Gewiefte Spieler trumpfen auf

Beim VLN wird freitags Skat gespielt. WZ-Mitarbeiter Janis Beenen hat getestet, ob er mit den geübten Senioren mithalten kann.

Kempen. Mit meinen 18 Jahren bin ich hier ein echter Exot. Ich sitze bei der Skat-Runde des Vereins Linker Niederrhein (VLN) im Kuhtor. An vier Tischen werden Karten gekloppt. Graues Haar dominiert das Erscheinungsbild der Spieler. Der Verein hat mit einem Altersschnitt von 68 Jahren kaum jüngere Mitglieder in seinen Reihen. Trotz geselliger Atmosphäre kommen nur wenige, die noch nicht das Rentenalter erreicht haben, zum Skat.

Foto: Kurt Lübke

Vielleicht ergeht es zu vielen wie mir: Bislang habe ich gegen meine Mitspieler Hubert Baumgart und Hans-Werner Neeten keine Schnitte bekommen. Zu erfahren, zu abgebrüht sind die Herren. „Ich habe das Skatspielen als Kind bei meinem Vater gelernt“, sagt der 67-jährige Neeten: „Es ist ein gemütlicher Zeitvertreib.“

In dieser Runde gebe ich beim Reizen das höchste Gebot ab, entscheide mich, Kreuz zu spielen. Eigentlich habe ich genug Trümpfe, um zu gewinnen. Aber ich stelle mich zu ungeschickt an, verschenke einen Stich nach dem anderen. Während ich nur aus dem Bauch heraus spiele, gelingt es den Herren tatsächlich, die Karten nachzuhalten. Am Ende gibt es für mich eine Niederlage mit 48 Minuspunkten. „Sie hätten so weit wie es geht die Trümpfe ziehen müssen“, enttarnt Baumgart meinen entscheidenden Fehler. Er gehört der Skat-Runde des VLN seit 20 Jahren an. Das taktische Denken beim Skat halte ihn geistig fit. Wie die meisten Mitglieder hat er das Alter von 60 Jahren überschritten.

Die Mittfünfziger Astrid und Andreas Apffelstaedt sind so etwas wie der Jungbrunnen des Vereins. Sie kommen seit fünf Jahren gerne vorbei und etablieren neben dem Skat das Doppelkopfspielen. „Das ist der einzige und schönste Ort, um in Kempen Doppelkopf zu spielen“, sagt Andreas Apffelstaedt. Irene Pohl, stellvertretende Vorsitzende des VLN, ergänzt, warum mehr Leute vorbei kommen sollten: „Wer einen schönen Abend verbringen und unter Leuten sein möchte, ist hier richtig.“

Diese Beschreibung trifft es. Eine miefige Altherren-Atmosphäre herrscht bei der Skat-Runde keinesfalls. Es wird geklönt und gelacht. Und auch ein Skat-Amateur wie ich wird herzlich aufgenommen. Bierernst geht es schließlich nicht zu. Der Spaß steht im Vordergrund. Der sportliche Ehrgeiz fehlt dennoch nicht. Denn es geht auch um einen kleinen Einsatz. „Wir handhaben es so, dass der schlechteste Mitspieler am Ende des Abends eine Runde Getränke ausgibt oder eine Spende in die Vereinskasse wirft“, sagt Pohl.

Feste Spielgemeinschaften gibt es bei der Skat-Runde nicht. Die Dreiergruppen werden stets neu gelost. Mir hat der Abend am Spieltisch bestens gefallen. Ob ich wieder komme? Na klar. Aber vorher gehe ich ins Skat-Trainingslager, damit es nicht noch einmal so ein Debakel gibt.