Digitalisierung an Schulen Kempener Eltern sollen für Schul-iPads zahlen

Kempen · Die digitale Ausstattung an Schulen soll besser werden. Die Tablets müssten aber die Eltern anschaffen.

Längst gehören iPads zum Unterricht dazu.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

(biro) Die Digitalisierung der Schulen schreitet immer weiter voran: Längst nutzen Lehrer und Schüler Tablets, um in den Schulen und daheim zu lernen, zu recherchieren, eigene Lernergebnisse mit anderen zu teilen und zu besprechen. Das gibt es inzwischen an Grund- wie weiterführenden Schulen in Kempen. Wie die Umsetzung im Unterricht funktioniert, sahen sich Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Vertreter der Politik kürzlich in der katholischen Grundschule Wiesenstraße an. Auch die Digitalisierungsbeauftragten der Grundschulen waren da. Sie befanden, die Schulen in Kempen seien insgesamt gut ausgestattet. Künftig würde man sich aber eine 1:1-Ausstattung wünschen, sagte Schulleiter Stefan Ungruhe, also dass für jedes Kind ein iPad da wäre.

Das wollen auch die Grünen. Sie hatten beantragt, dass die Stadt zum nächsten Schuljahr 2023/24 „digitale Lernmittel als Regellernmittel in der gesamten städtischen Schullandschaft“ einführt. Denn: „Digitale Fertigkeiten und Kenntnisse, der bewusste Umgang mit Informationen und soziale Kompetenzen in einer digitalisierten Welt sind Themenbereiche, die wir in unseren Schulen stärker fördern müssen und wollen“, begründeten Fraktionschef Joachim Straeten und die Stadtverordnete Monika Schütz-Madré den Antrag der Grünen.

Das kostet allerdings viel Geld. Für die Erstausstattung aller Schüler mit iPads hatten die Grünen mit rund 1,4 Millionen Euro im Jahr 2023 gerechnet, für die neuen Erst- und Fünftklässler dann ab 2024 mit rund 140 000 Euro. Die Verwaltung rechnet zusätzlich mit rund 48 000 Euro pro Jahr für das Managementsystem, mit dem die IT-Administratoren die Schul-Tablets verwalten, sowie einmalig etwa 40 000 Euro für die von den Schulen genutzten, kostenpflichtigen Apps. Hinzu kommt: Aktuell sind die Schulgebäude nicht dafür ausgerüstet, dass alle Schüler überall in den Gebäuden iPads nutzen – das W-Lan-Netz müsste weiter ausgebaut werden. Auch darauf machte die Verwaltung in ihrer Vorlage für die jüngste Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses aufmerksam. „Eine 1:1-Ausstattung mit Endgeräten als Schulträger alleine zu finanzieren, ist aus Sicht der Verwaltung nicht realisierbar“, lautete deshalb das Fazit der Verwaltung.

Sie machte der Politik einen anderen Vorschlag: Danach soll die Verwaltung prüfen, ob die 1:1-Ausstattung nicht mit finanzieller Hilfe der Eltern gelingen kann. Mit einer Pilotphase könnte man in Kempen zum Schuljahr 2023/24 mit einem Jahrgang je weiterführender Schule und einem Jahrgang in den Grundschulen starten. Ein ähnliches Pilotprojekt ist in Willich vorgesehen. Die Kempener Stadtverwaltung will die Ergebnisse ihrer Prüfung in der nächsten Sitzung des Schulausschusses der Politik vorstellen.

Diesem Vorschlag der Verwaltung gab die Politik in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am Dienstagabend einstimmig statt. Das sei der erste Schritt in die richtige Richtung, bewertete Monika Schütz-Madré die Entscheidung. Mit dem Antrag, alle Schüler direkt zum neuen Schuljahr ausstatten zu wollen, hätten die Grünen deutlich machen wollen: Es muss etwas passieren. Und das sei auch den anderen Fraktionen klar: „Alle sehen die Notwendigkeit. Die Finanzierung ist eine andere Geschichte.“ Nun müsse die Verwaltung prüfen, wie sich das Vorhaben mit Hilfe der Eltern finanzieren lassen, und welche Unterstützung es für Eltern gebe, die sich das nicht leisten könnten, denn: „Wir wollen, dass kein Kind hinten runterfällt.“