Ausstellung in Kaldenkirchen: Kopflose Gestalten an Fäden

Im „Kunstkabinett“ von Mark Kramers werden Modellbau- Figuren zu Symbolen der Einsamkeit.

Kaldenkirchen. Verkehrte, beängstigende Welt: Kopflose Menschen im Kosmos. Scheinbar schutzlos und chancenlos hängen sie, stecken sie, kleben sie in unendlichen Weiten, die weißen Wesen des Künstlers Mark Kramer. Dahinter Menschen mit weiß verhüllten Köpfen, bei Sphärenklängen durch den Raum schweigend schwebend: Zur Eröffnung der Ausstellung "Kunstkabinett" in der Galerie Petra Nostheide-Eycke tanzte die Viersener Ballettschule Schulz.

1500 kleine Gestalten hat der niederländische Künstler zu Installationen komponiert. Kopflos hängen sie weiß an Fäden in der Höhe und schwarz wie gespiegelt in der Tiefe darunter. "Mark Kramers Arbeiten handeln von Isolation und Angst, von Ausgrenzung und Einsamkeit", erklärte Galeristin Petra Nostheide-Eycke. Dazu der Künstler: "Mein Kunstkabinett zeigt eigentlich nur, wie wir leben."

Und so leben sie, die Menschen im Kramer-Kosmos: Kopflos die meisten, verloren, allein auf weißem Plateau schräg an der Wand oder einsam, gefangen in der Glaskugel. Hunderte hängen ängstlich blass an ihren Lebensfäden im Raum.

So werden ehemals kleine Modellbaufiguren durch des Künstlers Bearbeitung zu Symbolen, Symbolen der Einsamkeit. An der Wand das Werk "Philosophie": Auf einer Klopapierrolle ein Mini-Mensch, auf seinen Schultern wie ein Schwamm Styropor - Gehirn oder Geschwür?

"Um nachzuempfinden, wie es ist, kopflos zu sein", so Ballettchefin Annette Schulz, setzten elf Tänzerinnen Kramers Kunstkabinett in Szene: Traumhaft ganz in Weiß schwebten sie, gefangen in Gruppen, einzeln fliehend, alptraumhaft die Köpfe mit Tüchern verhüllt, einander und der Hoffnung nachjagend, dazu vom Band Ulla van Daelens sphärische Harfenklänge. Begeisterter Beifall von den vielen Besuchern für Künstler und Tänzerinnen. Eine beeindruckende Vernissage.

Zurückgeblieben ist Kramers Miniaturwelt im Kunstkabinett. Und das Gefühl, dass seine Welt gar nicht verkehrt ist. Eher normal. Beängstigend normal.