Grefrath: Herz für kleine Achtbeiner
SOS-Spiderworld: Im Geschäft der Familie Helle dreht sich alles um Vogelspinnen. Aber auch Reptilien und andere Insekten sind imAngebot.
Lobberich. Wie schön sie ist, wie elegant: Die hübsch behaarten Vorderbeine grazil angehoben wie eine Tänzerin, hält sie einen Augenblick inne, dreht dann ab und verschwindet hinter der Baumrinde.
"Dieser Brachypelma smithi könnte ich Stunden lang zusehen", sagt Olaf Helle, "dafür hätte ich gern mehr Zeit." Doch er muss sich noch um hunderte anderer Vogelspinnen kümmern: Helle ist Spinnenzüchter, führt mit seiner Frau Sabine das Fachgeschäft "SOS-Spiderworld" in Lobberich.
Warm ist es im Geschäft, noch wärmer in den Zuchträumen dahinter. Regale voller kleiner Glas-Terrarien, darin Vogelspinnen, niedliche junge kleine, schmucke erwachsene große. Dazu Reptilien und Insekten - Gottesanbeterinnen. Alle brauchen sie die Wärme im Raum, stammen die Arten doch ursprünglich aus warmen Ländern: "Aber wir halten nur Nachzuchten, Wildfänge sind tabu", erklärt Olaf Helle.
Seit sie vor Jahren über einem Zoofachgeschäft wohnten, haben die Helles ihr Herz für die kleinen Achtbeiner entdeckt. Mittlerweile ist Olaf Helle in Fachkreisen anerkannter Züchter, veranstaltet vierteljährlich einen Stammtisch für Spinnenfreunde vom ganzen Niederrhein.
Anfang Oktober eröffnete das Paar sein Geschäft, bietet Tiere, Terrarien-Zubehör und Beratung. Beide sind nebenbei noch berufstätig: Sabine (38) als Frisörin, Olaf (40) in der Kfz-Branche. Weil Tochter Saskia (12) ebenfalls Spaß an Spinnen hat und viel mit im Laden ist, war der Name fürs Geschäft schnell gefunden: SOS - nach den Anfangsbuchstaben Sabine, Olaf, Saskia.
Vorurteile gegenüber Spinnen sind schnell aus der Welt geschafft, weiß Tochter Saskia: "Wer sich damit befasst, ist meist gleich beeindruckt." Ihr Vater ergänzt: "Es kann ja nichts passieren, wenn wirklich mal eine Spinne beißt, ist das wie ein Wespenstich."
Manche Arten können allerdings in Stresssituationen die für Allergiker riskanten Brennhaare abstreifen. Olaf Helle: "Aber Vogelspinnen soll man ja nicht unnötig anfassen. Es ist faszinierend und schön genug, sie zu beobachten."