Handwerkermarkt Altes Handwerk fasziniert

Am Wochenende strömten aus der Umgebung Gäste in die Altstadt und nutzten das Angebot an den Ständen und in den Geschäften.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Der Historische Handwerkermarkt im Zentrum von Kempen war wieder ein Publikumsmagnet. Bereits am frühen Samstag kamen viele Besucher. Am Sonntag, bei strahlendem Sonnenschein, bot sich der Markt geradezu als Ziel an. Alte Handwerkskünste wurden vor allem auf dem Buttermarkt praktiziert. Zugucken und Fragen stellen, das war ausdrücklich erwünscht.

„Oh, eine Kirmes!“, strahlte ein Mädchen, als es das kleine alte Kinderkarussell erblickte. Es sollte zwar das einzige Fahrgeschäft sein, aber zum Staunen gab es jede Menge Gründe, auch für die Erwachsenen. Der Historische Handwerkermarkt ist ein Fest für alle Sinne.

Besonders beeindruckend war die Vielfalt der Gerüche. Um eine etwas gedrechselte Formulierung zu benutzen: Für das leibliche Wohl war bestens gesorgt. Es roch nach Flammkuchen, Crêpes, Schafskäse, Reibekuchen, Flammlachs, Rostbratwurst, Südtiroler Landhausspeck, frischem Kaffee und anderen Köstlichkeiten. Andreas Fedler bot im Auftrag von Peter Jahn, der sich „Käsepeter“ nennt, Bergkäse aus Österreich feil. Den Passanten dürfte das Wasser im Munde zusammengelaufen sein, wenn Fedler erklärte, warum der Käse so aromatisch schmeckt: „Die Kühe, die die Milch für diesen Käse liefern, grasen in mindestens 1400 Metern Höhe und fressen dort frisches Gras und Kräuter, die es in tieferen Regionen nicht gibt.“ Damit meinte er unter anderem den holländischen Käse.

Auf dem Buttermarkt zeigten vor allem holländische Handwerker in authentischer Kleidung, dass sie uralte Handwerkskünste längst noch nicht verlernt haben. Da war zum Beispiel Harry ten Brincke, der monumentale Mittwinterhörner aus Weiden-, Erlen- und Birkenholz schnitzte. Dieses Instrument wird in unserem Nachbarland vor allem während der Adventszeit benutzt. Die Besucher des Handwerkermarktes wurden nicht enttäuscht: Ten Brincke entlockte den Hörnern immer wieder voradventliche Töne.

Nostalgie pur verströmte auch Dini Roüwhorst aus dem niederländischen Lichtenvoord mit ihrer schwarzen Tracht und der weißen Spitzenhaube. Sie hatte unter anderem Marmeladen im Angebot, die mit Früchten aus dem eigenen Garten gekocht worden sind sowie „Bauernbuttermilch“.

Nicht nur ein Seilmacher arbeitete nach Maß: Michael Geyers Versprechen an Männer, die den Dandy in sich entdeckt hatten, lautete: „Sie werden für ihre Körpergröße gekürzt.“ Gemeint waren noble Spazierstöcke mit silbernem Knauf. Außerdem verkaufte er „Wanderhüte, die man nicht nur beim Wandern tragen kann“. Deren größter Vorteil konnte am Wochenende nicht ausgetestet werden: Sie sollen ein hervorragender Regenschutz sein.

Marcus Rösner aus Moers konnte sich den Mund fusselig reden. Genau das hatte der Möbelrestaurator gewollt. Er präsentierte unter anderem ein restauriertes Nachtschränkchen aus der Biedermeierzeit und ließ sich über die Schulter schauen, als er das Geflecht eines Stuhles fachmännisch erneuerte.

„Ist das schön hier“, staunten viele Besucher, die auf den Handwerkermarkt kamen. Sie outeten sich damit als Auswärtige. Ein Heimspiel hatte dagegen Heinz Schüßler. Der Kempener Schraubenfigurenmacher hat sogar schon nach New York geliefert.