Kempen/Kreis Viersen Archiv: Kempener Kritik lässt den Landrat unbeeindruckt

Andreas Coenen hält am 22. September fest. Dann soll ein neuer Standort beschlossen werden.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Die Kritik und die Forderungen aus Kempen mit Blick auf den neuen Standort für das Kreisarchiv lassen Landrat Andreas Coenen (CDU) unbeeindruckt. „Die Kreisverwaltung wird an dem Vorhaben festhalten, dass im Kreistag am 22. September eine Entscheidung getroffen wird“, ließ Coenen am Donnerstag über Pressesprecher Markus Wöhrl ausrichten.

Der Kempener Stadtrat hatte am Mittwochabend beschlossen, dass Bürgermeister Volker Rübo (CDU) Coenen diverse Bitten und Forderungen mitteilen möge. Erstens: Der Landrat wird gebeten, die Entscheidung für einen neuen Archiv-Standort von der Tagesordnung des Kreistages am 22. September zu nehmen. Zunächst soll der Kreis Gespräche mit allen beteiligten Kommunen führen. Zweitens: Der Rat fordert den Landrat auf, auf die Resolution von März zu antworten. Drittens: Die Herauslösung des Stadt- aus dem Kreisarchiv sollte zwar nicht das Ziel sein. Die Kempener Verwaltung soll nun aber prüfen, ob und wie ein solcher Vorgang vonstatten gehen könnte.

Ein entsprechender Brief aus Kempen sei bereits gestern beim Landrat eingegangen, so Markus Wöhrl. Am Entscheidungstermin 22. September will der Landrat vor allem aus zeitlichen Gründen festhalten. Um Landesmittel in Höhe von 5,1 Millionen Euro für einen Archiv-Neubau abrufen zu können, müsse das Projekt jetzt auf die Schiene gesetzt werden. „Wir können starten. Wir müssen starten“, sagte Kreisdirektor Ingo Schabrich im Kreis-Kulturausschuss am Mittwochabend.

Mit Blick auf die Kempener Resolution ließ Landrat Coenen ausrichten, dass der Kreis Viersen noch nie auf eine Resolution geantwortet habe. Das sei in solchen Fällen nicht üblich. Unter anderem CDU-Fraktionschef Wilfried Bogedain hatte sich beklagt, dass es keine Reaktion aus Viersen gegeben habe.

In der laufenden Diskussion kann Andreas Coenen nach Angaben des Sprechers nicht nachvollziehen, wieso in der Thomasstadt „so eine extreme Überraschung“ zur Rangfolge Viersen — Willich — Kempen vorherrsche. Coenen habe seinen Parteifreund Volker Rübo bereits „vor einiger Zeit“ darüber informiert, dass er das neue Archiv gerne in Viersen sehen würde. Rübo und auch die Kempener Politik hatten sich darüber beklagt, von dieser Rangfolge aus der Zeitung beziehungsweise aus der Sitzungsvorlage für den Kreis-Kulturausschuss erfahren zu haben.

Andreas Coenen setzt in den kommenden Tagen und Wochen auf eine „sachliche und ruhige Entscheidungsfindung“. Der Kreis wird nun mit der Stadt Viersen die Details abstimmen. Dann müssen die Politiker in den Gremien Viersener Stadtrat und Kreistag entscheiden, ob das Viersener Stadtarchiv unter das Kreisdach wechselt und in Viersen ein Neubau entsteht.

Die besondere historische Bedeutung Kempens für den Kreis Viersen „akzeptiert“ der Landrat nach Angaben von Sprecher Wöhrl. Diese Bedeutung rechtfertige in der Sachentscheidung aber keine „Sonderrolle“ für Kempen.

Einer möglichen Herauslösung des Kempener Stadtarchivs aus dem Kreisgebilde sieht die Verwaltungsspitze in Viersen gelassen entgegen. „Sollte es so kommen, gibt es dazu bislang kein Szenario“, so Markus Wöhrl. Die Ausgestaltung eines solchen Vorhabens sei es in erster Linie eine Angelegenheit der Stadt Kempen.

Die Initiative komme in solchen Fällen von der jeweiligen Kommune. Vergleichbare Fälle hat es schon gegeben. So löste Kempen einst die Stadt- aus der Kreisbibliothek heraus, weil dieser die Einrichtung schließen wollte. Als weiteres Beispiel nannte Wöhrl die Stadt Nettetal, die seit 2012 ein eigenes Jugendamt hat.