Niederrhein-Theater in Grefrath Auflagen machen den Theaterbesuch intimer

Grefrath. · Zum vierten Mal gastierte das Niederrhein-Theater mit seinem „Kultstück im Gehöft“ in Grefrath. „Alles über Liebe“ erfuhr das Publikum in einer rasanten Parforce.

Michael Koenen und Nadine Schaub (M.) spielten das Paar.

Foto: Norbert Prümen

(evs) Es war dieses Mal eine wirklich privat anmutende und damit auch etwas exklusive Veranstaltung: Zum vierten Mal gastierte das Niederrhein-Theater mit seinem „Kultstück im Gehöft“ im Freilichtmuseum in Grefrath.

Als Kulisse diente wieder die Hofanlage Waldniel, die mit Fachwerkbau und Scheune einen offenen Innenhofcharakter bildet. Doch statt der gewohnten 80 Stühle waren es wegen der aktuellen Abstandsregeln nur 30 Stühle, alle mit Namensschildern versehen.

Vor dem Eingang zum Gehöft lümmelte Michael Koenen in Jogginganzug lässig im Korbsessel und plauderte mit den eintreffenden Gästen. Gemeinsam mit Verena Bill leitet er das freie Niederrhein-Theater mit Sitz in Brüggen. Waren es bislang historische Theaterstücke, gab es dieses Mal ein sehr bekanntes und viel gespieltes Stück des deutschen Autors Stefan Eckel. „Alles über Liebe“ erfuhr das Publikum in einem rasanten Parforceritt durch die nächsten beiden Stunden.

Sie zanken sich, was das Zeug hält: Anna (Nadine Schaub) und Carlos (Michael Koenen) prallen in der Paartherapie mit voller Wucht aufeinander. Voller Elan sind sie in ihre Ehe gestartet und „ruck zuck sitzt man im Reihenhaus mit zwei Kindern und backt sonntags Kuchen“, klagt Anna. Sie ist genervt. Vom ewig sporttreibenden, Diät haltenden und abwesenden Ehemann, vom Alltag zwischen Einkaufen im Supermarkt mit zwei quengelnden Kindern und grässlichen Tanzveranstaltungen mit Vorstadtmüttern.

Ihre Träume existieren nur noch auf dem Bildschirmschoner des Laptops, sie ist eifersüchtig, fühlt sich unattraktiv und leer. Carlos hingegen leidet darunter, dass er scheinbar alles falsch macht, ihm jede Freude verwehrt wird. Dabei funkt dann auch die Schwiegermutter hinein. Vergeblich versucht Verena Bill als Paartherapeutin im asiatischen weißen Leinenanzug und sorgsam mit Stäbchen hochgestecktem Haar Ordnung in dieses Chaos zu bringen.

„Frau Doktor“ scheitert jedoch mit diversen Entspannungsübungen. Bei einer Übung eskaliert die Situation vollends: Mit roten Schaumstoffrollen schlagen Anna und Carlos aufeinander ein. Dann verliert auch „Frau Doktor“ die Nerven: „All diese bekloppten Paare hier“, schreit sie – und erleidet einen Nervenzusammenbruch, zumal sie selbst an Liebeskummer leidet. Die Situation gerät außer Kontrolle.

Paradoxerweise finden Anna und Carlos jetzt wieder zueinander. „Ich liebe dich, obwohl ich dich im Moment nicht liebe“, sagt er. Das kleine Ensemble hat das Publikum zwei Stunden lang bestens unterhalten.