Kempen Fußgängerzone contra zentrales Parken
Der Autoverkehr auf dem Buttermarkt war gestern Thema am WZ-Mobil. Viele Kempener haben ihre Meinung in der Umfrage geäußert.
Kempen. Es ist Freitag. Es ist Markttag. Es regnet nicht und der Buttermarkt ist bestens besucht. St. Marien hat 11 Uhr geschlagen. Damit ist die erste Be- und Entladezeit des Tages, die von 6 bis 11 Uhr gilt, zu Ende. Eigentlich sollte der als Fußgängerzone ausgewiesene Markt nun auch den Fußgängern gehören. Doch der Zubringer- und Durchgangsverkehr pausiert nicht.
Während der einstündigen WZ-Umfrage passieren immer wieder Pkw und Lkw von Paketdiensten die Fahrspur am Rathaus entlang. Meist angesteuertes Ziel ist der Parkplatz am Kirchplatz, der seit dem Defekt eines Pollers seit mindestens acht Monaten defekt ist. Insider verfahren nach dem Motto: Hier kann man zentral parken, auch wenn kein Gottesdienst ist.
„Man braucht doch keine acht Monate, um einen Kostenvoranschlag für einen defekten Poller zu bekommen. Das ist doch eine Bankrotterklärung der Stadt, dass noch nichts passiert ist“, wundert und ärgert sich Nadine Sluka. Sie und ihr Mann verfolgen die Zunahme an Verkehr auf dem Buttermarkt seit dem Sommer 2015. „Muss erst etwas passieren, ein Kind, eine Seniorin oder ein alter Herr mit Rollator von einem Auto angefahren werden?“ Kein Verständnis hat sie für Autofahrer, die ihren Wagen an der Ecke zur Moosgasse parken, ein Eis bei Brustolon kaufen, dann wenden und über den Buttermarkt wieder zurückfahren.
Nina Stengel schiebt ihre Tochter Fine im Kinderwagen am WZ-Stand vorbei. Auch sie hat keine Ruhe mehr, ihren vierjährigen Sohn über den Buttermarkt laufen zu lassen. „Unbeaufsichtigt lasse ich ihn sowieso nicht, aber hier auf dem Buttermarkt ist permanent Verkehr und die Autos heutzutage sind so leise, oft hört man sie gar nicht.“
Eine Freundin von ihr wohne an St. Marien, erzählt Stengel. „Sie hat als Anwohnerin sogar manchmal Probleme beim Be- und Entladen, weil sie keinen Parkplatz bekommt.“
Sigrid Oehlschläger kann nicht verstehen, warum man den zunehmenden Verkehr auf dem Buttermarkt nicht unterbindet. „Viele umliegende Städte beneiden uns doch um diesen herrlichen Platz. Kempen ist ein Runddorf, überall sind Parkplätze, die Wege in die Stadt sind kurz. Das ist doch wunderbar.“ Kempen brauche nicht mehr Autos im Ort. Wenn ihre Enkelin aus München zu Besuch ist, sagt Oehlschläger, „dann spielt sie auch am Martinsdenkmal. Da wollen alle Kinder hin.“ Sorge habe sie auch, weil Autofahrer nicht die Schrittgeschwindigkeit von sieben Stundenkilometern einhielten.
Das Kempener Ehepaar Kornelia und Reiner Rost hat das Auto stehenlassen und ist mit dem Fahrrad zum Wochenmarkt gekommen. „Fußgänger haben hier Vorrang“, betonen beide. Ihren Wagen würde Kornelia Rost auch nicht auf dem Kirchplatz abstellen, „weil man doch nicht weiß, wann der Poller wieder hochgeht“. Wenn die Anlage wieder funktioniert.
Johanna Zschäbitz wohnt seit zwei Jahren in Kempen. Sie passiert den Buttermarkt mit ihrem Rollator. „Man muss als Fußgänger aufpassen“, sagt sie mit Blick auf den Durchgangsverkehr. „Auf dem Kirchplatz parkt jeder. Ist ja zentral gelegen.“
Dass mehr Fahrzeuge über den Buttermarkt rollen als früher, hat auch Ludia Kling festgestellt. „Ich komme aber immer mit dem Rad.“
Zwei Damen aus Kempen sehen die Verkehrssituation auf dem Platz vor dem Rathaus nicht so kritisch. „Das ist täglich unterschiedlich, an Markttagen halt mehr.“ Sie nehmen aktuell aber die vielen Baustellen in der Stadt wahr. „Es hat sich viel verändert. Kempen wächst. Und so sind auch mehr Leute da.“
Margot Schmidt drückt es klar und deutlich aus: „Hier fahren sie durch wie die Bekloppten.“ Doch nicht nur das Tempo, auch die Menge der Fahrzeuge pro Tag sei nicht in Ordnung. Und in der Regel säßen Menschen am Steuer, „die sehr gut drei Meter zu Fuß gehen könnten“.
Das sieht auch eine Kempenerin so, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte: „Man muss nicht mit dem Auto Zigaretten holen fahren.“
Eine weitere Passantin, auch sie möchte anonym bleiben, ist durchaus dafür, das Parken an der Kirche grundsätzlich zu erlauben. „Ich habe oft Chorprobe in der Burse“, erzählt sie. Allerdings fordert sie von allen Autofahrern in dem Bereich Schrittgeschwindigkeit. „Ich finde die Parkmöglichkeit eigentlich okay, weil es auch viele ältere Menschen in der Stadt gibt, die sonst gar nicht mehr in die Kirche kämen“, sagt Simone Steeg. Wer ins Gotteshaus möchte, hat die Erlaubnis, seinen Wagen rund um St. Mariae Geburt abzustellen. Natürlich, so Simone Steeg müsste angepasst gefahren, dürften Kinder nicht gefährdet werden.
„Ich finde es völlig in Ordnung, in diesem Bereich zu parken“, sagt Hellwiga Hardt. Für Peter Jeske ist es „ein Dilemma: Ist der Platz autofrei, hat man einen schönen Anblick. Darf man den Wagen abstellen, ist es bequemer“. Seiner Meinung nach sollte es für Gehbehinderte die Möglichkeit geben — „ansonsten aber nicht“.