Mut und Hoffnung DRK Grefrath hilft bei Flutkatastrophe
Grefrath · Der DRK-Ortsverband Grefrath war bei der Flutkatastrophe im Juli rund zwei Wochen lang in Iversheim an der Erft im Einsatz. Neben den üblichen Aufgaben waren die Menschen auch dankbar für ein offenes Ohr.
. (ure) An der Ley und Auf dem Waasem – Straßennamen, die hier vor Ort für die Mehrheit zunächst keine große Bedeutung haben. Für der DRK-Ortsverband Grefrath jedoch schon. Denn diese beiden Straßen liegen in Iversheim – gleich an der Erft. Auch hier kam der Ortsverband kurz nach der Flutkatastrophe Mitte Juli zum Einsatz. Seitdem ist in Iversheim alles anders, von einem Moment auf den anderen. Starkregen – und das ist sehr milde ausgedrückt – ließ die Erft über die Ufer treten. Autos wurden wie Spielzeug von der Flut mitgerissen, Brücken, Gleise und Straßen wurden so beschädigt, dass sie nicht mehr nutzbar waren. Viele wurden in wenigen Augenblicken heimatlos.
Christian Kappenhagen, Vorsitzender des DRK-Ortsverbandes in Grefrath, erinnert sich: „Erfahren habe ich von der Katastrophe so schnell wie alle anderen auch. Aber ich brauchte ein, zwei Tage, um die ganze Dimension zu realisieren.“ Bereits am Donnerstag, 15. Juli, waren die Grefrather in die Hilfe involviert.
Einerseits war das Grefrather DRK für einen Betreuungsplatz auf dem Messegelände in Düsseldorf zuständig und bereiteten die Unterkunft für mehrere Hundert Einsatzkräfte aus Niedersachsen und Hessen vor. In den Hallen wurden Feldbetten, Raumstrukturen, Feldküche, Verpflegungsbereich und Weiteres aufgebaut. Die Dimensionen waren beachtlich. So wurden beispielsweise in der Nacht rund 300 Kilogramm Käse und Wurst, 7000 Brötchen und 10 000 Liter Getränke beschafft und für die Ausgabe vorbereitet.
Andererseits wurde der Patiententransportzug unter der Leitung von Zugführer Bastian Siebrandt in die überflutete Region beordert. Schwerpunktmäßig kümmerte sich das Grefrather DRK um die sanitätsdienstliche Versorgung, um die technische Unterstützung, um Verpflegung und Betreuung. „Dass grundsätzlich Hilfe vor Ort benötigt wird, war uns sehr schnell klar“, sagt Christian Kappenhagen, unklar sei zunächst gewesen, ob die Grefrather vor Ort zum Einsatz kommen würden.
Als sich Kappenhagen und das Team auf den Weg machten, war ihm selbst nicht bewusst, was ihn erwartete. Zwar hatte er die Bewegtbilder aus den Nachrichten vor Augen, doch was er vor Ort beobachtete, sprengte alle Vorstellungskraft. Man sah diese Wassermassen, die beispielsweise Iversheim regelrecht geschleift hatten, man sah Menschen, die versuchten, den Dreck aus ihren Häusern zu kehren, man sah Menschen, die ihre kaputten Möbel auf die Straße warfen. Straßen, Bäume, Brücken, Ufer – alle weggerissen. Ein Schiffscontainer begrub einen Menschen unter sich. „Dieser Mann fehlt jetzt in diesem Ort“, sagt Kappenhagen.
Die Menschen vor Ort waren dankbar für „Kleinigkeiten“: Mahlzeiten, Kinderbetreuung, ein Internetcafé. „Wir haben eine Frau kennen gelernt, die in einem Industriegebiet wohnte und somit keine Nachbarn hatte“, erinnert sich Kappenhagen. Man habe einen Kühlschrank organisiert, aber nicht nur das: Diese Frau habe auch ihre Seele ausschütten müssen. Nicht nur Suppe kochen, sondern auch Zeit für diese Menschen haben. „Ich glaube schon, dass wir ein wenig Hoffnung geben konnten. Aber ich glaube, dass sich alle gegenseitig Mut gemacht haben.“ Die Menschen hätten sich nach Kräften gegenseitig geholfen. Man müsse begreifen, dass im Ort eine Unmenge an Müll und Schutt vor den Häusern lag, der jeden Tag ein Stück weit weniger wurde. Straßen wurden wieder frei geräumt. „Das hat Mut gemacht, man sah, dass es vorangeht“, sagt Kappenhagen.
Nun bleibe die Hoffnung, dass alle gut durch den Winter kommen. Aber das gehe nicht von heute auf morgen. Kappenhagen hofft, dass die Unterstützung und Spendenbereitschaft so ausgeprägt bleibt und die Menschen wieder in ihr Leben zurückfinden. Kappenhagen will nicht sagen, dass bei diesem Einsatz Freundschaften entstanden sind, sicher aber eine enge Verbundenheit. Nach rund zwei Wochen war der Einsatz vor Ort beendet.