Kultur Fasziniert von Quadraten

Vor allem die veränderten Formen haben es der Künstlerin Barbara Herrmann- Lange angetan.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Viele konstruktive Überlegungen, die Barbara Herrmann-Lange auch schon mal den Schlaf rauben können, stecken in ihren Quadraten. „Quadrate, vor allem veränderbare Quadrate sind mein Thema,“ gesteht die Künstlerin. Auch wenn ihr Atelier Moosgasse geschlossen ist, kann man durch die großen Fenster gut einen Eindruck davon bekommen, welche Konstruktionen sie so sehr beschäftigen.

„Die Gedankenarbeit ist schon sehr extrem“, erzählt sie. Aber sie freue sich ebenso über die Kreativitätsschübe in der Nacht. „Das ist ein Glücksgefühl! Auch im Schlaf arbeitet das Gehirn an Lösungen, die man anders vielleicht nicht finden würde.“ Dann schleicht sie sich nachts in Dunkelheit aus dem Schlafzimmer, um den Ehemann nicht mit Licht zu wecken und notiert sich die plötzlichen Ideen, bevor sie verlorengehen könnten.

Zum Betrachten und Vorführen ihrer Quadrat-Konstruktionen aus Pappe und Holzrahmen zieht sie weiße Handschuhe an, wie es bei Museumsleuten und Restauratoren üblich ist. Schließlich möchte sie auf den empfindlichen weißen Objekten keine Spuren hinterlassen — auch spätere Besitzer ihrer Objekte sollten entsprechende Handschuhe im Haushalt haben.

Die Variabilität ihrer Quadrate ist das Alleinstellungsmerkmal ihrer Kunst. Da kann der Betrachter nach Lust und Laune, je nach Tagesform und Stimmung sich sein Kunstobjekt an der Wand gestalten. Soll es beruhigende Wirkung haben und sehr reduziert in Farbe und Details erscheinen, gibt es die Möglichkeit, alle Quadratdeckel und selbst die kleine, natürlich quadratische Öffnung darin zu schließen und vielleicht nur einen kleinen Akzent zuzulassen. Aber man könnte auch das bunte Kaleidoskop, das sich in den kleinen Vierecken auf dem Unterbau befindet, ans Tageslicht holen.

So sehr sich die Künstlerin seit 2009 intensiv mit der Konstruktion und Gestaltung ihrer „b-Quadrate“ (Barbara-Quadrate) beschäftigt, wechselt sie auch hin und wieder das Material und die Technik. „Zwischendurch habe ich auch Lust, mal nur mit Farbe zu arbeiten.“ Dann verlässt sie ihre bevorzugte Farbpalette mit Weiß, Rot und Schwarz und malt in Öl beispielsweise mit kräftigen Blautönen.

Die gelernte Textildesignerin (Studium an der Fachhochschule Coburg) hat in den 1990er Jahren unter anderem freiberuflich für die französische Marke Louis Féraud Heimtextilien entworfen. Mit den Fotos ihrer Kollektionen verbindet sie die Erinnerung an eine schöne Zeit, die sie sehr genossen hat. Doch als dann die Kinder kamen, war diese freiberufliche Tätigkeit mit vielen Reisen nicht mehr möglich. Ihr sesshaft werden begann mit einem Atelier in Krefeld. „Jetzt beschäftige ich mich nur noch mit freier Kunst, meine Bedürfnisse haben sich geändert“, sagt sie. „Mit meiner Quadratphase werde ich auch weiterhin glücklich sein. Wenn ein Quadrat fertig ist, dann entsteht schon das nächste.“ Sie lässt sich dabei auch gerne von dem zukünftigen Ambiente eines Quadrats inspirieren. „Ich arbeite gerne mit einem konkreten Auftrag, bei dem ich auf die passende Farbigkeit und die Formensprache eingehe.“ Für sie steht fest: „Das Quadrat ist eine perfekte Form.“