Herr der schaukelnden Pferde
Günther Tlotzek aus Nettetal, 88 Jahre alt, ist stolzer Besitzer der weltweit größten Sammlung.
Nettetal. „Das Schaukelpferd ist nicht out und wird auch nie out sein.“ Da ist sich Günther Tlotzek sicher. Der 88-jährige Rentner aus Nettetal sammelt Schaukelpferde schon seit Jahrzehnten — in allen erdenklichen Formen und Varianten. Neben einem hölzernen Original aus dem Jahr 1889 finden sich auch viele Miniatur-Modelle in seiner Sammlung. Darunter Stücke aus Silber, Gold, Messing, Stroh, Plastik, Glas, teurem Hummel-Porzellan oder mit Swarovski-Steinen besetzt.
Vor über 30 Jahren packte den ehemaligen Geschäftsführer einer Maschinenfabrik plötzlich die Sammellust. Bei einem Spaziergang entdeckte er im Schaufenster eines persischen Teppichgeschäftes ein kleines mit Kupfer und Messing beschlagenes Exemplar aus Holz und war sofort hin und weg, wie sich der alte Mann mit dem weißen Haar noch heute genau erinnert. „Das will ich haben“, sagte er damals zu seiner Frau. Seit diesem Tag sammelt der Rentner alles, was Pferd ist und schaukeln kann.
Ob Schaukelpferde als Plätzchenform, Türstopper, Weihnachtsbaumschmuck, Babyrassel oder Spieluhr — Tlotzek hat sie alle. Er putzt und restauriert seine stummen Tierchen. Familien mit Kindern führt er gerne durch sein Privatmuseum. Viele Menschen in seiner Heimat kennen ihn.
Von Trödelmärkten und Reisen kommt er mit neuen Schaukelpferden zurück. Auch seine Familie und Bekannten halten stets die Augen nach den Huftierchen offen. Eine beträchtliche Anzahl ist so in den drei Jahrzehnten zusammengekommen. So viele, dass der Rentner eigens eine Wohnung anmieten musste, als „Stall“ für seine Lieblinge.
Gezählt hat er seine Pferdchen schon lange nicht mehr. „Bei 2000 Stück hab ich aufgehört“, sagt der 88-Jährige. Rund 2500 Exemplare müssten es mittlerweile sein. Und seine Herde wächst und wächst.
Tlotzek kennt sich bestens aus in der Schaupferd-Szene und weiß, dass seine Sammlung die mit Abstand größte der Welt ist. „Andere Sammler haben nicht annähernd so viele Stücke wie ich“, sagt er stolz.
Seinem Hobby verdankt er sogar eine unverhoffte Familienzusammenführung. Die Tochter seines seit dem Zweiten Weltkrieg verschollenen Bruders hatte der Rentner nie kennengelernt. Die Frau fand ihren Onkel im Internet über die Seite seines Schaukelpferd-Museums.