Junge Flüchtlinge bald im Antoniushaus
Anfang Februar könnten die ersten jungen Menschen auf dem Klostergelände einziehen. Die Schwestern freuen sich schon.
Mülhausen. Die Schwestern Unserer Lieben Frau können kaum erwarten, dass es losgeht. Im Coesfelder Mutterhaus hat Schwester Andrea Maria Schäfers aus Mülhausen das Signal bekommen, dass die Schwestern gerne etwas für Flüchtlinge tun wollen und das leerstehende Antoniushaus auf dem Gelände des Klosters Unserer Lieben Frau dafür prädestiniert wäre. Auch wenn sie schon älter seien, könnten sie doch noch etwas tun, schilderte die Geschäftsführerin der deutschen Provinz Kongregation Schwestern Unserer Lieben Frau gestern bei einem Pressegespräch.
Denn lange müssen die Schwestern nun nicht mehr warten. Wie berichtet, sollen im Antoniushaus bald bis zu 32 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut werden. Und die ersten könnten schon in der ersten Februar-Woche einziehen. Betreut werden sie dann von dem Jugendhilfeträger Schloss Dilborn. Die Verantwortlichen freuen sich, im Antoniushaus gute Voraussetzungen vorzufinden. Denn das Haus ist auf Jugendliche „eingerichtet“. Einzel- und Doppelzimmer stehen zur Verfügung.
Viel musste dort baulich nicht gemacht werden. Lediglich eine Brandmeldeanlage wurde installiert und eine Fluchttreppe nun von außen angebracht, um einen Notausgang vom zweiten Stock zu schaffen. Und eine Küche wird noch eingebaut, damit die Jugendlichen dort auch kochen können.
Wenn die jungen Menschen kommen, gelte es viele Fragen zu beantworten, so Guido Royé, Leiter der Einrichtung Schloss Dilborn. Zum Beispiel, ob es Geschwister gibt, wie der Gesundheitszustand ist und ob die Jugendlichen traumatisiert sind. Kreis-Jugendamtsleiter Lothar Thorissen freut sich, dass man mit Schloss Dilborn einen so erfahrenen Träger gefunden habe.
Schnell muss die Frage nach dem Schulbesuch geklärt werden. Nicht nur, weil die Jugendlichen in Deutschland schulpflichtig sind, sondern auch, weil ein geregelter Tagesrhythmus für die Jugendlichen wichtig ist. Von Seiten der benachbarten Liebfrauenschule sei die Bereitschaft da, eine Seiteneinsteigerklasse anzudocken, berichtete Lothar Thorissen. Dazu werden nun Gespräche geführt. Die Jugendlichen — erwartet werden vor allem junge Männer zwischen 14 und 18 Jahren — würden eine hohe Motivation mitbringen, so Guido Royé.
Neben der Schule sei auch eine Integration in das Gemeindeleben sehr wichtig. Es sei auch möglich, als „Pate“ den jungen Menschen eine Brücke in die Gesellschaft herzustellen. Die Ehrenamtler würden damit nicht allein gelassen, sondern durch die Fachkräfte begleitet. „Es gibt immer wieder Sachen, die man übersetzen muss“, so Royé.
In Brüggen habe man sehr gute Erfahrungen gemacht. Das Engagement von Bürgern und Vereinen sei groß. Für Grefrath zeigte sich Bürgermeister Manfred Lommetz optimistisch — die Gemeinde hat schon einiges an ehrenamtlichem Engagement von Sportvereinen, verschiedenen Organisationen und Bürgern vorzuweisen.
Es sei ein Vorteil, dass die Gemeinde schon Erfahrungen mit Flüchtlingen habe, so Royé. Um Ressentiments gar nicht erst aufkommen zu lassen, wolle man die Leute im Ort einladen, sich die Räume einmal anzusehen und die Jugendlichen früh in die Gemeinde zu integrieren.
Für den Jugendhilfeträger ist es nun eine große Herausforderung, Fachkräfte für die Betreuung zu gewinnen. „In den kommenden Wochen suchen wir verstärkt pädagogische Mitarbeiter“, so Royé. 24 Stunden am Tag ist eine Betreuung gewährleistet. Bei 32 Jugendlichen seien das 20 bis 25 Fachkräfte, die da gebraucht würden, hinzu komme pädagogisches Personal.
Land und Bund haben eine Quote für die Verteilung der minderjährigen Flüchtlinge festgelegt, die für den Kreis Viersen 68 Plätze fordert. Mit den nun 39 geschaffenen Plätzen — neun im Schloss Dilborn in Brüggen — und den bereits genutzten Ressourcen habe der Kreis diese Quote noch nicht ganz erfüllt, sei jetzt aber für den ersten Ansturm gerüstet und habe Zeit, weitere Möglichkeiten zu erarbeiten.