Hospital: Jetzt stehen Kündigungen ins Haus

Zwischen 50 und 75 volle Stellen müssen gestrichen werden. Suche nach einem Träger läuft weiter.

Kempen. Im finanziell angeschlagenen Hospital zum Heiligen Geist stehen Kündigungen bevor. „Wir sind gezwungen, etwa 50 bis 75 volle Stellen zu streichen“, sagte am Mittwoch Aufsichtsratsvorsitzender Karl Hensel.

Im Haus herrsche „ein Überhang an Personal“. „Wir sind personell auf 279 Betten ausgerichtet“, ergänzte der kommissarische Geschäftsführer Ralf Barian. „Im Durchschnitt sind aber nur rund 150 Betten belegt.“ Deswegen müsse auch die Bettenzahl reduziert werden.

Im Hospital arbeiten 540 Menschen — verteilt auf etwa 350 Vollzeit-Stellen. „Die Kündigungen werden querbeet alle Bereiche treffen“, machte Hensel deutlich. „Ärzte, Pflegepersonal und Verwaltung.“

Die Mitarbeiter wurden am Mittwoch über die bevorstehenden Kündigungen informiert. „Jetzt werden wir viele Gespräche führen und mit der Mitarbeitervertretung (MAV) einen Sozialplan erstellen“, so Barian.

„Das Ganze ist bedauerlich. Aber wir kommen jetzt nicht mehr daran vorbei“, kommentierte Karl Hensel. Andernfalls könne das Hospital seine Liquidität nicht mehr aufrechterhalten — und es drohe ein Insolvenzverfahren.

Um Entlassungen zu vermeiden, wollte die Geschäftsführung die Gehälter ab 1. Januar um 15 Prozent kürzen — bei gleichzeitiger Arbeitszeitkürzung um 15 Prozent. Zudem sollten die Mitarbeiter auf eine tarifliche Einmalzahlung sowie auf das Urlaubsgeld 2011 verzichten. Außerdem wollte man das Weihnachtsgeld 2011 erst 2012 über zwölf Monate stunden.

„Dieses Paket haben wir geschnürt und als Antrag an die Tarifkommission des Caritas-Verbandes gestellt — mit Zustimmung der MAV“, so der Aufsichtsratschef. Am Dienstagnachmittag kam dann aber die Ablehnung von der Aachener Kommission — die erforderliche Dreiviertel-Mehrheit war nicht zustande gekommen.

„Eine Begründung haben wir nicht bekommen. Da wird es auch keine geben, die Kommission ist zur Verschwiegenheit verpflichtet“, so Barian. Jetzt werden die ausstehenden Gelder im November und Dezember ausgezahlt. „Die Gehaltskürzungen hätten uns einen größeren Spielraum gegeben“, sagte Karl Hensel. Möglicherweise wären dann auch Mitarbeiter „von sich aus gegangen“.

Die derzeitige „angespannte Situation“ mache die Suche nach einem Träger nicht einfacher. Hensel: „Unsere Verhandlungsposition ist schlecht. Viele mögliche Partner sehen mit Erschrecken den Personalüberhang.“ Die Verhandlungen mit dem bisherigen Favoriten (Franziskus-Stiftung Münster) sind nach WZ-Informationen gescheitert. Endgültig zu den Akten wollte Hensel das Thema aber nicht legen: „Die Gespräche ruhen derzeit.“

Daneben befinde sich die Leitung des Krankenhauses mit „mehreren Trägern konfessioneller und privater Art“ in Gesprächen. Namen und „andere Wasserstandsmeldungen“ wollte Hensel nicht nennen.

Trotz der schwierige Lage sind Hensel und Barian zuversichtlich, „Ende des Monats eine tragfähige Lösung zu präsentieren“. „Das Hospital hat eine Zukunft — nur nicht in der bisherigen Form“, sagte Hensel.

Es müssten Abteilungen umstrukturiert und Kooperationen mit umliegenden Häusern eingegangen werden. Ein Haus mit etwa 200 Betten könne erhalten bleiben. Hensel: „Das Kempener Krankenhaus hat eine Existenzberechtigung in der Region. Wenn Belegschaft und Führung des Hauses zusammenstehen, kommen wir aus der Lage heraus.“