Immer mehr Nachwuchs engagiert sich in Nettetaler SPD
Der Ortsverband verzeichnet einen deutlichen Mitgliederanstieg.
Nettetal. Katerina Charalambakis will nicht darauf warten, dass andere etwas für sie tun. Die 19-jährige Lobbericherin packt gerne selbst an. Zwar waren ihre Eltern zunächst verwundert, als sie ihnen erzählte, dass sie in die SPD eintreten wollte. „Aber sie haben sich gefreut, dass ich mich für etwas engagieren möchte“, erzählt die junge Frau. Seit dem Sommer ist sie bei den Nettetaler Sozialdemokraten. Sie ist nicht das jüngste Mitglied, aber die mit Abstand jüngste Frau.
Ein auslösendes Ereignis, weswegen sie der Partei beitrat, gab es nicht. Charalambakis wusste einfach, dass sie jetzt in der Kommunalpolitik dabei sein will. „Ich sehe es als meine Pflicht, etwas zu tun“, sagt sie. Im Unterricht sprachen Charalambakis, die die Gesamtschule Nettetal besucht, und ihre Mitschüler damals gerade über die anstehende Bundestagswahl, Themen wie Sozialunterstützung, Integration und Gerechtigkeit. „Diese Themen sind mir wichtig“, sagt Charalambakis. Der Weg zu den Sozialdemokraten war buchstäblich kurz: Ihre Mutter ist mit Tanja Jansen, der Vorsitzenden des Nettetaler Ortsverbands der SPD befreundet, die Familien wohnen auf der gleichen Straße.
Laut Jansen war das Interesse an kommunalpolitischem Engagement schon vor der Bundestagswahl, den Sondierungsgesprächen und einer möglichen großen Koalition spürbar. Demnach verzeichnete der Ortsverband bereits vor der Landtagswahl einen deutlichen Zuwachs bei den Mitgliedern. „Bei unserem Nachwuchs ist die Zahl zuletzt explosionsartig angestiegen“, sagt die 44-Jährige, die bis zu Charalambakis Parteieintritt die jüngste Frau im Ortsverband war. 17 Jungsozialisten (Jusos) gibt es aktuell in Nettetal, vier davon traten seit Jahresbeginn in die Partei ein. Der Jüngste ist 14, auch Jansens Söhne (19 und 21) sind mit dabei.
Die Kreis-Jusos haben in den vergangenen Monaten rund 60 neue Mitglieder gewonnen. Damit gehören zu den Jungsozialisten bis 35 Jahre nun 142 Mitglieder. „Vier davon sind erst vor wenigen Tagen auf einen Schlag dazugekommen“, sagt Vorsitzender Lukas Maaßen (26), der auch stellvertretender Vorsitzender der Willicher SPD ist. Die Gründe? „Vielen ist der Niederrhein zu schwarz“, sagt Jansen.
Als die Ortsverbands-Vorsitzende zur SPD kam, war sie noch im Juso-Alter. „Ich glaube, dass wir damals größere Revoluzzer waren“, sagt sie. Heute gingen viele zum Studieren weg und seien nur an den Wochenenden noch in der Heimat. „Doch die Jusos heute werden ernster genommen“, sagt sie. „Da sind gute Leute dabei.“ Allerdings sei das Verhältnis der Geschlechter weder bei den Jusos noch bei der SPD ausgeglichen. „Wir haben überwiegend männliche Mitglieder“, sagt Jansen. Der stärkste SPD-Ortsverband sei Willich mit 230 Mitgliedern. Nettetal und Viersen lägen etwa gleichauf mit jeweils rund 140 Mitgliedern.
Mit ihren Freunden kann Charalambakis offen über politische Themen sprechen. „Auch wenn kein anderer in der SPD ist“, sagt die 19-Jährige, die derzeit kommissarische Schriftführerin bei der Nettetaler SPD ist. Ihr selbst ist das Thema Schulpolitik wichtig. „Da wird man noch zu wenig gehört“, sagt die Abiturientin. Als Nächstes steht für sie die Berufswahl an. „Ich möchte Jura oder internationales Recht studieren“, sagt Charalambakis.