DGB trommelt für Wahlen
Die Gewerkschaft ruft in den Betrieben zu den Urnen. Los geht es am Donnerstag.
Krefeld/Kreis Viersen. Heute Morgen werden Reisende am Kempener Bahnhof von Gewerkschaftern empfangen. Das gleiche Bild bietet sich am Krefelder Hauptbahnhof: Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) verteilt Material zu den Betriebsratswahlen und will mit dieser Aktion auf die Urnengänge in den Unternehmen aufmerksam machen.
Diese finden ab Donnerstag drei Monate lang statt. „Betriebsräte zu wählen, ist ein wesentlicher Bestandteil der Demokratie. Eine demokratische und zukunftsfähige Wirtschaft ist nur mit Betriebsrätinnen und Betriebsräten möglich“, sagt der Krefelder DGB-Vize Philipp Einfalt. Nach dem Wechsel von Ralf Köpke zum Landesverband nach Düsseldorf hat Einfalt die örtliche DGB-Leitung derzeit kommissarisch inne. Der Vertreter der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) trommelt mit seinen Kollegen für eine Teilnahme an den Betriebsratswahlen.
Thomas Högel, DGB-Vorsitzender im Kreis Viersen
Die Fakten: In Betrieben ab fünf Beschäftigten kann ein solches Gremium gewählt werden. Wahlberechtigt sind alle Arbeitnehmer ohne Leitungsfunktion, die das 18. Lebensjahr vollendet haben. Leiharbeiter dürfen nach drei Monaten Überlassung wählen. Kandidieren darf, wer mindestens sechs Monate im Betrieb ist. Bei den letzten Wahlen 2014 lag die Beteiligung laut DGB bei 79 Prozent. Diese Zahl wolle man jetzt erhöhen. Betriebe mit Betriebsrat zahlen im Durchschnitt rund zehn Prozent höhere Entgelte, so der DGB.
„Die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen ist in solchen Betrieben kleiner“, sagt Andreas Kloss, stellvertretender Vorsitzender des DGB Viersen mit rund 16 700 Mitgliedern und Betriebsrat beim Willicher Aluminium-Experten Alimex. Nach Ansicht der Gewerkschafter profitieren auch die Arbeitgeber von der Arbeitnehmervertretung. Zitiert wird eine Untersuchung der Universität Trier, nach der die Produktivität zwischen neun und 30 Prozent höher ist, wenn es ein solches Gremium gibt. „Betriebsräte sind auch ein wichtiger Faktor, wenn ein Unternehmen in Schieflage gerät.“ Ohne dessen Anhörung seien Kündigungen unwirksam — und bei Sozialplänen sei seine Zustimmung erforderlich, so der Viersener DGB-Vorsitzende Thomas Högel. Der Kempener ist bei Lanxess in Uerdingen tätig.
„Leider gibt es auch schwarze Schafe unter den Betrieben“, beklagt der Krefelder Einfalt. Zum Teil werde aktiv gegen die Gründung von Betriebsräten vorgegangen, „was nicht in Ordnung und sogar verboten ist“.