Erfüllte Träume und Skulpturen in XXL
Siggi Dämkes fertigt aus Eisenresten Skulpturen. Er sammelt aber auch alte Maschinen und ist als Musiker unterwegs.
Kempen. Was in ein Leben so alles reinpasst: Siggi Dämkes, gebürtiger Anrather, hat Landschaftsplanung und Betriebswirtschaftslehre studiert, hat als Taxifahrer in Berlin gearbeitet, hat Schallplatten veröffentlicht, war IT-Spezialist bei Nixdorf in Paderborn und zuletzt bei Vodafone in Düsseldorf. Er ist jetzt 65 Jahre alt, lebt mit seiner Frau Beate Middelmann im 18. Jahr in einer urigen ehemaligen Dorfschmiede, St. Peter 60, und sieht sich immer noch als Rocker — einer, der aktuell noch in vier Bands spielt. Und der Vollbluthandwerker mit der monumentalen Dampfmaschine in der früheren Schmiede ist auch bekannt für seine Eisenskulpturen — viele davon stehen in seinem traumhaft schönen 4500 Quadratmeter großen Grundstück.
Er hat keine Kinder, aber Siggi Dämkes hat sich viele Kindheitsträume erfüllt, und zwar in XXL. Ein Knopfdruck, und die mächtige Dampfmaschine setzt sich in Bewegung. „Der Kessel stammt aus der Nähe von Wien und ist von 1912, die Maschine selbst könnte noch älter sein“, erzählt Dämkes. Über ein Riemensystem werden die unterschiedlichsten Maschinen angetrieben. Ein Fußdruck auf den roten Button, und schon erstarrt die Maschinerie.
Wichtiger ist ohnehin die alte Werftschweißmaschine im Raum nebenan aus den 1930er Jahren. Eigentlich hatte Siggi Dämkes nur ein paar Metallgitter schweißen wollen, an denen sich Blumen entlangranken können. Doch dann wurde er kreativ, schuf Blumen aus Eisenschrott, ein Schiff, einen Golfer kurz vor dem Abschlag. Einem alten Wasserkessel verpasste er ein Gesicht, wie man es zu Halloween aus mächtigen Kürbissen macht mit spitzen Haifisch-Zähnen.
Das Mitglied der Künstlergruppe „Bunte Gans“ aus Oedt, der sein Anwesen als Außenposten bezeichnet, verarbeitet Eisenreste zu Skulpturen, die mitunter auch noch einen praktischen Zweck erfüllen, zum Beispiel als Feuerschalen. Diese Kunst schmückt mittlerweile so manchen Garten und bei Siggi Dämkes ist sie gleich dutzendfach zu bewundern.
Wer sich von seinen Qualitäten als Musiker überzeugen möchte, muss schon mal eine weitere Anfahrt in Kauf nehmen. „Als Musiker mache ich derzeit vier Sachen“, erklärt der 65-Jährige. In bunten landestypischen Gewändern mit Instrumenten aus Afrika treten er und die anderen Mitglieder unter dem Namen „Toubab“ auf. Außerdem ist Siggi Dämkes Mitglied der Rockband „256 — special“. Das Besondere: Geprobt wird nur zweimal im Jahr, und zwar im 230 Kilometer entfernten Bad Oeynhausen. Noch nie aufgetreten ist er mit der Band „Altrocker“. Sie probt in Meerbusch-Büderich. „Ziel ist es, eine CD mit deutschen Texten zu veröffentlichen, die Lieder komponieren und texten wir selber“, erklärt der 65-Jährige, der seit Ende vergangenen Jahres auch den „Travelin Alligators“ angehört. Geprobt wird in Wickrath, Siggi Dämkes ist dort der Drummer und das Repertoire besteht ausschließlich aus Songs von Creedence Clearwater Revival. „Vor kurzem erst hatten wir ein Konzert in Wegberg“, sagt der „Rocker“ und man merkt ihm an, wie viel ihm die Musik bedeutet.
Ein Gesamtkunstwerk ist auch der etwa 4500 Quadratmeter große Garten mit etlichen lauschigen Plätzen zum Verweilen. Er ist vor allem das Projekt von seiner Frau Beate Middelmann. Regelmäßig öffnen sie ihn im Rahmen der Offenen Gartenpforte. Nächster Termin: 16. September, 11 bis 19 Uhr.