Grefrath Fasten-Fans und Verzicht-Verzichter
An der Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern scheiden sich die Geister. Das wurde an der Rollende Redaktion auf dem Grefrather Wochenmarkt deutlich. Ob pro oder contra — eine Meinung zum Thema hatten alle.
Grefrath. Die Zeit der Kamelle, der zuckersüßen Berliner und feucht-fröhlichen Karnevalspartys ist offiziell vorbei — auch wenn es aufgrund von Sturmtief „Ruzica“ einige jecke Nachholtermine gibt (so etwa heute in Vinkrath). Was denken die Grefrather übers Fasten, das die katholische Kirche ihren Anhängern für die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern nahelegt? Am Donnerstag befragte die WZ Marktbesucher im Schatten von St. Laurentius. Fasten-Fans und Verzicht-Verzichter kamen gleichermaßen zu Wort.
Im Hause Klink gab es am Aschermittwoch Eier, Kartoffeln und abends Käsebrot. Fleisch stand nicht auf dem Speiseplan — und das ganz bewusst. „Ich bin katholisch“, betont Bernd-Michael Klink. Bis Ostern halte man sich daher ein wenig zurück. Kleiner Nebeneffekt: „Ein Kilo runter — aber mehr auch nicht.“
Für Volker Friedrichs spielt das Fasten keine besondere Rolle. Der Nettetaler isst und trinkt nach eigenen Angaben ohne Rücksicht auf die Jahreszeit. Ganz anders Sandra Ambrosius aus Grefrath: Die gläubige Katholikin möchte sich in der Fastenzeit durch den Verzicht auf Alkohol und durch Raum für mehr Ruhe besinnen. Ihre Kinder wollen sich bis Ostern bemühen, weniger Süßigkeiten zu essen, berichtet die Marktbesucherin.
Passend dazu erzählt die 88-jährige Gertrud Möller ein Erlebnis aus ihrer Kindheit. Anlässlich ihres Namenstags vor der Erstkommunion bekam sie Süßes geschenkt. Weil der 17. März — Tag der heiligen Gertrud — aber damals in der Fastenzeit lag, musste das Naschen warten. „Das war natürlich hart. Aber die Eltern haben es mir erklärt und ich habe es akzeptiert“, erinnert sie sich.
Eine Passantin scherzt im Vorbeigehen: ,,Mein Mann fastet das ganze Jahr, der ist nämlich Vegetarier.“ Ganz ernst meint es hingegen Karl Schiffer. Aus Glaubensgründen verzichtet der 84-Jährige auf Fleisch und Wurstwaren. Allerdings geht es jetzt für zwei Wochen zum Skiwandern nach Bayern. „Im Urlaub essen meine Frau und ich normal“, so der Grefrather.
Renate Schmidt fastet „nach Bedarf“, hält sich nicht an bestimmte Zeiten. „Wir feiern keinen Karneval, dann müssen wir auch nicht zwingend im Anschluss fasten“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.
Helga van Stiphoude hält nicht viel vom Verzicht. Unter anderem, weil sie sich vor einiger Zeit von der katholischen Kirche abgewandt habe. Karla Gaßner findet es sinnvoller, das ganze Jahr über auf seine Ernährung zu achten und zum Beispiel auf Dinge zu verzichten, die für die Umwelt schädlich sind. So isst sie weniger Fleisch. Dass man nun, nach der Weihnachts- und Karnevalszeit, weniger Süßes isst, ist für sie selbstverständlich. Über die ersten Oster-Artikel, die jetzt schon in den Läden stehen, regt sie sich auf: „Das muss ja wirklich nicht sein.“
„Ich faste nicht“, sagt Hans Moshakowski aus Vinkrath. Als Diabetiker müsse er sowieso auf seine Ernährung achten. Das Gleiche trifft auf Gudrun Bast zu. „Aber mein Lebensgefährte verzichtet auf Süßes“, erzählt sie.
Auch für Dorothea Hooge ist die Fastenzeit nicht relevant. „Ich bin nicht katholisch. Und wenn ich fasten will, muss ich nicht auf eine Zeit warten, die mir vorgegeben wird.“ Monika Klein sieht die kommenden Wochen als eine Zeit zum Nachdenken. In dieser versuche sie, sich von schlechten Gedanken frei zu machen.