Hochschule Niederrhein entwickelt Modell für Car Sharing
Studenten der Hochschule haben ein Modell entwickelt. 29 Cent soll das Fahrzeug pro Minute kosten. Mittwoch startet ein Test in Düsseldorf.
Niederrhein. Die Bahn hat es beim Fahrrad vorgemacht: Man kann die Räder einfach ausleihen, bekommt per Telefon einen Code, um das Schloss zu öffnen, und kann das Rad abstellen, wo man will. Der Preis wird exakt nach Verbrauch abgerechnet. In Köln etwa zahlt man acht Cent pro Minute, maximal neun Euro am Tag. Was beim Fahrrad funktioniert, soll jetzt auch beim Auto Wirklichkeit werden.
„Man zahlt nur den reinen Gebrauch“, sagt Fabian Winkler. Der Student der Hochschule Niederrhein arbeitet mit an einem modernen Car-Sharing-Modell — möglichst viele Nutzer teilen sich ein Auto. Winklers Studienkollege Hagen Westhues ergänzt: „Man muss nicht ein eigenes Auto haben, um möglichst flexibel und mobil zu sein.“
Eine Gruppe von 25 Masterstudenten der Hochschule Niederrhein untersucht derzeit gemeinsam mit der Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen aus Aachen die künftige Nutzung des Autos. Dabei liege die spontane Miete des Fahrzeugs im Trend, sagt Ingo Olschowsky von der Forschungsgesellschaft. Das Angebot soll vor allem junge Stadtbewohner ansprechen, die sich kein eigenes Auto leisten können, aber trotzdem möglichst mobil und flexibel sein möchten.
Die Studenten haben jetzt Nutzergruppen und Kostenmodelle untersucht und sind dabei auch der Frage nachgegangen, wann sich das Car-Sharing für die Anbieter finanziell lohnt. Nutzer denken vor allem in ökologischen Bahnen; sie wollen Umwelt- und Verkehrsbelastungen reduzieren und ihre Fahrzeiten optimieren.
Die Studenten haben aber auch Rechenmodelle aus Sicht der Hersteller entwickelt. „Entscheidend ist eine ausreichend große Zahl von Kunden“, sagt Jan Wieseler, Student der Wirtschaftswissenschaften. Danach wäre es ideal, wenn sich für eine Flotte von 300 Fahrzeugen täglich insgesamt 7500 Nutzer finden würden. Also müssten 25 Fahrer ein Auto am Tag nutzen.
Dafür müsste der Nutzer 29 Cent pro Minute für das Fahrzeug zahlen. Darin wäre dann alles enthalten, sagt Wieseler: „Tankkosten, Versicherung, Parkgebühren sind inklusive. Und das Auto kann am Zielort abgestellt werden und muss nicht zurückgebracht werden.“
Voraussetzung für die spontane Kurzzeitmiete ist, dass die Teilzeit-Autofahrer vor ihrer ersten Fahrt durch den Anbieter registriert werden. Die Fahrzeuge können über das Internet, eine Smartphone-App oder eine Service-Hotlinie direkt am Straßenrand gefunden werden. Abgerechnet wird nach den Vorstellungen der Hochschule Niederrhein auf Minutenbasis. Dieses Modell sei für große Automarken wie Daimler und BMW attraktiv, sagt Professorin Doris Kortus-Schultes: „Auf diese Weise können die Hersteller frühzeitig junge Autofahrer an sich binden.“
Dabei sollen die Car-Sharing-Fahrzeuge nur in abgegrenzten Innenstadtbereichen zur Verfügung stehen, sagt Student Fabian Winkler. Und sein Kollege Hagen Westhues hat bereits große Zukunftsvorstellungen: „Die Autohersteller können über Apps, auf denen der nächste freie Parkplatz angezeigt wird, über einen Nachtshuttle für Studierende oder eine Mobilitätskarte ein attraktives Gesamtpaket schnüren.“
Ob’s in der Praxis passt, wird jetzt in Düsseldorf ausprobiert. Am Mittwoch starten BMW und die Autovermietung Sixt mit einem Car-Sharing-Angebot in der Landeshauptstadt. Das gemeinsame Tochterunternehmen Drive now hält 150 Fahrzeuge bereit. Die Autos stehen mit Sondergenehmigung auf öffentlichen Parkplätzen, per Handy kann man sie orten und per Chipkarte öffnen. Daimler will im Frühjahr mit Car2go nachziehen und dann 300 Autos bereitstellen.