Cowboy-Feeling in Kempen

Mehr als ein Hobby: Alf Kreutzer-Berndt holt den Wilden Westen in die Region.

Kempen. Auf dem Fitscheshof in Kempen-Tönisberg herrscht ein Hauch von Wildwest-Romantik. Major ist ein wahrer Gentleman. Er tut so, als ob er meine Verlegenheit gar nicht bemerkt und versucht, die peinliche Situation möglichst elegant zu überspielen. Ich bitte ihn, links rum zu gehen — er dreht sich nach rechts. Dann versuche ich, ihn zum Stehen zu bringen — Major geht rückwärts. Dabei spielen seine Ohren aufs Lebhafteste.

Major ist nämlich ein 18-jähriges „Quarterhorse“ und in der bedauerlichen Situation, mich auf seinem Rücken zu haben. Ich bin zwar schon geritten — aber Major ist ein ausgebildetes Westernreitpferd; und ich kenne bislang nur den klassischen englischen Stil.

Alf Kreutzer-Berndt, Majors Besitzer, sitzt in Cowboymontur auf seinem Hengst und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er nimmt Major am Zügel und führt uns zurück in die Reithalle, um mir erst mal ein paar grundlegende Dinge zum Thema Westernreiten zu erklären. Der 43-Jährige blickt inzwischen auf über 20 Jahre Reiterfahrung in diesem Bereich zurück und ist schon auf internationalen Turnieren erfolgreich gewesen.

Heute bildet er Reiter und Pferde rund um Ratingen und auf dem Fitscheshof aus und ist Mitorganisator geführter Trailrides — das sind Wanderungen zu Pferde — in der Eifel. Alf Kreutzer-Berndt erinnert sich: „Ich stand schon als kleiner Junge auf Pferde. Aber normale Turnierreiter fand ich blöd — Helden in Strumpfhosen eben. So kam ich aufs Westernreiten und auf die Cowboys.“

Anfangs war es schwierig, jemanden zu finden, der ihm überhaupt etwas beibringen konnte; Westernreiten war etwas für Sonderlinge. Inzwischen sind Wildwestfilme wieder im Kommen, das Westernreiten erlebte dank prominenter Vertreter wie den „Pferdeflüsterer“ Monty Roberts einen regelrechten Boom — mit allen Vor- und Nachteilen. Alf Kreutzer-Berndt: „Viele wollen das jetzt nur machen, weil es cool ist. Ihnen ist nicht bewusst, dass wir auch nicht zaubern können, dass viel Arbeit und Geduld hinter einem gut ausgebildeten Pferd steckt. Und dass man immer weiter arbeiten muss.

Westernpferde würden immer wieder nachtrainiert, nachkorrigiert. Ursprünglich sei diese Reitweise zum Arbeiten gedacht — da müsse sich der Reiter hundertprozentig auf sein Pferd verlassen können.

„Es gehört viel Zeit dazu; und ein Vertrauensverhältnis zwischen Pferd und Reiter — sowas geht nicht in einer halben Stunde“, sagt der Experte. Doch wer sich ernsthaft für das Westernreiten interessiert, findet in Alf Kreutzer-Berndt einen geduldigen Lehrer, der auch gerne Neulinge für „seinen“ Sport begeistert.

Auch ich spreche jetzt ein paar Worte in Majors Sprache und komme auf dem nun folgenden Ausritt ganz gut zurecht. Und wenn ich doch noch falsche Zeichen gebe: Major ist eben ein Gentleman und sieht großzügig darüber hinweg.