Freiheitsstraße: Baustart erst 2019
Eigentlich sollten die Bagger für Viersens größtes Bauprojekt des Jahrzehnts in den nächsten Tagen anrollen. Doch der Beginn verzögert sich.
Viersen. Es wird die größte Baustelle des Jahrzehnts — im Auftrag der Stadt Viersen will die NEW ein gigantisches Regenrückhaltebecken unter der Viersener Innenstadt bauen, um für Starkregen-Ereignisse gerüstet zu sein. Mehr als drei Jahre lang wird es dadurch zu Verkehrseinschränkungen auf der Freiheitsstraße kommen, deren Fahrspuren auf einer Länge von rund 1,6 Kilometern gesperrt werden müssen. Eigentlich hätten die Bauarbeiten in den nächsten Tagen starten sollen. Doch dazu wird es nicht kommen. Frühestens im Februar 2019 sollen nun die Bagger anrollen.
Grund für die Verzögerung sind unterschiedliche Auffassungen von NEW und dem städtischen Ordnungsamt über die Gefährdung durch Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg. Bei Bauarbeiten bis zu acht Metern unter der Oberfläche müssen Unternehmen den sogenannten Kampfmittelverdacht ausräumen. „Trotz umfangreicher Recherchen und einem ballistischen Fachgutachten, das die NEW AG in Auftrag gegeben hat, hat das Ordnungsamt die Überprüfung der gesamten Trasse angeordnet“, erklärte NEW-Sprecherin Christina Achtnich. Das bestätigte die Stadt, verwies auf eine entsprechende Empfehlung der Bezirksregierung.
Um die Trasse zu überprüfen, müsste die NEW mehr als 3500 vertikale Sondierungsbohrungen in je sieben Meter Tiefe auf der Freiheitsstraße durchführen. „Um das zu vermeiden, hat sich die NEW entschlossen, die Tiefenlage des Sammlers unterhalb des empfohlenen Gefährdungsbandes von acht Metern zu legen“, sagte Achtnich.
Im Klartext: Das große Regenrückhaltebecken, der sogenannte Tiefensammler, soll tiefer gelegt werden als ursprünglich geplant. Achtnich: „Die damit verbundenen Planungen hatten Auswirkungen auf den Baustart.“
Ob die Verzögerung zu Mehrkosten führen wird, konnte die NEW am Mittwoch noch nicht mitteilen. „Hierzu können wir noch nichts sagen, da wir auf die konkreten Angebote der Firmen noch warten“, erklärte eine Sprecherin. Auch die Gesamtkostenhöhe der Baumaßnahme lasse sich nicht beziffern. „Da wir uns mitten im EU-weiten Ausschreiben befinden, können wir noch kein konkretes Investitionsvolumen benennen.“ Im vergangenen Jahr war von rund 20 Millionen Euro die Rede.
Noch bis Ende des Jahres laufen vorbereitende Arbeiten für die Großbaustelle weiter. So soll im August die Glasfasertrasse an Gerberstraße und Goetersstraße verlegt werden. Das städtische Glasfaserkabel verbindet das Rathaus mit der Feuer- und Rettungswache und der Leitstelle Viersen. Im Anschluss werden Arbeiten an den Versorgungsleitungen im Knotenpunkt Freiheitsstraße/Brüsseler Allee/Josefsring beginnen. Die vorbereitenden Arbeiten für den Tiefensammler sollen voraussichtlich im November abgeschlossen sein.
Im September starten Tiefbauarbeiten an der Kreuzung Goetersstraße/Freiheitsstraße. Dort müssen Telefon- und TV-Kabel verlegt werden. Voraussichtlich im Dezember sollen diese Arbeiten abgeschlossen sein.
Die ersten regulären Arbeiten am Tiefensammler selbst werden im Kurvenbereich der Freiheitsstraße vollzogen: Neben der Kurt-Schmidt-Straße müssen drei oder vier Platanen gefällt werden. Auch im Postgarten werden Bäume gefällt, damit Platz für die Unterbringung der Baufahrzeuge geschaffen wird.
Bevor die Arbeiten am ersten Bauabschnitt beginnen, wird eine Einzelmaßnahme vorgezogen: An der Kreuzung Brüsseler Allee und Freiheitsstraße richtet die NEW eine Baugrube mit Bohrpfahlwand und Bodenplatte ein, wird sie dann provisorisch verschließen.