Kreis Viersen Händler warten auf „Mein Kampf“
Den Buchhändlern im Kreis Viersen liegen Anfragen vor. Nicht alle wollen die kommentierte Hetzschrift Adolf Hitlers verkaufen.
Kreis Viersen. Kaum kam das Buch vor knapp einer Woche auf den Markt, da war es auch schon vergriffen: Das Münchener Institut für Zeitgeschichte veröffentlichte am 8. Januar eine kommentierte Fassung von Adolf Hitlers „Mein Kampf“. Das Interesse war offensichtlich deutlich größer als angenommen. Es soll auf Anhieb rund 15 000 Anfragen gegeben haben. Die Erstauflage betrug aber nur 4000 Exemplare.
Deshalb soll am kommenden Montag bereits die zweite Auflage erscheinen. Davon hoffen dann auch die Buchhändler bei uns zu profitieren. Eine — nicht repräsentative — Umfrage der WZ im Kreis Viersen ergab, dass keiner der Buchhändler bislang ein Exemplar erhalten hat. „Wir hätten ja gerne welche verkauft, aber es waren keine mehr da“, sagt beispielsweise Dirk Lewejohann von der Thomas-Buchhandlung an der Kempener Burgstraße. Ihm liegen einige Vorbestellungen vor.
Erste Anfragen nach dem zweibändigen, 1948 Seiten starken und 59 Euro teuren Buch bekam er bereits, nachdem erstmals über die Neuveröffentlichung in den Medien berichtet worden war.
Interessenten haben sich auch schon bei Gerrit Wissink von der gleichnamigen Buchhandlung an der Burgstraße in Kempen gemeldet. In die Regale will er sich das Buch zwar nicht legen, kann es aber innerhalb von 24 Stunden besorgen, wenn es wieder lieferbar ist.
Knapp zehn potenzielle Leser der neuen Ausgabe von „Mein Kampf“ haben sich in der Willicher Buchhandlung gemeldet. Auch dort wartet man auf die zweite Auflage.
„Wir wären froh, wenn wir einige Exemplare bekommen hätten“, sagt Günter Wielpütz von der St. Töniser Buchhandlung an der Hochstraße. Zumal bereits 20 Kunden eine Bestellung haben vormerken lassen. „Es handelt sich dabei überwiegend um ältere und seriöse Menschen aus der Nachkriegsgeneration“, sagt Wielpütz. „Mein Kampf“ sei zwar ein schlimmes Zeitdokument, aber die kommentierte Ausgabe sei ein legitimer Weg, diesen Teil der deutschen Geschichte öffentlich zu machen.
Ganz anders sieht das Karl Groß von der Grefrather Buchhandlung. „Ich werde das Buch nicht einkaufen, trotz der Kommentierung. Ich halte den Zeitpunkt der Veröffentlichung für nicht sinnvoll“, sagt er. Groß glaubt, die Gesellschaft sei dafür „aktuell unreif“. „Das ist für mich eine Frage der politischen Hygiene. Deshalb werde ich ,Mein Kampf’ auch nicht für gute Kunden bestellen“, so Groß.
Unterschiedlich wird das Thema in den städtischen Büchereien gehandhabt. Aktuell gibt es das Buch noch nirgendwo zur Ausleihe. „Wir werden sie aber in den nächsten Wochen anschaffen“, sagt die Leiterin der Kempener Stadtbibliothek, Ursula Wiltsch.
Zumindest aktuell nicht geplant ist das hingegen in der Stadtbücherei Willich. „Es gibt bisher noch keine Nachfrage — auch nicht von den benachbarten Schulen“, sagt Mitarbeiterin Andrea Krause. Man könne „Mein Kampf“ aber bei entsprechender Nachfrage auch über die Fernleihe bestellen.
Auch in der Stadtbücherei Tönisvorst werden die beiden Bände wohl nicht ausgeliehen. Man könne vor einem kritischen wissenschaftlichen Hintergrund darüber diskutieren, sagt Bürgermeister Thomas Goßen. Er stellt aber für die Verwaltung klar, dass auch die kommentierte Ausgabe von „Mein Kampf“ in keinen Bücherschrank gehöre.