Altstadt-Geflüster: Kempen macht sich fertig für den Sommer
In den Geschäften wappnen sich die Kunden mit leichter Kleidung für das gute Wetter. Außerdem wird heute aus dem Franziskanerkloster geflüstert.
Kempen. Es ist Sommer in der Stadt — der Gang durch die sonnigen Altstadtgassen macht dem Flüsterer zurzeit besonders viel Spaß. Eine entspannte Stimmung liegt in der Luft. Das Bummeln macht gleich noch mehr Freude. Susanne Bornkopp, Inhaberin vom Damenmodeladen Charisma an der Judenstraße, verrät, dass momentan vor allem weite und luftige Kleidung gekauft werden. Es finden sich immer mehr Naturtöne. Und helle Farben spielen eine große Rolle. Passend zum Sommer ist der Stoff oft leicht. Geht man weiter, sieht man, dass bei Radieschen die kurzen Hosen und die Sonnenmützchen für die Kleinen gleich an der Tür auf Kundschaft warten. Beim Modegeschäft Kleiderschrank gibt es schon „Summer Sale“.
Bei Fräulein an der Umstraße berät Delveta Rupprecht zurzeit viele Kundinnen, die sich für Tops, kurze Hosen und Kleider interessieren. Vielfältig seien die Muster, bei den Farben sind Pastelltöne gefragt. „Und Blau ist sehr angesagt“, sagt die Mode-Fachfrau. In den Schuhgeschäften dominieren ebenfalls helle Farben. Immer mehr Sandalen gibt es dort zu kaufen. Ein neuer Trend ist der glänzende Schuh. Glitter, Strass, glänzender Lack — alles ist erlaubt und ist auf jeder Art Schuh gerne gesehen. Sneakers sind weiter beliebt, werden aber auch hauptsächlich in hellen Farben gekauft.
Wer nicht ganz so viel Geld zum Shoppen zur Verfügung hat, der findet bekanntlich in dem Gebrauchtwarenhaus kaufbar, An St. Marien 16, gut erhaltene Dinge. Dort gibt es neue Öffnungszeiten. Den Laden kann man freitags von 10 bis 16 Uhr und mittwochs von 14 bis 18 Uhr besuchen und dort gebrauchte Kleider, Möbel, Schmuck, Bücher und Filme finden. Die Einnahmen helfen Arbeitslosen, einen Weg zurück in die Arbeitswelt zu finden. Wer „kaufbar“ unterstützen will, kann spenden. Auf Wunsch holen die Mitarbeiter Ware ab oder liefern Gekauftes nach Hause. Kontakt: Tel. 02162/8972560.
Aber nicht überall ist Urlaubsstimmung und Shopping angesagt. Es wird auch gearbeitet. Werfen wir doch mal einen Blick ins Kulturforum Franziskanerkloster. Bei der Sanierung ist langsam ein Ende in Sicht. Die Bretterverkleidung im Eingangsbereich ist bereits verschwunden, so dass dieser wieder für Information und Kartenverkauf genutzt werden kann. Die Toilettenanlagen sind fertig, die Elektrik ist verlegt. Nun müssen die neuen Leuchten angebracht werden und die Wände des Kreuzganges gestrichen werden.
Sehr erfreut ist Kulturamtsleiterin Elisabeth Friese über Arbeit, die ihr in dieser Woche ins Haus geflattert ist. Denn über die Familie Herfeldt hat das Museum nun eine Spende von verschiedenen Objekten aus dem Nachlass der Familie Foerster erhalten. Diese Familie hat in Kempen in früheren Zeiten einiges bewegt. Noch heute kennt man die Josephine-Foerster- sowie die Theodor Foerster-Straße. Wenn das Museum wieder eröffnet, kann man sich Maximilian Anton Foerster, den langjährigen Landrat des Kreises Kempen, auf einem besonderen Objekt ansehen. Das Porträt wurde auf einer Vase verewigt. Auch ein Bronze-Reiterstandbild und viele Fotoalben sind Teil der Schenkung. „Es ist immer gut, wenn Menschen daran denken, dass solche Objekte auch nach Kempen kommen“, sagt Elisabeth Friese. Nun werden die Objekte gereinigt und Recherchen dazu angestellt. Bald sollen sie dann wohl im Uhrensaal mit weiteren Stücken aus dem 19. Jahrhundert zu sehen sein.
Wo wir gerade am Kulturforum sind: Ein lange diskutiertes Thema scheint langsam zu Ende zu gehen — nach langen Planungen und politischen Diskussionen gab es in dieser Woche im Bauausschuss grünes Licht für den Bau eines Windabweisers am Eingang des Franziskanerklosters. Weil der elektronische Türöffner bei starkem Wind nicht genutzt werden kann, wird nun — auf der — wenn man herauskommt — rechten Seite ein Betonsockel gebaut, in den eine Glasscheibe eingelassen wird. Das soll den Wind abhalten. SPD und Grüne enthielten sich. Sie finden, dass dazu der Landeskonservator hätte gefragt werden müssen. Von den Linken gab es ein Nein. 13 000 Euro plant die Stadt für den Bau ein.
Hoffentlich ist es am 11. Juni nicht zu windig. Denn dann möchte der eine oder andere Geschichtsinteressierte gerne die Türe benutzen, um zum Vortrag mit dem Thema Heimat mit dem Politikwissenschaftler Jens Korfkamp ins Kulturforum zu gelangen. Der Kempener Geschichts- und Museumsverein und die Kreis-Volkshochschule laden dazu für 11.15 Uhr ein. Im Zeitalter von Globalisierung, Finanzkrise, Migration und Flüchtlingen kommt dem Heimatbegriff laut aktuellen Umfragen eine wachsende Bedeutung zu. Schon im Jahr 2004 gehörte Heimat zu den meist-genannten Wörtern beim Wettbewerb „Das schönste deutsche Wort“ veranstaltet vom Deutschen Sprachrat. Im Vortrag werden die vielfältigen und schillernden Facetten des Heimatbegriffs anhand ausgewählter Epochen nachgezeichnet und ideengeschichtlich in den geistigen Horizont der jeweiligen Zeit eingeordnet. Die Teilnahme kostet fünf Euro. Anmelden kann man sich bei der VHS, Tel. 02162/93480 oder per E-Mail:
Kommen wir noch einmal auf die Baustellen in der Altstadt zu sprechen. Dazu gehört ja zurzeit auch die Alte Schulstraße — die meistfotografierte Straße Kempens präsentiert sich ja zurzeit weniger fotogen. Die Bauarbeiten dort nehmen dem Kleinod schon ein wenig seines Flairs. Aber Gott sei Dank, für Fußgänger ist die Straße immerhin noch bis zur Baustelle zu erreichen, wie uns ein Schild an der Ecke zur Orsaystraße verrät.