Realschule in Kempen Jugendliche huldigen St. Martin und der Leistung der Schule
Kempen · Im Sommer ist die Kempener Realschule Geschichte. Die verbliebenen Schüler bereiten sich auf den letzten Martinszug vor.
1964 wurde die Kempener Realschule gegründet, seither ist sie jedes Jahr am 10. November beim Martinszug mitgezogen. Zum Ende des Schuljahres, mit der Entlassung ihrer letzten Abschlussklassen am 25. Juni 2019, wird die Schule Geschichte sein.
Zugunsten der Gesamtschule hatte sich die Kempener Politik gegen den Fortbestand von Real- und Hauptschule entschieden. Von den mehr als 1000 Schülern, die die Erich Kästner Realschule noch vor wenigen Jahren besuchten, sind jetzt nur noch 136 übrig – die letzten fünf Entlass-Klassen. Die Jugendlichen fassten vor kurzem mit ihren Lehrern und Eltern einen emotionalen Entschluss: „Wir ziehen noch einmal an St. Martin mit!“ Aber in einer besonderen Weise.
Bisher waren es immer die jüngeren Jahrgänge gewesen, die Klassen 5 bis 7, die die bunten Fackeln durch die Stadt trugen. Wenn jetzt, beim letzten Zug der Schule, die 15- bis 17-Jährigen die Laternen übernehmen, werden sie das als Huldigung tun – an den Kempener St. Martin im Allgemeinen und an die fast 60-jährige Tradition und Leistung ihrer Schule im Besonderen. „Wir ziehen den Hut!“, heißt deshalb das Motto, unter dem sie jetzt an drei Projekttagen die letzten Martinsfackeln ihrer Schule bauen. „Damit grüßen wir Kempen und sagen ‚Adieu’!“, erklärt Schulleiterin, Cornelia Klasen. „Wir sagen damit: Vergesst uns nicht. Bewahrt die gute pädagogische Arbeit dieser Schule und ihre Ideale, damit sie an anderen Schulen fortgesetzt werden.“
Hüte in den verschiedensten Varianten werden zu sehen sein
Bei ihren Entwürfen hatten die Schüler freie Hand. Viele entwickelten die Hut-Idee in eigener Initiative weiter – zu Zylindern, Baseballkappen und Mitren. Die bilinguale Klasse, in der auch Nebenfächer wie Geschichte und Politik auf Englisch unterrichtet werden, baut geschlossen englische Melonenhüte.
Wenn Projektleiterin Gudrun Jeske mit ihren Kollegen die Arbeiten verfolgt, kommen Erinnerungen auf. Etwa an die Kollegin und Kunsterzieherin Roswitha Engels, die Jahrzehnte lang kühne Fackeln kreierte, 1975 die Kempener Burg nachbauen ließ, drei Jahre später das Schulgebäude.
Bei der Fackel-Prämierung im Rathaus bekam Engels mehrere Preise. Ihre Konstruktionen waren meistens aus Sperrholz und Draht, also sehr stabil. Wie die gelben Tornister aus Transparentpapier, die die Realschüler 2001 bei St. Martin auf dem Rücken trugen, womit sie besonders viel Beifall ernteten. Vor allem waren diese Konstruktionen wetterfest. Wenn in einem verregneten Zug alle anderen Fackeln in sich zusammensanken, leuchteten die Regenschirme und Fische der Realschule unbeirrt weiter.