uns beiden“, sagt die 38-Jährige: „Den konnten wir uns für lange Zeit erfüllen, aber Anfang des Jahres wurde uns klar, dass wir schließen müssen.“
Tiulea betreut Mütter und ihre Kinder zurzeit nur vormittags. Andere Hebammen als Verstärkung zu finden, sei kaum möglich. Als Hauptgrund dafür sieht Tiulea die hohen Kosten für die Haftpflichtversicherung für freiberufliche Hebammen. „Als ich 2003 angefangen habe, lagen die bei 450 Euro jährlich. Diese Versicherung kostet heute 8000 Euro im Jahr“, sagt sie. Im Schnitt würden angestellte Hebammen beim Berufseinstieg monatlich 2000 bis 2400 Euro Bruttogehalt bekommen, später bis zu 2800 Euro, sagt Yvonne Reißig, Sprecherin der Krankenkasse AOK Rheinland. Bei freiberuflichen Hebammen sei der Verdienst schwankend.
Die hohen Kosten bei der Versicherung würden nicht durch schlechte Arbeit der Hebammen entstehen, sagt Tiulea, sondern durch hohe Versorgungskosten für Kinder mit Geburtsschäden. Im Geburtshaus Fidelis habe es noch nie einen solchen Fall gegeben unter den knapp 40 Geburten pro Jahr.
Insgesamt beschäftigt das Haus drei freiberufliche Hebammen. Nach der Schließung möchte Tiulea freiberuflich weiter Mütter betreuen — Geburtshilfe werde sie zunächst nicht anbieten. „Wenn wir schließen, ist das für die Frauen in der Umgebung ein großer Verlust, auch wegen der Kurse, die wir angeboten haben“, sagt sie. Das nächste Geburtshaus liege in Düsseldorf, in Gladbach gebe es nur Angebote in Geburtskliniken. Um die Lage zu verbessern, müssten Krankenkassen bessere Verdienstmöglichkeiten für Hebammen bieten, sagt Tiulea. Und: „Die Politik muss etwas gegen die wuchernden Versicherungsbeiträge tun.“