Klosterkonzert in der Kempener Paterskirche Fabian Müller in Kempen mit Mammutprogramm
Kempen · Zum Saisonauftakt spielte Fabian Müller die letzten drei Sonaten von Franz Schubert.
Es war nach der erzwungenen Corona-Pause wieder das erste Abonnement-Konzert im Rahmen der Kempener Klosterkonzerte – und erfreulicherweise ein sehr gut besuchtes. Klavierabende sind immer ein besonderer Publikumsmagnet, und Fabian Müller ist in der Thomasstadt kein Unbekannter. Bereits zum dritten Mal konzertierte er in der Paterskirche. Der 31-jährige gebürtige Bonner hat sich im Laufe der Jahre eine Menge honoriger Preise erspielt. Der bedeutendste ist wohl – neben gleich fünf Preisen beim ARD-Musikwettbewerb in München (2017) – der beim Ferruccio-Busoni-Klavierwettbewerb in Bozen, unter anderem mit einem Sonderpreis für die Interpretation zeitgenössischer Musik.
Für Kempen hatte der inzwischen international konzertierende Künstler allerdings nichts Zeitgenössisches, sondern die letzten drei Klaviersonaten (c-Moll D 958, A-Dur D 959, B-Dur D 960) ausgesucht, die Franz Schubert im Jahre 1828, zwei Monate vor seinem Tod, innerhalb weniger Wochen komponierte. Dennoch ist in diesen gewichtigen und umfangreichen Kostbarkeiten weder Todesnähe noch Todesahnung zu spüren. Vielmehr blühen sie in melodischer Schönheit, sind geprägt von Gefühlsintensität und sogar häufig von strahlender Heiterkeit.
Fabian Müller, dessen ausgesucht delikates Spiel – getragen von technischer Souveränität und gezügelt musikantischem Duktus – seinen Lehrer an der Kölner Musikhochschule, Pierre-Laurent Aimard, nicht verleugnen kann, bewältigte das auch unter physischen Aspekten kräftezehrende Mammutprogramm mit bewundernswerter Ruhe und Ausgeglichenheit. Die bewegten Sätze erhielten dank der brillanten, aber immer werkorientierten pianistischen Brillanz des Künstlers das ihnen gebührende Feuer – den getragenen ließ er die nötige Ruhe und Klangkultur zuteil werden. Besonders in Erinnerung bleibt das die A-Dur-Sonate beschließende Rondo, das auf einer von Schuberts Lieblingsmelodien basiert. Diese hatte der Komponist schon 1817 in seiner frühen a-Moll-Sonate verwandt, hier erfährt es in fantasievoller, variationsartiger Verarbeitung, die der Gast einfühlsam und klar darzustellen wusste, seine Vollendung. Der Applaus des Publikums war überwältigend, doch ließ sich der Pianist verständlicherweise nach einem so ausgedehnten Abend nicht zu einer Zugabe überreden.