Kempen Bock auf Bahn: Skaten an „Gleis 3“

Die ausrangierte Straßenbahn bringt Farbe auf die Anlage an der Berliner Allee: Die Jugend gestaltet neuen Treff innen und außen mit.

Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Die 24 Meter lange und 30 Jahre alte Straßenbahn, die die Stadtwerke Krefeld dem Jugendamt der Stadt Kempen zur Verfügung gestellt haben, muss noch auf ihre neue Aufgabe umgerüstet werden. Dass die offizielle Einweihung bereits am Samstag stattfand, hatte einen guten Grund: Die „Zielgruppe“ soll die Möglichkeit haben, selbst Hand anlegen zu können und Ideen einzubringen.

„Gleis 3“ neben der Skateranlage soll ein Anziehungspunkt für junge Menschen werden. Jugendamtsleiterin Heike Badberg freute sich am Samstag wie ein Kind, dem man wider Erwarten einen großen Wunsch erfüllt hat: „Ich habe immer von so etwas Verrücktem wie einem Doppeldecker-Bus oder einer Straßenbahn für die Jugendlichen geträumt.“

Siegfried Ferling, Stadtwerke-Geschäftsführer, hat den kühnen Traum Wirklichkeit werden lassen, ohne das städtische Budget zu belasten. Erste Gespräche hatten vor gut einem Jahr stattgefunden. Am Samstag war „Tag der offenen Straßenbahn“, jeder, der wollte, konnte sich mal auf einen der beiden Fahrersitze setzen, auf einen der vielen Knöpfe drücken und später den Halteknopf drücken.

Der Geruch von Waffeln und Erbsensuppe vermischte sich mit einem chemischen Geruch: Nils Sprenger und Michael Verhoeven, zwei erfahrene Sprayer, verpassten der ausrangierten, eigentlich biederen Bahn ein markantes Outfit. Auch die Fenster wurden zum größten Teil zugesprayt. Noch gibt es einiges zu tun: „Etliche Sitze wurden demontiert, um Platz zu schaffen für einen Kicker“, gab Heike Padberg zu verstehen.

Angebote der offenen Jugendarbeit wird es in der alten Straßenbahn geben, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sollen aber auch eigenverantwortlich mit „Gleis 3“ umgehen können: „Im AquaSol wird es für registrierte Personen den Schlüssel für die Bahn geben, die dann in Eigenregie genutzt werden kann“, sagte die Jugendamtsleiterin. Beim SV Thomasstadt Kempen gleich nebenan können sich die Teenager Getränke kaufen.

Zu den Gästen am Samstagnachmittag gehörte Winfried Kranen. Der selbstständige Elektromeister aus St. Hubert kümmert sich um alles, was mit Strom zu tun hat. Noch sind die Deckenlampen der Bahn demontiert: „Es sind noch Arbeiten erforderlich, weil die Lampen im Fahrbetrieb mit 24 Volt versorgt werden“, erklärte der Handwerker, der auch einige Infrarot-Wärmestrahler installieren wird. Das Wetter bleibt schließlich nicht so schön wie es am Samstag war. Stadtjugendpfleger Fitzner forderte die Jugendlichen auf, sich in das Projekt einzubringen: „Es lebt nur mit und durch euch.“