Besuch: Vom schwierigen Leben eines Kriegskinds
Josiane van Mierlo spricht über Ausgrenzungen in Frankreich und ihren Vater.
Kempen. „Ich habe mich immer doppelt gefühlt“, sagt Josiane van Mierlo-Mauchauffée, die aus Orsay in Frankreich stammt und sowohl die französische, als auch die deutsche Staatsbürgerschaft hat. Die 66-jährige Tochter von Joseph van Mierlo ist zu Besuch in Kempen. Am Freitag sprach die Vize-Vorsitzende des Vereins „Amicale nationale des enfants de la Guerre“ im Gymnasium Thomaeum über die Schwierigkeiten der sogenannten Kriegskinder — Kinder deutscher Soldaten und französischer Frauen.
Alle 500 Mitglieder des Vereins sind solche Kriegskinder und haben Diskriminierungen erlebt. van Mierlo ist seit 2006 im Verein aktiv und wuchs als einziges Mitglied mit ihrem Vater auf: „Nur vier andere haben ihre Väter kennen gelernt.“
„Es war Liebe auf den ersten Blick“, schreibt die 66-Jährige über die Beziehung ihrer Eltern in dem Aufsatz „Des fleurs sur les cailloux“ („Blumen auf den Steinen“) , in dem sie von ihrem Leben berichtet.
1942 haben sich van Mierlo und die Französin Raymonde kennen gelernt. 1944 geriet Joseph in US-Gefangenschaft. Erst als er 1947 in seine Heimat Kempen zurückkehrte, erfuhr er von seiner Tochter, die im Mai 1945 geboren wurde. Sofort zog van Mierlo nach Orsay. Doch dort wurden der Deutsche und sein Kind ausgegrenzt, als „Boche“ („Scheißdeutscher“) bezeichnet. „Bis heute sind die Wunden tief. Im Verein wollen wir vermitteln und uns austauschen“, sagt Josiane. Gemeinsam mit ihrem Mann ist sie bis Dienstag in Kempen.