Kempen Flüchtlingsunterkunft: Grünen-Chef hört sich Kritik an

Der Landesvorsitzende Sven Lehmann traf am Donnerstag in St. Hubert mit Asylsuchenden und Ehrenamtlern zusammen.

Foto: Lübke

St. Hubert. Die Landes-Grünen haben St. Hubert einen Besuch abgestattet, um sich vor Ort über die Flüchtlingsarbeit im Begegnungszentrum (die frühere Johannes-Hubertus-Schule) zu informieren. Der Landesvorsitzende Sven Lehmann sprach am Donnerstagnachmittag mit Bewohnern der Unterkunft sowie mit ehrenamtlichen Helfern und Vertretern der Stadtverwaltung. Eine Dolmetscherin sorgte dafür, dass möglichst alle Teilnehmer der großen Runde am Hohernzollernplatz mitdiskutieren konnten.

Bei dem Treffen wurde an Kritik nicht gespart. Unter anderem wurde die oft lange Wartezeit auf Integrationskurse thematisiert. Lehmann sprach in diesem Zusammenhang von einem „Skandal“, verwies aber auf das zuständige Bundesamt.

Ein weiterer Kritikpunkt: „Es hapert an Kinderbetreuung“, so eine Ehrenamtlerin. Es fehlten Menschen, die während der Sprachkurse der Mütter auf die Jüngsten aufpassen könnten. „Es kann nicht alles übers Ehrenamt laufen“, so ihre Meinung.

Konkret wurde es, als ein junger Flüchtling auf Englisch vom Schicksal seiner Familie berichtete. Sie lebt größtenteils in Stuttgart. Warum es so lange dauere, bis sie zu ihm nach Kempen kommen könne, wollte er vom Grünen-Politiker wissen. Lehmanns Antwort zeugt von einer gewissen Resignation angesichts bürokratischer Hürden hierzulande: „That’s germany“. So ist Deutschland eben. Der Landesvorsitzende ließ sich allerdings die Email-Adresse geben und versprach, sich der Sache anzunehmen.

Kempens Sozialdezernent Michael Klee zeigte dem Gast die Begegnungsstätte und erläuterte die Pläne für den Standort: „Unser Wunsch ist es, dass es ein Haus aller wird.“ Seinen Worten nach soll das Ehrenamt auch in Zukunft eine große Rolle spiele. „Was hier geleistet wird, ist absolut großartig“, lobte Sven Lehmann, der seinen Besuch in St. Hubert für einen Aufruf in Sachen Integration nutzte: „Auch wir als Gesellschaft müssen etwas tun.“

Als Beispiel dafür erzählte er von einem Gespräch mit einem Kempener Flüchtling. Dieser habe ihm erzählt, dass er sich aus Höflichkeit nicht traue, mit Deutschen in Kontakt zu treten. Er könne sich nicht einfach auf den Buttermarkt setzen und Leute ansprechen. Deswegen, so Lehmann, wäre es gut, wenn die Einheimischen einen Schritt auf die Gäste zugehen würden.

Anregungen und Kritik aus St. Hubert will Sven Lehmann auch an die rot-grüne Landesregierung weitergeben.