Gastspiel in Grefrath Derbe Komik trifft auf bitteren Ernst

Grefrath. · Carolin Kebekus schockierte so manchen im Publikum, fand dafür aber ehrliche Worte.

Carolin Kebekus hat im Grefrather Eisstadion Station gemacht.

Foto: Wolfgang Kaiser

Locker und mit einer Menge Selbstbewusstsein brachte Komikerin Carolin Kebekus jetzt ihr neues Programm der Solotour „PussyNation” auf die Bühne. Mittels vieler witziger Alltagsbetrachtungen und unmissverständlicher Aussagen hatte sie das Publikum auf ihrer Seite. Mit der Aufforderung, es sollen alle Hemmungen fallengelassen werden, und den Worten „Sie passieren nun die Grenze”, begann Kebekus ihre Show.

Mal in Dialogform, mal mit derben Witzen, Geschrei, Schluchzen, Fluchen oder Kotzgeräuschen untermalte die Komikerin Alltagsgeschichten und Tabuthemen. „Das ist das echte Leben”, betont sie. Kebekus, die auch Synchronsprecherin, Schauspielerin und Sängerin ist, entfernt sich in ihrer Show deutlich vom Rollenklischee der zurückhaltenden Frau und betont mit unbändiger Spielfreude: „So hart habt ihr noch nie gelacht”. Mit Kraftausdrücken und Mut zur Hässlichkeit ist sich die Kölnerin nicht zu schade, über sich selbst zu lachen.

Es geht um Brüste, künstliche Fotos und Büroklammern

Gerne startet sie ihre Geschichten mit den Worten „Das ist jetzt vielleicht ein bisschen privat” – und so ist es dann auch. Von Erlebnissen bei der Intimenthaarung über Karnevalsfeiern, Brüste, soziale Netzwerke und die Menstruation der Frau bis zu Online-Bewertungen waren alle unangenehmen Themenbereiche abgedeckt. „Leute, die Büroklammern im Internet bewerten, fahren auch Liegefahrrad”, stellt sie klar. Zu stark bearbeiteten Fotos im Internet, die längst nicht mehr dem Original ähneln, sagt sie: „Dafür gibt’s keine Likes, dafür gibt’s aufs Maul.”

Schnell wird klar, wieso die Altersbegrenzung auf Ü16 berechtigt ist. Auf die Frage „Grefrath, ist das jetzt zu sexuell gewesen?” scheint das Publikum mit gemischten Gefühlen zu reagieren.

Doch schafft Kebekus binnen Sekunden auch den Wechsel von Comedy zu ernsteren Themen. Sie diskutiert die #metoo-Debatte, Abtreibung, die Pille danach, und klärt die Frage, was ein Frauenparkplatz überhaupt für einen Zweck hat. Sie spricht sich klar für Gleichberechtigung aus, bringt die Probleme der Gesellschaft auf ihre Weise in die Köpfe des Publikums und kennt dabei keine Schmerzgrenze. Man merkt: Die Frau hat was zu sagen. Kebekus gesteht auch, dass es ihr Spaß mache, Leute sauer zu machen, und bringt alles auf den Punkt.

Es ist ein Programm zum Lachen, Schämen, Verstandenfühlen und zum Unterhaltenwerden. An Selbstverliebtheit, Hemmungslosigkeit und lautem Humor mangelt es der Komikerin und ihrer Show wirklich nicht. Sie hält das Tempo bis zum Schluss. Man kann von ihr halten, was man will, sie wirkt in jedem Fall authentisch. Sicher ist allerdings, dass man ihren Humor mögen muss. So kam es auch, dass der ein oder andere mit Sprachlosigkeit auf die derbe Wortwahl der Schauspielerin reagierte, die allerlei Kritik gewohnt sei, wie sie betont.

Auf der Leinwand konnte man die Show auch weit hinten verfolgen

Im fast ausverkauften Eisstadion mangelte es nicht an Essen und Getränken. Von Brezeln über Popcorn, Softgetränke und Bier wurde an alles gedacht. Auch an eine organisierte Parkplatzregelung, einen Raucherbereich im Freien und große Leinwände, auf die Carolin Kebekus während ihrer Vorstellung übertragen wurde, hatte man gedacht. So konnte man auch aus der hintersten Reihe der Show gut folgen.

Sicherlich hat das aktuelle Programm „PussyNation” und die vorher angekündigte „Grenzüberschreitung” viele Besucher überrascht, vor allem aber zum Lachen gebracht. Carolin Kebekus gewann schon zum sechsten Mal den Deutschen Comedypreis und ist nicht nur als Komikerin auf der Bühne, sondern auch im Fernsehen zu sehen.