Bürgermeister-Kandidat Kempen: 97,8 Prozent für Dellmans von SPD und Grünen
Kempen · 45 von 46 Mitgliedern von SPD und Grünen wählten den parteilosen Christoph Dellmans zu ihrem Kandidaten.
Mit dem Ergebnis konnte Christoph Dellmans mehr als zufrieden sein. Mit nur einer Enthaltung, also 97,8 Prozent, wählten SPD und Bündnis 90/Die Grünen ihn am Donnerstagabend im Technologie- und Gründerzentrum (TZN) zu ihrem Kandidaten für die Bürgermeisterwahl 2020. 20 der 20 anwesenden Grünen und 25 der 26 anwesenden Sozialdemokraten stimmten in ihren Sitzungen für Dellmans. Dieser hatte sich zuvor in einer gemeinsamen Sitzung um die Kandidatur beworben.
Eine ganze Stunde nahm er sich für seine Bewerbungsrede Zeit und dabei wurde deutlich, wie wichtig es ihm ist, Ernsthaftigkeit und gute Vorbereitung unter Beweis zu stellen. Er benannte nicht nur seine fünf zentralen Themen – Entwicklung der Verwaltung, Bildung, bezahlbares Wohnen, Stärkung der Wirtschaft und Klimaschutz –, sondern hatte auch eine ganze Reihe „kleinerer“ Themen von der Sportanlage in St. Hubert über Denkmalschutz und Burg bis hin zu notwendigen Verbesserungen bei Bus und Bahn auf dem Programm.
Seine Ideen kamen bei den Zuhörern gut an, wie ein Jugendfreizeitheim in der Johannes-Hubertus-Schule, ein Seniorenheim in Verbindung mit einer Kita oder der Vorschlag, den Königshüttesee zu öffnen. Ebenfalls Zustimmung erfuhr er für seine Absage an eine Zusammenarbeit mit der AfD, denn er zweifle daran, dass diese demokratisch agiere.
Zunächst ging es aber um die Verwaltung. Er wolle im Wahlkampf nach vorne blicken, sagte Dellmans. Einen Verweis auf die Nicht-Wiederwahl von Dezernent Michael Klee und damit einen kleinen Hieb gegen die CDU gönnte er sich dennoch und bekam Applaus: „Der Politik muss klar sein, dass eine Verwaltung Schaden nimmt, wenn man öffentlich einzelne Personen in die Kritik nimmt.“ Und dass man die Verwaltung schwäche, wenn in einer Zeit des Umbruchs Wissensträger nicht wiedergewählt würden. Klee habe gute Arbeit geleistet, so Dellmans.
Die Verwaltung ist für den Pressesprecher der Stadt Kempen ein zentraler Punkt. Einiges will er verändern. „Mir ist bekannt, dass einige meinen, es sei wünschenswert, dass ein Bürgermeister ‚von außen‘ komme“, so Dellmans. Er selbst sieht aber seine Erfahrung in der Verwaltung und in der Stadt als Vorteil. Bisher habe er noch nicht die Position gehabt, um gestalten zu können. „Die Zeit ist nun gekommen, das Zepter in die Hand zu nehmen.“
Die Schulsanierung ist ein weiteres wichtiges Thema. Dellmans hinterfragt, ob die Stadt aktuell auf dem richtigen Weg ist. Er will neue Ideen einbringen: „Wieso nicht eine große Containerlösung, in der eine ganze Schule Platz findet?“ Schule für Schule könne so leer gezogen und saniert werden. Der Schulcampus könne sich weiter öffnen, vielleicht für die Stadtbücherei im Altbautrakt der Martinschule. Ins Franziskanerkloster könnte die VHS einziehen und die Burg wäre leer für weitere Planungen.
Auch die Kitas will Dellmans innovativ aufstellen, baulich wie personell. Öffnungszeiten bis 18 Uhr in Kitas und Schulbetreuung sollen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleisten.
Das Dauerbrenner-Thema bezahlbares Wohnen steht ebenfalls auf Dellmans’ Agenda. Ein „Weiter so“ wie im Kempener Süden gehe nicht. Was im Westen gebaut werde, müsse für den Mittelstand bezahlbar sein.
Für die Wirtschaft hat Dellmans einige Ideen: Gespräche mit Unternehmen, Betriebsbesichtigungen und ein weiterer Kümmerer. Betriebswohnungen könnten Unternehmen helfen, Fachkräfte zu finden. Dellmans hat dafür einen Teils des Griesson-de-Beukelaer-Areals im Auge. In Sachen Klimaschutz sei das Ziel in Kempen bis 2030 die Treibhausgasemissionen um 55 Prozent zu senken und bis 2050 CO2-neutral zu sein.
Christoph Dellmans warb bei SPD und Grünen darum, die Stadt gemeinsam zu gestalten. Langer Applaus und das anschließende Wahlergebnis zeigten, dass er die anwesenden Mitglieder von SPD und Grüne damit überzeugt hatte. Nun muss Dellmans die Wähler überzeugen.