Der Abriss der Hauptschule naht

Seit fast vier Jahren steht das Gebäude leer. Wegen des hohen Sanierungsbedarfs fand sich kein Käufer. Nach einem Beschluss des Stadtrats sollen auf dem Gelände Wohnungen entstehen.

Foto: Jörg Knappe

Lobberich. Schulgebäude aus dem 20. Jahrhundert haben in Lobberich keine lange Lebensdauer. Nachdem die 1958 errichtete evangelische Schule am Sassenfelder Kirchweg inzwischen zur Hälfte abgebrochen ist, rückt demnächst auch die Abrissbirne am Hauptschulgebäude an der Süchtelner Straße an. Das wird wohl ein hartes Stück Arbeit, denn unter Teilen der seit Mitte 2014 leerstehenden Schule befindet sich noch ein Hilfskrankenhaus. Beim Bau war es einst als atombombensicher eingestuft worden. Mitte der 1960er-Jahre im Kalten Krieg musste eben Vorsorge getroffen werden.

Das dreigeschossige Gebäude mit zwei eingeschossigen Flügeln für die Sonderschule und die unteren Klassen der damals noch bestehenden Volksschule war seit 1961 von dem Architekten Rudolf Kilders nach dem Stand der Technik geplant worden: Elektrische Fußbodenheizung galt als das Nonplusultra. Das erwies sich 50 Jahre später als Nachteil, als das leerstehende Gebäude im Sommer 2015 in Windeseile zur vorübergehenden Flüchtlingsunterkunft hergerichtet werden musste. „Wir haben die Heizung teilweise erneuern müssen, auch die Fußböden waren hochgefährlich“, berichtet die Technische Beigeordnete der Stadt Nettetal, Susanne Fritzsche. Den hohen Erneuerungsbedarf am gesamten Gebäude sieht sie auch als Grund dafür an, dass mehrere Interessenten schließlich doch vor einem Kauf zurückschreckten.

Nach einem Beschluss des Stadtrates soll nun ein „gemischter Wohnstandort“ für das Gelände zwischen Süchtelner Straße und Ingenhovenweg entwickelt werden. Sporthalle und Kindergarten sollen dabei außen vor bleiben. An der Süchtelner Straße könnte eine drei- bis viergeschossige Bauweise möglich sein, die dann zum Ingenhovenweg auf ein- bis anderthalb Geschosse zurückgefahren wird. Auftrag der Planer ist auch, eine neue Erschließung zu entwickeln, vielleicht von der Straße Im Hoverbruch aus, die zurzeit nicht durchgehend befahrbar ist.

Bei den Abbrucharbeiten wird ein Teil des unterirdischen Hilfskrankenhauses erhalten bleiben, weil er unter der Sporthalle liegt. „Wir werden das sauber abbinden müssen,“ betont Fritzsche.

Das Schulgebäude, das Ende Oktober 1966 nach einer dreijährigen Bauzeit in Betrieb genommen wurde, war Ersatz für zwei Gebäude an der heutigen Steeger-/Färberstraße, die aus den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts stammten. Das Gelände an der Süchtelner Straße lag brach, denn hier hatten bis in die 1930er-Jahre Fabrikhallen des Samtherstellers Niedieck gestanden. Beim Schulbau stieß man noch auf zahlreiche Fundamente.

Durch die Schulreform 1969 wurde aus der Volksschule die Hauptschule, die auch die Kinder der Klassen 5 bis 8 aus der zweiten Volksschule an der Sassenfelder Straße aufnahm. Dort wurde die katholische Grundschule eingerichtet, am Hoverbruch entstand ein Gebäude für die Gemeinschaftsgrundschule. Das mittlerweile mehrmals erweiterte Gebäude an der Sassenfelder Straße entstand 1892/94 und linderte etwas die damals bestehende Schulraumnot. Im Jahr 1902 hatte Lobberich immerhin 1467 Volksschüler in 20 Klassen in fünf Gebäuden. Dazu zählte auch die Schule in Dyck.

Als Moschee wird heute ein Gebäude an der Burgstraße genutzt, dessen erste Mauern im Jahr 1828 hochgezogen wurden. Es diente bis 1958 als Schule, die letzten 40 Jahre als „Höhere Schule“ und Progymnasium, ehe der Neubau an den Sportplätzen erstand. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden Kinder auch in dem Haus Kirchstraße/Am Treppchen unterrichtet — es dient heute noch als Wohnhaus und ist von zwei Ebenen aus zugängig.