Diskussion um Weihnachtsmarkt Großer Streit um Weihnachtsmarkt-Zukunft

Kempen · Als hätten die Kempener Einzelhändler und Gastronomen wegen der Corona-Krise nicht schon genug Probleme. Sorgen bereitet dem Vorstand des Werberings derzeit auch eine Zukunftsplanung – fernab vom Thema Corona. „Wir wollen und müssen den Weihnachtsmarkt fit für die Zukunft machen.

Geht es nach dem Werbering, soll der Buttermarkt 2021 in der kompletten Adventszeit zur Weihnachtsmarkt-Fläche werden. Die Politik lehnt das Konzept derzeit ab.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Und seitens der Lokalpolitik werden uns nur Knüppel zwischen die Beine geworfen“, so Werbering-Vorsitzender Armin Horst am Dienstag bei einer Pressekonferenz.

Diese war einberufen worden, weil die Vorstandsvertreter „maßlos enttäuscht“ darüber sind, dass die Politik im jüngsten Ausschuss für Ordnungsangelegenheiten die Erweiterungspläne für den Weihnachtsmarkt abgelehnt hat. Die Grünen enthielten sich, alle anderen Fraktionen stimmten gegen die Pläne (die WZ berichtete).

„Ich bin vor allem enttäuscht, weil wir in einer gemeinsamen Runde mit zwei Bürgermeisterkandidaten (Christoph Dellmans und Philipp Kraft, Anm. d. Red.) und allen Fraktionsvorsitzenden ein anderes Meinungsbild erhalten hatten. Da haben wir Signale bekommen, dass man unseren Ideen gegenüber aufgeschlossen ist“, so Horst. „Und jetzt erfahren wir aus der Presse, dass der Antrag abgelehnt wird. So etwas werden wir uns von der Lokalpolitik nicht mehr bieten lassen.“

Doch worum geht es eigentlich in der Debatte, die sich nun zu einem handfesten Streit entwickelt hat? Der Werbering möchte langfristig weg vom Wochenend-Weihnachtsmarkt, will im Idealfall eine Öffnung von Dienstag bis Sonntag auf dem Buttermarkt. Gemeinsam mit Veranstalter „XDream“ will man den Markt attraktiver machen. „Und vor allem wollen wir mehr Händler mit weihnachtlichen Artikeln anlocken“, so der Werbering-Vorsitzende. „Das geht aber nur, wenn die Händler ihre Stände nicht viermal auf- und abbauen müssen.“ So ist es derzeit, „und deshalb kommen diese Händler nicht nach Kempen“.

Daher soll der Buttermarkt die zentrale Fläche werden, auf der in der gesamten Adventszeit Stände stehen. Im Idealfall soll in der Mitte eine Art Alm-Hütte stehen, in der man essen und trinken kann. Das Fassungsvermögen läge bei etwa 150 Personen. Die Hütte würde durch Veranstalter „XDream“ für stolze 150 000 Euro gekauft und dann in Kempen aufgestellt. „Der Veranstalter würde das Projekt für Weihnachten 2021 mit uns in Kempen angehen. Aber dafür brauchen wir die Unterstützung von Verwaltung und Politik“, sagt der Werbering-Chef. Die Hütte und mehrere attraktive Verkaufsstände auf dem Buttermarkt in der gesamten Adventszeit – dazu zusätzlich bestückte Straßen an den Wochenenden. „Dann hätten wir auf dem Weihnachtsmarkt neue Highlights. Die anderen Städte rüsten auf. Wenn wir das in Kempen verschlafen, verpassen wir den Anschluss“, sagt Horst unter anderem mit Blick auf Krefeld, wo die Stadt an einer Aufwertung des Weihnachtsmarktes arbeitet.

Wochenmarkt-Händler wollen nicht weg vom Buttermarkt

Die Ablehnung der Politik ist darin begründet, dass in Kempen der Buttermarkt dienstags und freitags für die Wochenmarkthändler reserviert ist. Diese müssten in der Vorweihnachtszeit an einen anderen Standort ausweichen. So wie es beispielsweise bei Kirmessen oder Halbfasten- und Hubertusmarkt geschieht. In diesen Fällen weicht der Wochenmarkt derzeit auf den Burgparkplatz aus. Als die Propsteikirche noch keine Dauer-Baustelle war, war der Kirchplatz stets die Ausweichfläche. „Die Wochenmarkthändler wollen aber in der Weihnachtszeit nicht weg vom Buttermarkt, weil sie dann nach eigenen Angaben den Hauptteil ihres Jahresumsatzes machen“, wiederholt Horst die Argumentation der vergangenen Monate. An anderer Stelle befürchteten die Markthändler Einbußen.

Horst selbst kann dieses Argument nicht nachvollziehen. „Meine Meinung spielt da aber auch keine große Rolle. Wir als Werbering-Vorstand wollen eine Lösung in konstruktiven Gesprächen erarbeiten. Wir können uns sogar vorstellen, die Händler in irgendeine Weise beim Umzug zu unterstützen. Zum Beispiel bei der Gestaltung der jeweiligen Ausweichfläche“, so Horst.

Nach Angaben des Werberings besteht das Problem aber darin, dass weder Wochenmarktbeschicker noch Lokalpolitiker an weiteren Gesprächen interessiert sind. Die Markthändler hätten vor einigen Monaten eine Gesprächseinladung abgelehnt. „Und das ist schade. Zumal ich betonen will, dass die Einzelhändler und Gastronomen den Wochenmarkt auch dienstags und freitags brauchen. Er ist das ganze Jahr über auch ein wichtiger Frequenzbringer für den Handel.“

Daher hat der Werbering die Hoffnung auch nicht aufgegeben, dass die neue Struktur des Weihnachtsmarktes in Kempen doch noch umsetzbar ist – und gleichzeitig die Interessen des Wochenmarktes berücksichtigt werden. „Das geht in so einer kleinen Stadt nur gemeinsam. Ich kann nur dafür werben, dass man sich unsere Argumente noch einmal anhört“, sagt der Vorsitzende.

Im Moment scheint aber erstmal eine Menge an Porzellan zerschlagen zu sein. Denn die Vorstandsvertreter kamen noch einmal auf den gemeinsamen Termin mit den Politikern zurück. In diesem sei sogar die Anregung erfolgt, einen fraktionsübergreifenden Antrag zu den neuen Ideen zu stellen, so Geschäftsführer Rainer Hamm. Dieser habe dann auf Wunsch der Politik einen Vorschlag für einen Antrag erarbeitet. Darauf habe er dann aus nahezu allen Fraktionen gar keine Reaktion mehr bekommen. „Stattdessen ist das im Sande verlaufen und im Ordnungsausschuss kommt einfach eine Ablehnung“, so Rainer Hamm. Eine gute Zusammenarbeit funktioniere anders.