Kempen „Es gibt Interesse an der Burg“

Die Markterkundigung mit Investorensuche für das Denkmal ist abgeschlossen und wird nun ausgewertet.

Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Es gibt wohl kaum ein lokales Thema, das in den vergangenen Monaten so heiß diskutiert worden ist wie die Zukunft der Kempener Burg. Und das, obwohl es noch gar keine konkreten Ideen beziehungsweise Planungen für Kempens liebstes Denkmal gibt. Unterstützung bei der Ideen- und vor allem Investorensuche erhoffen sich Kreis Viersen und Stadt Kempen von einer Markterkundung, die das Dortmunder Büro Assmann seit Mitte April durchgeführt hat. Bis Anfang dieser Woche konnten sich mögliche Investoren mit dem Büro und auch mit den Verantwortlichen des Kreises in Verbindung setzen, ihr Interesse bekunden.

Grund genug, nachzufragen, wie die Markterkundung gelaufen ist. „Abgeschlossen ist die Studie erst Anfang Juli“, sagt ein Sprecher des Kreises Viersen auf Anfrage der WZ. Das Büro Assmann befinde sich in Zusammenarbeit mit Kreis und Stadt nun in der Auswertung. Sobald diese abgeschlossen sei, wollen die Verantwortlichen mit den Ergebnissen an die Öffentlichkeit gehen. Im Juli sei damit zu rechnen.

Nichtsdestotrotz erfuhr die WZ aus dem Kreishaus, dass das Markterkundungsverfahren durchaus auf das Interesse von Investoren gestoßen sei. „Ja, ohne Frage, es gab Investoren, die ihr Interesse bekundet haben“, bestätigt der Sprecher. Zu den Fragen, ob es Vor-Ort-Termine gab, ob die Investoren konkret mit der Verwaltungsspitze gesprochen haben und wie viele Interessenten es denn bislang waren, gibt es aber (noch) keine Antwort. „Es folgt die Auswertung und dann gibt’s Ergebnisse“, so der Kreis-Sprecher.

Parallel zur Markterkundung gibt es ein sogenanntes Bau-Sachstandsverfahren. Das hatte die Denkmalpflegerin des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), Andrea Pufke, bei einem Infoabend im April erläutert. „Es ist eine tolle Geschichte, dass die Verfahren parallel laufen. Ich begrüße dieses Vorgehen“, so Pufke damals. Im Bau-Sachstandverfahren wird nach Angaben der Expertin geprüft, welche Teile des Denkmals in der Tat erhaltenswürdig sind. Dabei gehe es unter anderem darum, ob Umbauten in der Burg in den 50er Jahren beim Denkmalschutz berücksichtigt werden müssen. Oder ob diese eher zu vernachlässigen seien.

Nach der Vorstellung der Ergebnisse aus der Markterkundung und des Bau-Sachstandsverfahren wollen Kreis und Stadt gemeinsam mit dem Beratungsbüro weitere Schritte festlegen.

Die Erwartungen derjenigen, die auf eine schnelle Entscheidung zur Zukunft der Burg hoffen, müssen aber gedämpft werden. Die Verantwortlichen um Landrat Andreas Coenen haben immer betont, dass es sich um ein langes und behutsames Verfahren handele.

Fest steht bislang nur, dass das Kreisarchiv keine Zukunft in der Burg haben wird. Wegen der teils prekären Unterbringung des Archivmaterials ist es der Wille von Politik und Verwaltung auf Kreisebene, dass für das Archiv ein Neubau an einem neuen Standort entstehen soll. Landrat Coenen hat dafür bereits Fördermittel in Höhe von 5,1 Millionen Euro an Land gezogen. Diese müsste der Kreis als Bauherr aber bis 2020 abrufen. Insofern dürfen sich die Verantwortlichen in der Archivfrage nicht mehr allzu viel Zeit lassen.

Eine wichtige Rolle in dieser Frage spielt die Stadt Kempen. Die Verwaltungsspitze im Rathaus betont immer wieder, dass das Kreis- und Stadtarchiv gemeinsam in Kempen bleiben soll. Politik und Verwaltung brüten derzeit über einen Neubau für die Rathaus-Nebenstellen. In dessen Nähe könnte auch Platz für einen Archiv-Bau geschaffen werden. Im Gespräch dafür ist das Gelände der früheren Arnold-Fabrik am Bahnhof, auf dem unter anderem Finanzamt und Bundespolizei ihren Sitz haben.

Auch die Gemeinde Grefrath ist im Archiv-Karussell vertreten. Aus dem Kreishaus stammt eine Idee, die vor allem die FDP in den vergangenen Monaten ans Licht gebracht hat: Im Umfeld des Freilichtmuseums Dorenburg könnte das Archiv angesiedelt werden und so ein „Kreiskulturzentrum“ entstehen. Dazu bräuchte der Kreis Viersen aber wohl ein zusätzliches Grundstück. Das Gerücht, dass die Gemeinde sich von Teilen beziehungsweise vom kompletten Dorenburg-Freibad trennen möchte, ist immer noch nicht vollständig aus der Welt geräumt.

Jüngster Bewerber im Rennen ist die Stadt Willich. Im Fachausschuss sprachen sich die Politiker dafür aus, dieser Variante zu verfolgen: die Zusammenlegung des Kreisarchivs mit dem eigenen Stadtarchiv an einem neuen Standort in Willich. Das bringt aus Sicht der Verwaltung den Vorteil, dass beim „Bau des neuen Kreisarchivs am beabsichtigten Standort in unmittelbarer Nähe des St. Bernhard-Gymnasiums“ die „historische Bildungsarbeit sowohl mit den Schulen als auch mit den Heimat- und Geschichtsfreunden Willich fortgesetzt werden“ könnte.