Rosa Bäckchen für Hexe Kicki aus Manga-Szene

Comic-Zeichnerin zeigt Kindern in der Stadtbücherei, wie eine perfekte Manga-Figur aufs Blatt kommt.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Im großen Arbeitsraum der Stadtbibliothek Kempen ist nur das Abrollgeräusch von Stiften zu hören. An zwei großen Tischen, auf denen jede Menge Boxen mit Bleistiften, Feinlinern und Markern stehen, greifen die Hände von Kindern und Jugendlichen immer wieder zu den verschiedenen Stiften. Voller Konzentration wird an der Darstellung von Kiki gearbeitet. Einer kleine Hexe aus der Manga-Szene, die dem Betrachter mit übergroßen Mandelaugen entgegen schaut.

Während Lynn ihrer Kiki noch einen Hexenbesen und eine Tasche in die Hand drückt, hat sich Theda für eine Katze als Zusatz zur Hexe entschieden. „Das ist Gigi. Die haben wir vorhin schon gezeichnet“, sagt die Achtjährige und zeigt auf eine Karte, in deren Mittelpunkt Gigi zu sehen ist.

„Wenn ihr gleich mit dem Ausmalen anfangt, vergesst die Hautfarbe nicht. Am besten fangt ihr damit an. Ihr braucht dafür die Stifte, die in der runden Dose in der Mitte der Tische stehen“, sagt Alexandra Völker, die eine Runde um die beiden Tische gedreht hat und mit den Arbeiten ihrer Schüler sehr zufrieden ist. Überall verteilt die Comic-Zeichnerin, die im Manga-Stil arbeitet und schon etliche Bücher in diesem Bereich veröffentlicht hat, Lob. Im Rahmen der Ferien-Aktion der Stadtbibliothek ist die aus Westfalen stammende Künstlerin für einen Manga-Workshop nach Kempen gereist.

Unter dem Titel „Hexen“ dreht sich für einige Stunden alles um das Zeichnen der Chibi-Figuren mit ihren großen Köpfen, den überdimensionalen Augen und den kleinen Körpern. Mit 14 Teilnehmern ist der Kurs ausgebucht. Die Kinder und Jugendlichen werden von Völker in kleinen Schritten an die Kunst des Manga-Zeichnens herangeführt.

„Das macht unheimlich viel Spaß“, sagt Lukas, der gerade mit dem Ausmalen beginnen will. Vorher hat Völker aber noch einen Trick in petto. Sie demonstriert, wie man eine Hautfarbe verändern kann. Anhand der Chibi, die Matthias gezeichnet hat, zeigt die 32-Jährige, wie man rosa Bäckchen ins Gesicht zaubern kann. Mit wenigen Strichen ist das Gesicht der kleinen Hexe ausgefüllt. Anstelle des Filzschreibers nimmt Völker einen Buntstift in die Hand. „Ihr könnt die Filz- mit Buntstiften kombinieren. Wenn ihr ganz sanft auf den Buntstift drückt und über die Filzstiftfläche geht, erhaltet ihr das Ergebnis“, sagt die Fachfrau und macht die Vorgehensweise vor.

Erneut wenden sich die Kinder und Jugendlichen konzentriert ihrer Arbeit zu. Erzählt wird so gut wie gar nicht. Jeder ist in seine Arbeit vertieft. Ab und zu wird ein Blick auf das Tablet geworden, das Völker aufgebaut hat und das die Farben der Figuren zeigt. „Ich habe zuhause auch schon Mangas gezeichnet, aber hier bekommt man ganz tolle Tipps und Tricks. Damit geht es noch viel besser“, sagt die neujährige Enie, die letzte Hand an ihrer Kiki anlegt. Danach ist Phantasie gefragt. Völker hat einen Comic mit vier Bildern vorgezeichnet, den ein jeder nun nach Wunsch mit weiteren vier Bildern eigenständig fortsetzen bzw. einen neuen, eigenen Comic zeichnen kann. Lisa entscheidet sich für eine Fortsetzung. Die 13-Jährige greift zum Stift und beginnt zu zeichnen, während andere noch überlegen. Völker macht indes Vorschläge. Es könnte etwa ein Kurzcomic mit Gigi als Burgkatze sein oder mit Kiki, die in der Burg spukt. Auf den nachdenklichen Mienen ist nun ein Lächeln zu erkennen. Die Anregungen wirken. Sekunden später sind die Bleistifte im Einsatz. Die Ideen aus den Köpfen werden Realität.