Graf Holk wird 100 Jahre Der besondere Reitverein aus Grefrath

Grefrath · Der Verein Graf Holk feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Auf der Anlage im Heitzerend steht die Ausbildung von Reitern im Mittelpunkt.

Zum Gruppenbild mit Pferden hat sich der Vorstand von Graf Holk aufgestellt (v.l.): Cornelia Linkner-Beckers (zu Pferde), Christiana Quinders, Nicole Opdendrenk, Gabi Ophoves,  Heinz-Gerd Feyen, Peter Thönes und Thomas Bremer. Im Hintergrund sind Jonte Walter und Ronja Feyen auf ihren Pferden zu sehen.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Peter Thönes ist der Vorsitzende eines „besonderen Reitvereins“, wie er sagt. „Uns geht es um die Ausbildung von Reitern und darum, Turniere zu reiten.“ Besonders ebenfalls, weil es in Grefrath keinen Stall mit Leihpferden gibt. In diesem Jahr auch besonders, weil der Verein 100 Jahre alt wird. Und wenn wir schon mal beim Ungewöhnlichen sind: Seit dem Zweiten Weltkrieg gab es nur drei Vorsitzende. Das waren das Gründungsmitglied Heinrich Dohmes (1930 bis 1955), Johannes Thönes (1958 bis 1992) und seitdem dessen Sohn Peter. Er habe die Aufgabe übernommen, weil der damalige zweite Vorsitzende Günter Küsters den Job nicht wollte. „Herr Küsters war aber ein wichtiges Bindeglied für meinen Vater und mich“, sagt Peter Thönes.

Über die Anfänge des Vereins im Jahr 1920 gibt es „leider keine Protokolle mehr, die sind irgendwann verschwunden“, berichtet der Grefrather Landwirt. Einiges weiß er noch aus Erzählungen seines Vaters und einiges wurde anlässlich des 50. Bestehens in einer Festschrift festgehalten. Die besagt, dass der Name des Vereins nicht auf den Grafen Holk (1599-1633) zurückgeht, der es unter Wallenstein zum Feldmarschall gebracht hatte, sondern auf einen „jungen, schneidigen Reiteroffizier, dem Graf Holk“. Dieser war Gründungsmitglied Hubert Thönes aus dem Ersten Weltkrieg in guter Erinnerung geblieben. Und so erhielt der Verein drei Jahre nach seiner Gründung auch einen Namen.

Das schien zu passen, denn die Gründung erfolgte 1920 durch Männer, die im Ersten Weltkrieg bei der Kavallerie und Artillerie waren und als Pferdefreunde weiter nach dem Krieg in Kontakt blieben. Immer sonntags traf man sich auf ein Bierchen und schwelgte in Erinnerungen. Bei einer dieser „Sonntagsbesprechungen“ beschlossen dann Hermann Winkels, Hermann Genneper, Paul Gartz, Peter Weidenfeld, Josef Josten, Willi Verlinden, Hubert Thönes, Heinrich Bauten und Heinrich Dohmes einen Verein zu gründen. Mit dem Ziel – neben der Geselligkeit – „Freizeitbeschäftigung für Burejonges“ anzubieten. Jeder, der ein Pferd mit gesunden Beinen hatte, konnte mitmachen“, wie es in der Festschrift heißt.

Turniere im heutigen Sinne habe es vor dem Zweiten Weltkrieg nicht gegeben, sagt Peter Thönes. Doch diverse Rennen wie Trab- und Jagdrennen. Auch Ringstechen, Eier- und Zigarettenreiten wurden veranstaltet. Nach dem sportlichen Teil gab es zur Entspannung einen gesellschaftlichen mit einem Fest. So soll im Protokoll des 1. Reiterballs 1920 gestanden haben: „2 Uhr nachts puppenlustig abgebrochen“.

Schwierig wurde es für den Verein durch die Inflation und die Einflüsse, die durch die NS-Zeit einwirkten. „Im Krieg hat der Verein geruht“, berichtet Peter Thönes. Die Festschrift berichtet, dass im Juni 1947 der Bescheid erteilt wurde, dass der Verein unter dem Namen „Club der Pferdefreunde“ seine Arbeit wieder aufnehmen durfte. In diesem Jahr gab es die erste Fuchsjagd und zwei Jahre später das erste Turnier. So langsam kam das Vereinsleben in Schwung und nahm Fahrt auf – auch im geselligen Bereich.

1949 erhielt der Verein ein Gemeindegrundstück am Stegweg, das die Mitglieder für ihren Bedarf hergerichtet haben. Doch glücklich waren die Mitglieder dort nicht. Das änderte sich 1958, als die Gemeinde ihnen eine Fläche am Heitzerend anbot. Dort richtete sich der Verein mit Turnierplatz und Clubhaus ein. Mittlerweile gibt es am Standort auch eine Reithalle.

„Reitsport erfordert viele Tränen, Zeit und Ausdauer“, sagt Peter Thönes. Anfänger sollten nicht zu jung sein und dann gut ausgebildet werden. Die Ausbildung übernehmen bei Graf Holk erfahrene Reiter. Ein Konzept, von dem Thönes überzeugt ist. „Wir haben viele erfolgreiche Turnierreiter, sind im Seniorenbereich dreimal hintereinander Kreismeister geworden“, sagt er.

Schnupperstunden gibt es für Kinder ab sechs oder sieben Jahren. Seiner Meinung nach steht und fällt die Karriere eines Reitschülers mit dem Einsatz der Eltern. Neben Kosten von monatlich etwa 500 Euro für den Unterhalt des Pferdes, wenn man keinen eigenen Stall hat, kommt dann noch die Ausrüstung dazu. Sobald es zu Turnieren geht, wird das Unterfangen Reitsport noch zeitaufwändiger und kostspieliger. Dann braucht man auch entsprechende Kleidung und ein Transportmittel fürs Pferd. Aber: „Wir versuchen das Reiten für normal verdienende Leute mit ihren Pferden möglich zu machen“, sagt Thönes. Für 280 Mitglieder mit 45 Turnierreitern ist dies heute beim Reitverein Graf Holk bereits möglich.

Gefeiert wird das 100-Jährige bei zwei Terminen: am 13. Juni mit einer Jubiläumsveranstaltung und vom 10 bis 12. Juli mit einem Turnier. Im Juni werden die einzelnen Gruppen zeigen, was sie können. Es wird – wie in alten Zeiten – ein Ringstechen geben sowie ein Festbankett mit Sportvereinen, Offiziellen aus Politik und Verwaltung, Sponsoren sowie den Menschen, mit denen der Verein bei Turnieren zusammenarbeitet, wie Tierarzt, Parcoursbauer und Richter. Den Tag soll dann ein Reiterball abschließen. Am Turnierwochenende wird es neben den üblichen Wettbewerben ein bis zwei Prüfungen geben, „die es bislang noch bei keinem in Grefrath gegeben hat“, so Thönes. Weitere Infos zum Verein: