Grauenhaft und katastrophal

Unglück: Junge Grefrather wollten bei der Loveparade feiern. Sie sind froh, dass sie der Massenpanik entkommen sind.

Grefrath/ Duisburg. Eigentlich wollten sie eine friedliche Party feiern. Aber die Loveparade in Duisburg endete am Samstag in einer Katastrophe - auch zahlreiche Jugendliche aus der Region waren vor Ort.

Kirsa Esser aus Grefrath machte sich auf den Heimweg kurz bevor die Massenpanik ausbrach, bei der 19 Menschen starben und mehr als 300 verletzt wurden. "Wäre ich 20 Minuten später losgegangen, wäre ich mittendrin gewesen", berichtete die 19-Jährige am Sonntag der WZ. Noch immer ist sie mitgenommen und betroffen von dem, was sie gesehen hat: "Die Menschen hatten die Panik im Gesicht stehen."

Gegen 12 Uhr war sie auf dem Gelände mit Freunden am alten Güterbahnhof angekommen und es gab noch genug Platz. Schnell wurde es eng und Kirsa machte sich allein auf den Weg heraus. "Es gab nur noch einen Tunnel für alle, die raus und rein wollten. Ein zweiter Tunnel war schon gesperrt."

Da zeichnete sich das Drama bereits ab. Hyperventilierende Menschen und "Alkoholleichen" sah Kirsa am Boden liegen. Es wurde gedrängelt und geschubst. "Ich habe einen jungen Mann angesprochen und viel mit ihm geredet. Dabei hab’ ich mich einfach wohler gefühlt." Eine Dreiviertelstunde brauchte Kirsa, um den 300 Meter langen Tunnel zu durchqueren.

Die Polizei war damit beschäftigt, die Bauzäune zu sichern, die das Gelände begrenzten. Die Handy-Netze waren zusammengebrochen. "Die Organisation war grauenhaft", urteilt Kirsa. Sie sorgte sich um ihre Freunde, Familie und Freunde sorgten sich um sie. "Mein Vater war erleichtert, als er mich endlich erreicht hatte."

Viele Eltern trieb am Samstag die Ungewissheit um. Pascal Leyendeckers (18), der mit seiner Schwester und seinem Cousin nach Duisburg gefahren war, erhielt Anrufe und SMS von Zuhause, die aber zunächst nicht alle durchdrangen. "Als wir ankamen, war alles abgesperrt und wir haben erfahren, dass Menschen umgekommen sind." Die Drei wichen auf einen Nebenplatz aus.

Alexa Müller feierte mit Freunden nur wenige Gehminuten von der Katastrophe entfernt. "Wir haben gar nichts mitbekommen", erzählt die 22-Jährige. Die Party sei friedlich, die Stimmung super gewesen - bis sie die Nachricht per Handy erreichte. Freundinnen, die früher gegangen waren, schilderten Alexa später, dass ihnen der Weg durch den Tunnel vorkam "wie im Krieg".

Im Internet tauschten sich am Sonntag zahlreiche Menschen über das Erlebte aus. Im Forum des Radiosenders Eins Live schilderte Sabine (29) aus Grefrath, dass um 17 Uhr die Tunnel gesperrt waren und es keinen Ausgang gab: "Es war katastrophal!", schreibt sie. "Wir verdanken einem sehr großen und starken Mann, der am Notausgang ausrastete und den Bauzaun umstieß und von vier Polizisten nicht aufgehalten werden konnte, dass wir da raus rennen konnten."