Ein Antrag mit Zündstoff
Turnerschaft will 500 000 Euro investieren. Deshalb soll die Stadt Gebühren erlassen, wünscht sich der Verein.
Kempen. Soll die Stadt die Vereinigte Turnerschaft Kempen (VT) bei ihrem Vorhaben, die ehemalige Schule Schmalbroich umzubauen, unterstützen? Und wenn ja, wie? Diese Fragen beschäftigten seit der Sportausschusssitzung am Donnerstagabend die Politik — und gleich wurde deutlich, dass in dem Thema Zündstoff steckt.
Die Mitglieder des Sportausschusses hatten gerade den fast fertiggestellten Kunstrasenplatz des SV Thomasstraße besichtigt und waren dann zur Sitzung im Clubheim an der Berliner Allee zusammengekommen, um über den Antrag der VT zu beraten.
Die VT will 500 000 Euro in die Hand nehmen, um in der ehemaligen Schule Schmalbroich weitere Bereiche zu schaffen, in denen Sport getrieben werden kann. Dazu gehören die alte Pausenhalle und zwei Schulräume. Der Verein nimmt dafür einen Kredit mit einer Laufzeit von 30 Jahren auf und beantragt nun bei der Stadt, dass ihm für diese Zeit die städtische Sportstättennutzungsgebühr erlassen wird. Knapp 13 000 Euro muss der Verein für das Jahr 2014 bezahlen. Für die Stadt würde das also über 30 Jahre ein Einnahmeverlust von 387 000 Euro bedeuten, hieß es in der Ausschuss-Vorlage.
Der Antrag wurde der Politik erst einmal zur Kenntnisnahme vorgelegt. Nun will die Stadt prüfen, was möglich ist. Das Thema sei sehr komplex, schilderte Sportdezernent Michael Klee. Schließlich sei das stadteigene Gelände dem Verein auf Erbpachtbasis zur Verfügung gestellt worden. Viele Fragen müssten noch besprochen werden. Zum Beispiel, welche Risiken es für die Stadt gibt. Das sah der VT-Vorsitzende Detlev Schürmann allerdings anders. „Ich werde nicht diskutieren, ob wir das machen oder nicht“, machte er deutlich. Im Erbpachtvertrag sei festgeschrieben, dass die Stadt verpflichtet sei, ihre Zustimmung für die Eintragung — also den Kredit — zu geben. „Die Bauplanungen sind abgeschlossen, die Genehmigungen liegen vor.“ Die VT steht also in den Startlöchern.
„Es geht gar nicht darum, Ihnen etwas vorzuschreiben“, erklärte Klee. Das Grundstück sei aber weiter Eigentum der Stadt. Bestimmte Situationen seien von der Zustimmung der Stadt abhängig. Für Entscheidungen müsse man eine „saubere Grundlage“ schaffen. Eine Machbarkeitsstudie sei notwendig.
Ob und wie die Stadt den Verein finanziell unterstützt, wird dann Thema in den Haushaltsberatungen 2015 sein. „Wir sind auch für andere Möglichkeiten offen, zum Beispiel einem jährlichen Zuschuss“, so VT-Finanzwart Hans von Beckerath im Gespräch mit der WZ.
An dem Thema entzündete sich dann eine Diskussion zu den Sportstättennutzungsgebühren. Für die Freien Wähler Kempen betonte Udo Kadagies, dass man beantragen wolle, dass Nutzungsgebühren für Kinder und Jugendliche entfallen. Unterstützung gab es dabei von Günter Solecki (Linke), der sich gegen alle Gebühren in diesem Bereich aussprach.
Eine Entscheidung über eine Unterstützung für die VT müsse transparent getroffen werden, betonte Klee. Andere Vereine könnten Ansprüche erheben. Das sieht auch der Stadtsportverbands-Vorsitzende Andreas von Brechan: „Ich möchte vor dem Einstieg in eine Neiddebatte warnen.“ Er bedauerte, dass die VT ihre Pläne nicht mit dem Verband abgestimmt habe. Es würde ein Präzedenzfall geschaffen, der das Verhältnis zwischen den Vereinen belasten könnte.