Die Königsburg wird wieder ein Kino
Der Verein Königsburg 2.0 hat das Gebäude gekauft. Schon bald sollen dort wieder Filme gezeigt werden und viele Kultur-Events stattfinden.
Süchteln. Durch die Dachpfannen blitzt der Himmel durch und am Übergang zwischen Dach und altem Mauerwerk schieben sich Efeuranken ins Innere. Unter den Dachpfannen wölben sich die Holzrippen, die einst die Gewölbedecke trugen. Beim Gang über die freiliegende Betonkappendecke knirscht Glas aus den zerbrochenen Fenstern unter den Schuhen.
„Hier war 1969 mein erster Kinobesuch. Es war das Dschungelbuch“, erinnert sich Martin Breidenbach und blickt dorthin, wo einst die Leinwand hing, auf die der Vorführer, der hinter der hohen Backsteinmauer saß, die Bilder des Filmes warf. Es könnte alles trostlos wirken, aber irgendwie liegt, trotz des deutlich sichtbaren Verfalls, ein ganz besonderer Zauber über dem alten Gebäude. Und diesen Zauber will der Verein Königsburg 2.0 wieder in seiner ganzen Schönheit zum Leben erwecken.
Die Süchtelner Königsburg soll saniert werden. Was einst die gute Stube von Süchteln war, soll sie in Form eines Kulturortes wieder werden. Vor einigen Tagen setzen Thomas Musen als erster Vorsitzender des Vereins sowie der zweite Vorsitzende, Thomas Hoffmanns, ihre Unterschriften unter den Kaufvertrag. „Wir haben seit drei Jahren versucht, das Objekt zu erwerben“, sagt Musen, der den Anstoß zu dem Ganzen gab und die Idee einer Reaktivierung hatte.
Martin Breidenbach, Königsburg 2.0
Er ist dabei der Urenkel der Familie Schmitz, die 1908 die Königsburg erbauen ließ und gastronomisch nutzte. Im großen Festsaal fanden kulturelle Veranstaltungen wie unter anderem Theater, Vorträge und Vereinsingen statt. 1952 kam eine Kinonutzung hinzu, indem ein Vorführraum eingebaut und die entsprechende Technik installiert wurden.
Bis 1973 wurde die Königsburg als Kino mit rund 400 Plätzen betrieben, dann endete die kulturelle Nutzung des großen Jugendstilgewölbesaales mit seiner hervorragenden Akustik. Er diente nur noch als Lagerraum. Der Ansatz einer Reaktivierung um das Jahr 2000 herum scheiterte. Lediglich die Gastronomie im vorderen Bereich lief weiter. Doch damit war vor einigen Jahren ebenfalls Schluss. Das gesamte Gebäude verfiel zusehend.
Diesen Verfall will der Verein nun stoppen. Königsburg 2.0 will nach dem Kauf das gesamte Gebäude kernsanieren und es zu einem kulturellen Zentrum ausbauen, wo Tanz, Theater, Film, Musik und Vorträge ein Zuhause finden sollen.
„Die Bausubstanz als solche ist in einem soliden Zustand“, sagt Breidenbach, der das Projekt als Architekt begleitet. Betreffend den Saal müssen das Dach und die Fenster erneuert werden. Die Fassadengestaltung, eine neue Heizung, die Gebäudetechnik und ganz wichtig, die Wiederherstellung der Rabbitz-Konstruktion, wie sich die Gewölbeputzkonstruktion nennt, stehen des Weiteren auf der To-Do-Liste. Auch die frühere Passage, die es ermögliche, von der Fußgängerzone direkt zum Saal zu gelangen, soll wieder hergestellt werden.
Der Verein hofft dabei auf öffentliche Fördergelder, denn immerhin handelt es sich um ein denkmalgeschütztes Objekt. Gut in Schuss ist der Keller der Königsburg, der schon bald für erste kleinere Events genutzt werden kann.
Thomas Musen, Königsburg 2.0
Den Neustart feierte der Verein jetzt mit einer Öffnung des gesamten Gebäudekomplexes. Die Besucher konnten Vorderhaus, Saalbau und Nebengebäude besichtigen und sich selber ein Bild über den aktuellen Zustand von innen machen. Eine Gelegenheit, die zahlreiche Besucher nutzen, wobei die ausgehangenen Planungen bestens ankamen.
„Ich halte dem Verein die Daumen, denn ich finde es hervorragend, wenn hier wieder Leben einziehen würde“, sagte Inge Schlottke und drückte damit aus, was viele Gäste ebenfalls dachten. Die Bürger waren aber auch gefragt. Der Verein sammelte Wünsche, Ideen und Anregungen der Besucher für zukünftige Events. Die Wunschpalette reichte von Tanztee für Senioren bis zur Star-Wars-Kinonacht.