1. Närrisches Frühstück im Kolpinghaus
Nur 70 Besucher waren im Kolpinghaus.
Kempen. Chris Tall stammt aus Hamburg. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr war der vielversprechende Nachwuchs-Comedian bei Stefan Raab aufgetreten. Am Sonntag war der mit dem RTL-Comedy-Preis ausgezeichnete Künstler im Kolpinghaus zu Gast. Gemeinsam mit Alain Frei aus der Schweiz und der Deutsch-Türkin Senay Duzcu unterhielt er rund 70 Gäste, die sich zum 1. Närrischen Frühstück eingefunden hatten.
Klar, es hätten schon noch einige Besucher mehr kommen können, aber wer dabei war, dürfte seine Entscheidung nicht bereut haben. Veranstalter in Kooperation mit dem Kolpinghaus-Pächter war der Kolping-Elferrat. Bernd Berger vom Vorstand zog eine positive Bilanz: „Ich war mit dem Programm sehr zufrieden. Diese Veranstaltung ist auf jeden Fall wiederholenswert.“
Die drei jungen Akteure hatten eine Gemeinsamkeit: Alle leben inzwischen in Köln. Ihre Programme waren dagegen sehr unterschiedlich: Chris Tall dürfte der Renommierteste unter ihnen gewesen sein — sein erstes Solo-Programm heißt „Versetzung gefährdet“. In Kempen bekam er gute Noten von den Zuschauern für seinen derben Humor. Der etwas pummelige Kleinkünstler gestand freimütig: „Ich hab’ das, was Frauen wollen: Titten.“
Alain Frei und Senay Duzcu spielten mit Vorurteilen über ihre Heimatländer. Die 33-jährige studierte Architektin hat ihren Traumberuf auf den Kleinkunstbühnen gefunden. Was sie jetzt bot, strapazierte die Lachmuskeln und dürfte zugleich zu mehr Verständnis für die in Deutschland lebenden Türken führen. „Die Türken fördern das Temperament ihrer Kinder, die Deutschen sprechen von ADHS und geben ihren Kindern dagegen Tabletten“, so Senay Duzcu.
Warum sie nicht, wie von ihr gewünscht, Funkemariechen wurde? „Weil mein Vater darauf bestanden hat, dass ich eine Jogginghose unter dem Funkemariechen-Kleid tragen sollte“, erfuhren die Zuschauer von Duzcu, die ihren Vater aber als liebenswerten Menschen beschrieb. Und sie gab eine Kostprobe ihres Temperaments — die Karnevalisten werden bedauert haben, dass aus ihr kein Tanzmariechen geworden ist.
Moderator Marc Thönes holte auch Alain Frei auf die Bühne, den jungen Wahl-Kölner mit dem Gemütlichkeit versprühenden Schweizer Dialekt. Das Publikum ging sehr gut mit — so gut, dass Frei klarstellte: „Für die Gags bin ich hier zuständig.“
In schönstem Schweizer-Deutsch ließ er seine Oma sagen: „Du bist nicht lustig.“ Da hatte sich die alte Dame aber gründlich geirrt. Die drei jungen Comedians bekamen zum Schluss etwas, das sie sonst eher selten erhalten dürften: Eine „Rakete“ und jeweils einen Orden.