Grefrather gedenken NS-Opfern

Firmlinge und Konfirmanden erinnern an die Gräuel der Nazi-Zeit.

Foto: Kurt Lübke

Grefrath. „Christen erinnern aus Verantwortung für Gegenwart und Zukunft“ heißt es auf der Granitstele vor der Laurentiuskirche in Grefrath. Und das setzten die evangelische und katholische Gemeinde jetzt mit einer Gedenkfeier um. Rund 80 Besucher hatten sich vor dem Mahnmal eingefunden, um gemeinsam an die 25 Menschen aus Grefrath zu gedenken, die seinerzeit im Holocaust umgebracht worden waren.

Punkt 11.30 Uhr, mit dem Schlag der Glocken, startete Kirchenmusiker Michael Straeten die Gedenkfeier mit einem Musikstück auf dem eigens nach draußen gerollten Klavier. Irmgard Tophoven, die seit Jahren die Organisation der Feier innehat, führte in die Thematik mittels des Buches „Ich trage den gelben Stern“ ein. Zusammen mit Firmlingen und Konfirmanden zeichnete sie ein Bild der damaligen Stigmatisierung und Ausgrenzung.

Der deutlich sichtbar zu tragende gelbe Judenstern, das große J in der Kennkarte, die Teilung der Gesellschaft in arische und nicht arische Menschen, aber auch der Mut von Menschen, die Juden versteckten, und das Leben im Untergrund kamen zur Sprache. Sechs Millionen Juden und weitere Volksgruppen, zu denen u.a. Sinti. Roma, Behinderte, Homosexuelle und politische Gegner gehörten, mussten ihr Leben lassen.

„Wir leben mit einem grauenvollen Erbe. Wir knüpfen an diese Schuld an und erinnern, damit es nie wieder passiert. Das ist unser Ziel und unsere Verantwortung“, sagte die Grefrather Pfarrerin Barbara Münzenberg. Sie sprach davon, Erinnerungen wachzuhalten, die Opfer zu würdigen, zu mahnen und sich einander anzunehmen, wie auch Christus die Menschen angenommen hat.

„Zukunft braucht ein langes Gedächtnis“, betonte Tophoven, bevor sie die Namen der jüdischen Menschen vorlas, die einst in Grefrath und Oedt zur Gemeinde gehörten.

Bürgermeister Manfred Lommetz erinnerte daran, dass die Grausamkeiten nicht irgendwo stattfanden, sondern auch mitten unter den Menschen aus der Gemeinde. Es gab Mitläufer und Weggucker. „Wie müssen sich die jüdischen Kinder gefühlt haben, die nicht mehr auf dem Bürgersteig zur Schule gehen durften, die nicht mehr mit anderen Kindern spielen durften? Welche Fragen haben sie ihren Eltern nach dem Warum gestellt? Derartiges darf sich nicht wiederholen. Es ist wichtig, sich zu erinnern. Es ist hilfreich, damit es im Gedächtnis bleibt und wir es uns vor Augen führen, damit wir wachsam bleiben und es keine Wiederholung gibt“, sagte er. Pfarrer Johannes Quadflieg forderte dazu auf, Integration zu leben und 2018 zu einem Jahr zu machen, in dem man miteinander lebe und füreinander da sei.