Harlem Shake: Zappeln, bis der Arzt kommt

Nach Gangnam Style kommt nun Harlem Shake. Der neue Tanz begeistert die Massen. Am Wochenende tanzten 4200 Menschen in Roermond mit — niederländischer Rekord.

Roermond. Bis Karneval war es der „Gangnam Style“, der schon bei den ersten Tönen des Liedes des südkoreanischen Rappers „Psy“ die Menschen zu kollektiven zuckenden Bewegungen verleitete. Karneval ist Geschichte, und inzwischen tobt „eine andere Sau durchs Dorf“, wie der Niederrheiner sagen würde. Richtiger wäre: ein anderer Virus durchs Netz. Er heißt Harlem Shake und hat weder etwas mit Influenza (Grippe) noch mit der Verseuchung von Rechnern zu tun. Es ist ein Tanz, der die Massen bewegt — vor allem im Internet.

Über Harlem Shake kann man geschmacklich streiten, aber das Gefühl, sich mit genau diesen Tanzbewegungen im Netz verewigen zu wollen, greift mindestens mit der gleichen Geschwindigkeit um sich wie der aktuelle Grippevirus. Und infiziert genauso wahllos Junge wie Alte.

In Roermond waren es am Wochenende 4200 Menschen, die trotz Schnee und niedriger Temperaturen auf den Bahnhofsvorplatz kamen, um miteinander den 30-Sekunden-Tanz zu vollführen. Das ist niederländischer Rekord. Möglicherweise auch nur deshalb, weil noch kein anderer auf die Idee gekommen war.

In Deutschland hat es bislang erst einige zaghafte Versuche rund um Harlem Shake gegeben. 150 Menschen in Erfurt, kaum mehr in Berlin. Für kommenden Sonntag ist ein Rekordversuch in Passau geplant, für den immerhin mindestens 500 Menschen erwartet werden. Die Gemeinden und Städte am Niederrhein halten sich noch bedeckt — noch ist kein Harlem-Fieber in Sicht.

Genaue Tanzregeln für den Harlem Shake, der als Stil in den 80er Jahren im New Yorker Stadtteil Harlem erfunden wurde, gibt es nicht mehr. Ein Lied mit diesem Titel hat der Musikproduzent Harry Rodrigues — alias DJ Baauer — im Mai vergangenen Jahres veröffentlicht.

Seit in diesem Monat die ersten Videos dazu mit Menschen, die für 30 Sekunden völlig abzappeln, auf den bekannten Internet-Plattformen erschienen, rollt die Welle. Menschen im Büro, in Kostümen, ganz ohne was, mit Kisten auf dem Kopf, in der U-Bahn — es gibt nichts, was es beim Harlem Shake nicht gibt.

Die ursprünglichen Bewegungen bestehen darin, die Schultern zurückzureißen, wobei die Arme hinterher zappeln, und gleichzeitig das Becken in Stoßbewegung nach vorne zu bringen. „Sexuell konnotiert“ nennt das die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihrer unnachahmlichen Art, schöne Umschreibungen zu finden.

Doch das ist nur der Ursprung. In Roermond hatte es etwas Karnevalistisches. Es waren durchaus auch Anmutungen von „Die Hände zum Himmel“ oder dem Ententanz zu sehen. Für den neuen Bürgermeister von Roermond, Peter Cammaert (62), gab es keinen Grund zur Zurückhaltung. Auch er nahm an dem Zappel-Happening teil.

Die Grenzstadt ruht sich übrigens jetzt nicht auf ihrem Landesrekord aus, sondern erwartet Nachahmer, die sie vielleicht sogar übertreffen könnten. Deshalb haben die Planungen für ein noch größeres Happening dieser Art im Sommer schon begonnen.