Grefrath Ministerin hat Zeit für Mutmacher
Christina Kampmann hat am Mittwoch Flüchtlingskinder im Antoniushaus in Mülhausen besucht. Die SPD-Politikerin wollte sich über das Hühnerhaus-Projekt informieren.
Mülhausen. „Magst Du Hühner?“, fragt Christina Kampmann Osman und der Jugendliche antwortet der NRW-Familienministerin: „Ja, wir hatten in Syrien 30 Stück.“ Ahmed dagegen mag zwar Hühner, hatte aber in seiner Heimat keine. Das Federvieh war Thema beim Besuch der SPD-Politikerin bei den jugendlichen Flüchtlingen des Antoniushauses in Mülhausen. Kampmann wollte sich über das Projekt „Hühnerstall“ informieren, das die Liebfrauenschule zusammen mit den Flüchtlingen und mit Unterstützung der Organisation Care Deutschland-Luxemburg durchführt. Sie nutzt die Ferienzeit für eine Mutmacher-Tour durch NRW.
Landwirtschaft und Hühner sind für Kampmann nichts Neues, kommt die Ministerin doch vom Bauernhof: „Meine Eltern haben einen Bio-Hof“, sagte sie. Und: „Schade, dass die Hühner noch nicht da sind.“ Die neun Hennen — einen Hahn gibt es (noch) nicht — leben zurzeit bei einer Kollegin, sagt Ann-Kathrin Schäfer. Die Lehrerin erläutert, dass zunächst der Stall und das Außengelände fertig sein müssten. „Dieses Projekt ist der erste, kleine Schritt zu einem Schulzoo, der eingerichtet werden soll“, sagt sie.
Das ist aber nur ein Aspekt. Der andere ist der, warum die Ministerin nach Mülhausen gekommen ist: die Zusammenarbeit von Schülern mit den Flüchtlingen. Und das klappt hervorragend, weiß Antje Kulms. Sie arbeitet im Ganztag des Gymnasiums und betreut das Integrationsprojekt mit. Ihr hat es besonders viel Freude gemacht, das Zusammenwachsen der Gruppe zu beobachten. Zu Beginn seien die Jugendlichen noch schüchtern gewesen, doch besonders dank der Schülerinnen langsam aufgetaut. Kulms: „Jetzt arbeiten sie super zusammen, unterhalten sich auf Deutsch. Auch die Flüchtlinge versuchen dies untereinander.“
Das Programm Kiwi (Kultur, Integration, Werte, Initiative) von Care richtet sich an alle Schulformen der Sekundarstufe und unterstützt die Integration. Die Pilotphase läuft noch bis Oktober, Beginn war im Januar, berichtet Leonie Kutz, Kiwi-Sachbearbeiterin. In NRW nehmen daran 58 Schulen teil. Darunter auch die Liebfrauenschule. Wichtig sei, dass die Initiative von den Schülern ausgehe, so Kutz. Deshalb gibt es beispielsweise Projekte wie Sommerfest oder Zoobesuche. Aber der Bau eines Hühnerstalls mit Außengehege sei einmalig. Das fand die Ministerin auch. „Ich will einen Eindruck bekommen, wie Flüchtlingsarbeit in der Praxis funktioniert, wie ein konkretes Projekt aussieht, wie es um den Spracherwerb bestellt ist“, nennt Kampmann einige der Gründe für ihre Visite. Dazu gab es nach dem offiziellen Hühnerstall-Besuch noch ein Projekt, an dem die Familienministerin teilnehmen konnte. Dabei stellten sich die jugendlichen Flüchtlinge vor, berichteten unter anderem über ihre Fluchtroute, aber auch von ihren Hoffnungen für ihr neues Leben.
29 Jugendliche leben zurzeit im Antoniushaus in drei Gruppen, sagt Michael Verheyen, Standortleiter vom Antoniushaus. Noch drei weitere könne man aufnehmen. Die Bewohner sind zwischen 13 und 17 Jahre alt und kommen aus den unterschiedlichsten Ländern. Die größte Gruppe stammt aus Afghanistan, dann aus Gambia, dem Senegal, Guinea, Somalia, Syrien und Eritrea. Boubacar Doumbia ist 16 Jahre alt und kommt aus Guinea. „Er ist sehr fleißig“, sagt Said El Achaouch, „und spricht sehr gut deutsch.“ Achaouch ist einer von 19 Fachkräfte, die die jungen Leute im Antoniushaus betreuen. Der 30-Jährige lobt die Freundlichkeit seiner Schützlinge. „Es sind gut erzogene Jungs und sie machen selten Probleme.“