Altstadt-Geflüster: Falko will Frauen und Fußball

Das Buttermarkt-Bistro sucht sein Publikum. Ferner: Platen-Wirt hört auf, Ex-Prinz Hubert im Arbeitseifer, das Kolpinghaus mutiert zum KK-Center.

Kempen. Wer denkt, die Altstadt sei am Samstag wegen des Kostümballs leergefegt, die Kneipen geschlossen, irrt närrisch. Ab 17 Uhr ist offen, Eintritt frei, es wird voll, heißt es im Treppchen, der Prinzenburg, in der Ellenstraße 36.

Auch als Ex-Prinzessin hält Maria Tombeil im Trömmelche, Ellenstraße 30, die Stellung: "Ich hab’ hier so viel Karneval, da muss ich nicht noch in die Köhlerhalle."

Jungfräulich geht dagegen Michael Hoffmann, seit April Chef im Falko, Buttermarkt 17a, in seinen ersten Kempener Karneval. Von seinen Gästen hat er sich aufklären lassen: "Es wird wohl ein bisschen ruhiger." Die Braut ist dennoch hübsch gemacht, äh: dekoriert.

Auch das Bärlin’s, Judenstraße 8, ist für den Ansturm dekoriert und beschallt. Vor dem Ball stärken sich die Narren dort noch mit einem Essen. Wer’s dennoch gemäßigt mag, kann sich in die obere Etage zurückziehen.

Eher am Ende der Veranstaltung erwartet die Kleine Kneipe, Heilig-Geist-Straße 4, die Narren auf schnuckligen 40 Quadratmetern. Schließlich kennt der Jeck keinen Feierabend und der Kempener keine tote Altstadt.

Was macht ein Ex-Prinz Altweiber? Natürlich feiern! Weit gefehlt, blickt man zum Vorgänger von Theo I. Denn Hubert I. (Jansen) hockte am Donnerstag kreuzbrav in seinem Versicherungsbüro an der Neustraße 8 und steckte die Nase in die Aktenordner: "So viel zu tun..."

Abends fiel Hubert, gerade mal närrische 55, totmüde ins Bett. "Aber heute Abend gehe ich mal wieder auf die Rolle." In der Köhlerhalle natürlich. Schließlich hat Hubert eine Volksfürsorgepflicht gegenüber den 3100 Narren dort.

Zum Kölschen Frühschoppen lädt am Rosenmontag mittlerweile in vierter Auflage das Haus Platen. "Zum Bier gibt es Deftig-Närrisches wie Halve Hahn, Flönz oder Röggelchen", sagt Platen-Wirt Karl-Heinz Lange. Veilchendienstag und Aschermittwoch ist im Gasthaus an der Peterstraße 18 dann Fisch in allen Variationen angesagt.

Noch mal Haus Platen: Unter der Adresse Peterstraße 18 ist es der letzte Kempsche Karneval, den Karl-Heinz und Annerose Lange erleben. "Im Sommer ist Schluss, wir haben den Fünf-Jahres-Vertrag fürs Haus Platen nicht verlängert" seufzt Karl-Heinz Lange. Die wirtschaftliche Situation- Stichwort Krise- zwinge die Gastro-Familie, sich anderweitig umzusehen. "Es gefällt uns in Kempen, wir würden gerne hier bleiben." Damit steht in einem traditionsreichen Gastro-Haus im Juli wieder ein Pächterwechsel an.

Vor fast 130 Jahren hat Jakob Platen den Schankbetrieb eröffnet. Mit den hauseigenen Stallungen konnten die Bauern an der Theke entspannen, während sie ihre Pferde gut versorgt wussten. Legendär auch die Schlachtfeste bei Platen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das prächtige Gebäude zerstört und anschließend eine Nummer kleiner wieder aufgebaut.

Irene und Günther Platen führten die Gaststätte in vierter Ggeneration 15 Jahre lang. Mit ihrem Ausscheiden Ende der 80er-Jahre begann eine turbulente Pächtergeschichte. Bevor die Langes 2004 übernahmen, hatte das Haus zwei Jahre lang leergestanden.

Als das Falko am 5. April 2008 eröffnete, waren Frankenheim-Architekt und Wirt Michael Hoffmann (30) sich einig: "Unser Lokal zieht Frauen magisch an." Nun, nach knapp einem Jahr, stellt der Flüsterer fest: Die Kempener haben Falko in ihre Arme geschlossen. Aber dass die Frauen das Bistro am Buttermarkt 17a im Sturm erobert haben, will niemand ernsthaft behaupten.

Was auch mit König Fußball zu tun haben könnte. Denn Michael Hoffmann lässt kaum eine Gelegenheit aus, mit bildschirmmäßiger Omnipräsenz dem runden Leder zu huldigen. Anders ausgedrückt: Die Ballermann-Glotze läuft ohne Ende. Trotz der sexy Augenbraue von Philipp Lahm muss man konstatieren: Fußball ist immer noch eine Männer-Domäne. Siehe Falko.

Gibt es ein Partyleben nach Karneval? Gibt’s! Zwei Termine sind schon bekannt, die Feierfreunde sich dick im Kalender ankreuzen sollten. Da ist zunächst die nächste Ü30-Party am Samstag, 21.März, im Kulturbahnhof (20Uhr, Tickets à 10 Euro Abendkasse). "Viele fragen schon nach, aber jetzt wird erst mal Karneval in Ruhe zu Ende gefeiert", schmunzelt Organisator Frank Janssen, in diesen Tagen närrisch mit der Prinzengarde unterwegs.

Zum anderen veranstalten Torsten Lüppertz (41) und Mark Cox (39) am Samstag, 4. April, eine KK-Center-Party. "Aus einer Bierlaune heraus kam die Idee, Deutschlands damals größte Disko wieder zum Leben zu erwecken", sagt Lüppertz mit Blick auf das legendäre KK-Center im heutigen self-Markt, wo vor mehr als 20 Jahren das Flashlight ausging.

Lüppertz, der Friseurmeister, und Cox, der Elektriker, sind befreundet und wollen bei geselligen Menschen, die vielleicht das KK-Center noch erlebt haben, das Diskofieber entfachen. Die Party am 4.4. ab 20 Uhr findet im Kolpinghaus statt. Cox, guter Fußballer und DJ, legt Hits der 80er- und 90er-Jahre auf. Karten à neun Euro (Abendkasse zehn) gibt es in Lüppertz Friseur-Salon an der Rabenstraße 1 sowie im Kolpinghaus, Peterstraße 23.

Nach zäher Renovierung mit vielen bösen Überraschungen bautechnischer Natur kann Walter Möller am Donnerstag endlich sein neues Modegeschäft an der Peterstraße 1 eröffnen. Der 57-Jährige hatte sich entschlossen, neben seinem etablierten Laden am Studentenacker 8 ein zweites Geschäft am Markt zu eröffnen. Dort kann Möller unter den markanten Arkaden modemäßig nun endlich mal in die Vollen gehen: Das Ladenlokal ist mehr als drei Mal so groß wie sein Geschäft am Studentenacker, wo er bereits 26 Jahre die Fashion-Fahnen hochhält.

Zwei Tage nach Möller, am Samstag, eröffnen Anja und Markus Berg in ihrem 400 Jahre alten Haus an der Alten Schulstraße 18 ihr Geschäft für Tischschmuck und Dekoration. "Im Grunde ist das eine Erweiterung unserer Event-Firma MProduction", sagt Markus Berg (43). Mit anderen Worten: MProduction bekommt in Kempens Fachwerkmeile ein "Gesicht". "Tisch-Deko ist ja mein Steckenpferd", freut sich Anja Berg (39).

Da war der Wunsch der Vater des Gedankens: Ulrich Eckerleben hat Altweiber natürlich nicht mit Kollegen im Rathaus gefeiert. Lediglich das Konterfei des Ordnungsamtsleiters war auf den T-Shirts der Bediensteten abgebildet. "Ich bin ja noch krank geschrieben", nahm Eckerleben den Verschreiber in der WZ vom Freitag mit Humor. Beim nächsten Altweibertreiben ist der beliebte Amtsleiter aber sicher wieder leibhaftig dabei. "Es geht mir besser, bald bin ich wieder im Büro."

Die Vitrine auf der Engerstraße vor der Boutique Vanity bietet immer noch einen jämmerlichen Eindruck. Anfang des Jahres hatte ein Lkw beim Rangieren den Schaukasten zerlegt. Mittlerweile hat der Verkehrsverein, der für die Vitrinen verantwortlich zeichnet, das Versicherungstechnische geklärt. Der Auftrag, die Vitrine zu reparieren, ist bereits an die Firma Glas Schmitz raus. Dort wartet man noch auf Teile. Ist ansonsten aber zuversichtlich, dass es nächste Woche losgeht. "Ich hoffe, dass der Termin klappt, da wir den Schandfleck auch los sein wollen", sagt Christian Alberts vom Verkehrsverein.