Grefrath Ein bis zwei Jahre Haft für drei Navi-Diebe

Zwei der Taten wurden in Grefrath verübt. Auf das Konto der Männer aus Litauern sollen aber 1000 Diebstähle gehen.

Foto: Polizei

Krefeld/Grefrath. Schwerer Bandendiebstahl — so lautete der Vorwurf, für den sich drei litauische Männer vor dem Krefelder Schöffengericht verantworten mussten. Letztlich sah das Gericht den Vorwurf als erwiesen an und verurteilte die Mitte Zwanzigjährigen zu Haftstrafen zwischen einem und zwei Jahren.

In der Nacht vom 22. auf den 23. März dieses Jahres sollen sie sechs Autos, alle der Marke BMW, im Kreis Viersen aufgebrochen haben. Aus den Pkw haben sie Navigationsgeräte und andere Wertsachen gestohlen, so die Anklage. Ein Gesamtschaden von 50 000 Euro sei entstanden. Zwei der Autos standen in Grefrath.

Die Verhandlung lief schleppend an. Vor allem, weil die drei Angeklagten eine Dolmetscherin benötigten und auf Fragen des Richters nur karge Antworten gaben. Fünf der Taten gestanden die Männer. Allerdings hätten sie diese nicht gemeinsam verübt, sondern stets auf eigene Rechnung gearbeitet, sagte einer. Von einem Auto hätten sie sich im Kreis Viersen absetzen lassen. Dann sei jeder alleine losgezogen. Zwei Männer bekannten sich zu jeweils zwei Diebstählen, der dritte zu einem.

Einer erklärte die Idee zur Tat. Er habe sieben Jahre in Litauen im Gefängnis gesessen. Dort sei er angeworben worden. Als er im Februar frei kam, fuhr er nach Deutschland. Im März wurde er hier erneut verhaftet. Auch die anderen Angeklagten sind in Litauen vorbestraft. Gegen zwei von ihnen läuft auch in Essen ein Prozess wegen Navidiebstählen.

Ein ermittelnder Polizeibeamter gab Einblicke in das Vorgehen der Diebe. Zwei litauische Brüder hätten eine Wohnung in Duisburg-Beeck gemietet. Dort würden sie ihre Landsleute, darunter die Angeklagten, unterbringen, sie für Diebstähle mit Youtube-Videos schulen und losschicken. In einem nahe gelegenen Waldstück würde die Beute versteckt und einmal pro Woche zum Weiterverkauf mit einem Kleinbus nach Litauen gebracht.

Rund 1000 Diebstähle müssten auf das Konto der Gruppe gehen, so der Polizist. Bei den Ermittlungen habe neben der Funkzellenortung besonders der auch vor Gericht kooperative Angeklagte sehr geholfen. „Mir wurde erst gesagt, dass bei den Litauern niemand spricht“, sagte der Polizist. Aber so etwas habe er auch schon bei Kurden, Libanesen und Kroaten gehört. Letztlich finde sich in der organisierten Kriminalität meist ein umfangreich Geständiger. Der kooperative Litauer und die beiden anderen wurden zunächst zufällig bei einer Verkehrskontrolle zwischen Kempen und Kerken gefasst.

In den abschließenden Plädoyers ging es vor allem um die Frage, ob der Diebstahl bandenmäßig war. Nein, sagte die Staatsanwältin. Das könne sie aufgrund der Einzeltaten nicht nachweisen, obwohl ihr Bauchgefühl etwas anderes sage. Dennoch forderte sie hohe Strafen zwischen einem Jahr und acht Monaten und über zwei Jahren. Dabei verwies sie darauf, dass die Männer vorbestraft seien „wie die Hölle“ und ärgerte sich über die „Dreistigkeit“, nur zum Diebstahl nach Deutschland zu kommen.

Die Verteidiger forderten Strafen von rund einem Jahr auf Bewährung, wobei die Verteidigerin des umfangreich Geständigen auf die gefährliche Situation für ihren Mandanten verwies. Schon in der Untersuchungshaft sei er massivem Druck ausgesetzt gewesen. Der Richter sah in seiner Urteilsverkündung aufgrund des organisierten Vorgehens das Bestehen einer Bande als bewiesen an und begründete so die Haftstrafen zwischen einem und zwei Jahren.