Grefrath „Grefrath ohne Freibad geht nicht“

Beim WZ-Mobil haben sich viele Bürger für den Erhalt des Freizeitareals an der Dorenburg ausgesprochen.

Foto: Lübke

Grefrath. Ein heißer Julitag, 15 Uhr: Die Zufahrt von der Stadionstraße zum Grefrather Freibad ist fest in der Hand der Interessengemeinschaft, die sich für den Erhalt des Bades einsetzt. Alter und Nationalität der Befragten spielen keine Rolle — Jugendliche auf Vespas stoppen genauso wie Wagen mit gelben Nummernschildern. Die meisten Befragten unterschreiben bereitwillig die Petition, binnen kurzer Zeit kommen so an die 50 Namen zusammen.

Der Hintergrund: Zwar ist eine Schließung in den bisherigen öffentlichen Diskussionen zur Haushaltskonsolidierung noch nicht Thema gewesen. Aber Bürger sorgen sich dennoch, dass die klamme Gemeinde das Freibad nicht auf Dauer betreiben kann. Deswegen hat sich die Interessengemeinschaft gebildet. Die WZ nahm das zum Anlass, um auf dem Parkplatz des Freibads Meinungen zu sammeln.

Heinz Biederbick vermutet, dass durch die zuletzt erhöhten Eintrittspreise (zum Beispiel 4,50 statt 3 Euro für die Tageskarte) bewusst Leute vom Freibadbesuch abgehalten werden sollen. Dadurch habe man eine Handhabe, das Bad irgendwann dicht zu machen, so seine Meinung. Bei Bürgermeister Manfred Lommetz hat er sich bereits über das nun teurere Schwimmen beschwert: „Das ist Abzocke“, steht unter anderem in dem Schreiben.

Gisela Heffungs, die mit ihrem Mann Helmut zur Rollenden Redaktion gekommen ist, könne „mit der Preiserhöhung leben“. Aber keinesfalls ohne das Schwimmbad. Sicher, es sei im Unterhalt eine teure Angelegenheit, so Gisela Heffungs. „Aber für alles andere ist ja auch Geld da.“ Heinz Biederbick ergänzt: „Dafür zahlen wir doch Steuern.“

„Keinerlei Verständnis für eine Schließung“ hat Lothar Baumanns. Schließlich trete Grefrath als „Sport- und Freizeitgemeinde auf“. Und: „Die Kinder müssen ja irgendwo schwimmern lernen.“ Die finanzielle Notlage der Gemeinde sei unbestritten. Mit Blick auf die aktuell laufenden Sanierungsmaßnahmen am Hallenbad am Schwingbodenpark hoffe er, „dass dafür nicht das Freibad geopfert werden“. Vielleicht, so sein Vorschlag, könnte man ja ein neues Freibecken an das Hallenbad bauen. Klar sei: „Grefrath ohne ein Freibad geht nicht.“

Karl Hüser hängt an dem Bad. „Wir Älteren, die nicht mehr mit dem Auto fahren, fragen uns: Wo sollen wir sonst hin?“ Auch Hans Beer setzt sich für den Erhalt ein. Mit seinen 95 Jahren geht der Grefrather noch täglich schwimmen.

Gerd Dikta ist mit seiner Familie Mitte der 70er Jahre auch deswegen von Duisburg nach Grefrath gezogen, weil es hier „ein hervorragendes Freizeitangebot“ gebe. Seine Meinung: „Sollte es tatsächlich wieder einmal nur um die Finanzen gehen, dann erwarten die Bürger ein bisschen Kreativität der dafür bezahlten und/oder gewählten Verantwortlichen.“

CDU-Ratsherr Manfred Wolfers jun., der sich per E-Mail gemeldet hat, sieht das Thema differenziert: „Eine Freibad-Diskussion kann nicht isoliert geführt werden. Wir leben in der Gemeinde Grefrath leider über unserer Verhältnisse. Die Erfüllung der Kern-Aufgaben zum Beispiel als Schulträger und die Sicherung einer guten Verkehrsinfrastruktur wird immer schwieriger. Seit Jahren investieren wir unter den Abschreibungen, insbesondere bei den gemeindlichen Straßen. Ich fände es super, wenn wir Albert-Mooren-Halle, Bäder und Eisstadion erhalten könnten — alle Einrichtungen sind gut angenommen und haben zumeist in der Region viele begeisterte Nutzer. Aber: Politik und Verwaltung müssen gemeinsam beraten und in Kommunikation mit den Bürgern bald entscheiden, wo wir „Nein“ sagen, damit die Kernaufgaben und vielleicht ein oder zwei Einrichtungen mit regionaler Bedeutung weiterhin finanziert werden können. Nur auf Mehreinnahmen oder weitere Partner zu hoffen ist aus meiner Sicht nicht ehrlich und verschiebt die Probleme auf nachfolgende Generationen.“

Gertrud Möller war am Donnerstag zum 50. Mal in diesem Jahr im Freibad schwimmen und schaut bei der WZ vor Ort vorbei, um sich für den Erhalt des Bades auszusprechen. Seit der Eröffnung 1960 ist sie immer wieder dort. „Alle drei Töchter haben hier schwimmen gelernt“, erinnert sie sich. Alle, die das Bad kennen würden, wüssten es auch zu schätzen, so Gertrud Möller, die auch das nette Personal lobt.

Katja Schaub ist gebürtige Grefratherin und auch wenn sie nun Lobberich wohnt, kommt sie noch gerne zum Schwimmen nach Grefrath. „Es ist ein schönes, familienfreundliches Freibad“, sagt Katja Schaub, die sich besonders über den schönen Kleinkinderbereich und die günstigen Eintrittspreise freut. Sie findet es auch richtig, dass die Bürger schon frühzeitig auf das Thema aufmerksam machen. „Wenn es erst einmal entschieden ist, kann man schließlich nichts mehr tun.“

„Das Freibad liegt hier herrlich eingebettet zwischen dem Freilichtmuseum und dem Park“, lobte Karin Ites, die selbst gerne dort schwimmen geht. Ihr ist besonders wichtig, dass die Kinder dort eine schöne Sportmöglichkeit haben. „Sonst beschweren sich ja immer alle, dass die Kinder nur mit dem Handy spielen.“ Das Bad sollte man auf jeden Fall erhalten. Auch für die älteren Menschen sind die kurzen Wege zum Schwimmen wichtig.

Für Lukas Kugel ist das Freibad eine super schöne Anlage und ein toller Treffpunkt, den man auf jeden Fall erhalten sollte. „Und für viele Vereine ist es wichtig, dass sie hier schwimmen können. In andere Städte auszuweichen, wäre sehr schwierig“, sagt er. Seine Mutter Birgit Kugel lobt das Grefrather Freibad und hebt den alten Baumbestand hervor, der auf dem Liegewiesen Schatten spendet.

Für Stefan Straeten steht fest: „Das Freibad gehört zu unserer „Sport und Freizeitgemeinde“ dazu. Es macht das Konzept für Grefrath rund. Man soll sich in Grefrath sinnvoll Gedanken machen, wie man dieses Örtchen beleben kann. Für den Ortskern ist das ja schon einmal schiefgegangen, da hat man vor vielen Jahren mit dem Verschlafen angefangen, genauso wie mit Flächen für Gewerbetreibende. Das Freibad Dorenburg muss bleiben.“

Auf die Frage, ob sich ein ein Freibad in Grefrath, hat Roswitha Erkens eine klare Antwort: „Ja es lohnt sich. Schon deshalb, wenn man sieht wie glücklich die Familien und Menschen da schon Jahrzehnte sind. Sollte das Glück nicht vor Rendite stehen? Was kann man dafür tun, dass es erhalten bleibt?Es sollte eben mehr Geld zum Erhalt locker gemacht werden und andere Dinge zurück stellen. Oder sagen Sie: Das ist ein Luxus, den sich die klamme Gemeinde nicht mehr leisten sollte. Ist eine glückliche Gemeinde Luxus?“ Und sie fügt hinzu: „Ich bin von Bayern hier hin gezogen, habe alles an Bädern ausprobiert und muss von ganzem Herzen sagen, Grefrath ist das schönste, sauberste, toll gelegenste Schwimmbad. Die Menschen kommen von Nah und Fern. Es gibt kein besseres und zuvorkommenderes Personal als da.“

Thomas Rödel, einer der Initiatoren der Initiative für das Freibad betont, dass das Freibad in Grefrath darf nicht geschlossen werden. „Es ist für viele die einzige Urlaubserholung überhaupt. Die Familien haben immer weniger Geld in der Tasche und können sich ein Urlaub nicht leisten. Außerdem ist das Freibad super für die Kinder, soziales Verhalten zu lernen. Da spielt man mit dem Ball, der Luftmatratze im Wasser, oder tollt mit den Freunden/innen einfach im Wasser. Wenn es langweilig wird, rückt die Rutsche in den Mittelpunkt. Handys spielen eine total untergeordnete Rolle. Hier wird richtig gespielt und Freundschaften fürs Leben geknüpft.“ Kinder lernen hier schwimmen. Die sanitären Anlagen seien in die Jahre gekommen. Die Umkleiden könnten mal aufgearbeitet werden. Woher das Geld kommen soll, darüber müsse man gemeinsam nachdenken. „Die Aussage von Gemeindepolitikern, man muss auch mal Nein sagen, akzeptiere ich nicht. Es ist das Geld des Bürger, welches der Rat ausgibt. Wir wollen hier in Grefrath kein Oedter Hallenbad“, so Rödel.

Michelle Jacobs schreibt: „Meine Familie geht seit Jahrzehnten in das Freibad in Grefrath, mittlerweile in der vierten Generation. Das Freibad in weit bekannt und ein Ort an dem jung und alt zusammen kommen.“ Grefrath sei für seine weitläufige Parkanlage, das Freilichtmuseum, dem Sport und Eventpark aber auch genau so für das Freibad bekannt. „Wir, die mit der ältesten (76 Jahre) und dem jüngsten in vierter Generation (acht Monate) wollen dieses Bad noch viele viele Jahre nutzen“, so Michelle Jacobs. „Es ist ein gepflegtes Bad, Bademeister haben für jedes „Problem“ eine Lösung und einem wird geholfen.“

Manfred Wolfers sen. drückt den Engagierten die Daumen und hält die Sorgen für berechtigt. „Wären die Gemeindewerke eine Eierlegende Wollmilchsau die neben den Bädern mit Leichtigkeit eine jährliche Gewinnabgabe, damit Steuererhöhungen vermieden werden, leisten kann, wäre es wohl kein Problem. Dem Grefrather Konsolidierungsgremium unter Federführung von Bürgermeister Manfred Lommetz wünsche ich auch viel Erfolg, schließlich gehört zur freiwilligen Infrastruktur nicht nur das Freibad. Der Werteverzehr insgesamt ist noch nicht beendet, wie zunehmend sichtbar wird.“

„Ich möchte unbedingt, dass das Freibad (und natürlich auch die Eishalle und die Albert-Mooren-Halle) erhalten bleiben“, so Stefanie Schmidt per Mail. Vor einiger Zeit habe sich die Gemeinde Ortsschilde mit dem Zusatz „Sport- und Freizeitgemeinde“ zugelegt und aufgestellt. „Ich finde es eine Farce, wenn es tatsächlich zur Überlegung steht, diese Einrichtungen aus Kostengründen zu schließen. Die Gemeinde sollte lieber, um den Haushalt nachhaltig zu stärken, die Infrastruktur für Firmen überdenken und dafür Sorgen, dass Grefrath wieder als (Produktions-) Standort attraktiv ist.“

Und nicht nur Grefrather haben einen Blick auf das Grefrather Freibad. Auch Menschen aus den Nachbarkommunen kommen zum Baden gerne in die Niersgemeinde.

Alexei Schneider findet auch, dass man das Freibad jeden Fall erhalten sollte. „Sonst wird alles geschlossen und man muss immer weiter fahren, um seine Freizeit sinnvoll zu nutzen. Wie bei uns in Nettetal als Jugendlicher hast du da schlechte Karten. Es gibt da nichts für Jugendliche.“

„Ich bin auch dafür, dass das Grefrather Freibad erhalten wird“, sagt Sandra Timmermanns. „Auch wir Nettetaler gehen sehr gerne dort hin. Es wäre wirklich ein Jammer, wenn es schließen würde.“

Mika Fischer aus Mönchengladbach ist ehemalige Grefrather und immer noch regelmäßiger Besucher des Freibades, wie er der WZ-Redaktion mitteilte: „Warum soll das kleine gemütlich und hervorragend besuchte freibad geschlossen werden? Einsparmöglichkeiten werden sich woanders bestimmt noch finden lasse.“

„Für meine beiden Kinder (6 und 8) und uns ist es undenkbar, das das Bad nicht mehr betrieben wird“, schreibt Janine Gerber im Namen ihrer gesamten Familie. „Allerdings fehlen die Ideen, wo man sparen kann. Das Hallenbad finde ich nur für das Schulschwimmen interessant, ansonsten gehen wir da nicht gerne hin. Vielleicht sollte da gespart werden.“ Eine Aktion wie für „Grefrath leuchtet“ — für die Illumination im Advent — fände sie sehr gut.