Kreis Viersen Geringe Wahlbeteiligung = starkes AfD-Ergebnis
Bei einer genauen Analyse der Ergebnisse im Kreis Viersen zeigen sich zwei klare Sieger: die FDP und die „Alternative“. In Willich liegen die Liberalen teilweise vor der SPD.
Kreis Viersen. Vor allem die Farben Gelb und Blau fallen beim Blick auf die Wahlergebnisse in den einzelnen Kommunen auf. Wie im Bundesergebnis sind FDP und AfD auch im Kreis Viersen die Sieger. Wobei anzumerken ist, dass die FDP mit 16 Prozent deutlich über dem Bundesergebnis von 10,7 Prozent liegt — und die AfD mit 7,5 Prozent deutlich unter dem Trend im Bund (12,6 Prozent).
Mit Blick auf die FDP ist das Ergebnis nicht überraschend. Für die Liberalen ist der Kreis Viersen traditionell eine Hochburg. Sogar dann, wenn die FDP bundesweit unter die Fünf-Prozent-Hürde fällt, wie 2013 geschehen. Dennoch gibt es dieses Mal herausragende FDP-Werte. Zum Beispiel im Wahllokal in der früheren Grundschule Schmalbroich in Kempen. Dort kommt die FDP auf 21 Prozent, während die SPD nur 12,8 Prozent holt.
In der Stadt Willich sieht es ähnlich aus. Dort holt die FDP mit 18,24 Prozent ihr kreisweit bestes Ergebnis bei den Zweitstimmen und landet nur knapp hinter der SPD (20,5). Wenig überrascht zeigt sich davon der CDU-Bundestagsabgeordnete und Willicher CDU-Vorsitzende Uwe Schummer: „Die FDP war in Willich schon immer sehr stark.“ Offenbar meist auf Kosten der CDU: In Neersen etwa verliert die Union zehn Prozent — die FDP gewinnt 12,2.
Gleich in mehreren Willicher Wahlbezirken liegen die Liberalen vor den Sozialdemokraten, am deutlichsten bei der Briefwahl. Da kommen sie im Stimmbezirk 9019 (Alt-Willich) auf satte 21,3 Prozent — die SPD nur auf 14,2. Und im Schiefbahner Briefwahlbezirk 9109 sind es sogar 22,8 Prozent für die FDP bei nur 17,9 für die SPD. „Wir danken allen Wählerinnen und Wählern für Euer Vertrauen! Mit einem tollen Wahlergebnis haben wir in Willich fast zur SPD aufgeschlossen“, jubeln die Liberalen auf ihrer Homepage.
Die AfD ist vor allem dort stark, wo die Wahlbeteiligung schlechter ist. In diesen Bezirken ist dann auch eine sozial schwächere Wählerschaft zu vermuten. Als Beispiele seien die beiden Wahllokale in der Kita Paul und Pauline im Kempener Hagelkreuz-Viertel genannt. Dort liegt die Wahlbeteiligung bei 66,1 bzw. 69,2 Prozent. Die AfD kommt in den Lokalen der „Neuen Stadt“, die durch viele Mehrfamilienhäuser geprägt ist, auf 12,1 bzw. 12,9 Prozent. In der Astrid-Lindgren-Schule im Hagelkreuz-Viertel liegt die Wahlbeteiligung bei 58,9 Prozent — das AfD-Ergebnis bei 14,2 Prozent. Auch in Kempen-Tönisberg — mit dem sogenannten sozialen Brennpunkt am Wartsberg — ist die AfD stark: In beiden Wahlkreisen des Bergdorfes kommt die Partei auf 10,5 Prozent.
In der Stadt Willich gelingt es der AfD in keinem Stimmbezirk, ein zweistelliges Ergebnis zu holen. Anders im benachbarten Tönisvorst: Im Wahllokal Schulzentrum Corneliusfeld I (St. Tönis) kommt sie auf 12,5 Prozent. Die Wahlbeteiligung liegt hier bei 67,5 Prozent. Und im Wahllokal Kindergarten Benrader Straße (ebenfalls St. Tönis) holt die „Alternative“ 11,84 Prozent.
In eher ländlichen Stimmbezirken sieht es ganz anders aus: Im Schulzentrum Vorst I erreicht die AfD nur knapp 3,8 Prozent — das sind gerade einmal 21 Stimmen. “ S. 13